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Rezension zu
Der gefrorene Himmel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der gefrorene Himmel

Von: Herta Gadalla
07.04.2021

Das Buch „Der gefrorene Himmel“ (orig. Indian Horse, 2012) von Richard Wagamese erscheint nun erstmals in deutscher Übersetzung von Ingo Herzke im Karl Blessing Verlag. Die Hauptperson in diesem Buch ist Saul Indian Horse, ein Mitglied der indigenen Bevölkerung, der seine Geschichte rückblickend erzählt. Er befindet sich in einer Entzugsklinik, in der er seine Geschichte zu Papier bringt. In diesem Roman sind autobiographische Züge von Richard Wagamese vorhanden, aber er lässt auch Erlebnisse von seiner Familie einfließen. Der Autor selbst ist auch ein Teil dieser First Nation in Kanada gewesen (starb 2017) und hat ebenso die Entwurzelung und den Rassismus gegenüber der indigenen Bevölkerung selbst erlebt. Er gehört, sowie der Protagonist, zum Stamm der Ojibwe-Indianer und weiß über die Kultur und Riten dieses Stammes bestens Bescheid ebenso über die indigene Kultur Kanadas. Saul ist also ein Ojibwe-Indianer und lebte bis zu seinem acht Lebensjahr bei seiner Familie. Dort lernte er alles über Riten, Bräuche und den Erzähltraditionen seiner indigenen Herkunft. Vor allem seine Großmutter übt einen großen Einfluss auf ihn aus. Doch dann wird er von seiner Familie getrennt und kam in ein staatliches Kinderheim/Schule, den „Residential Schools“. Diese Schulen wurden von katholischen Priestern und Nonnen geführt, wo die Kinder eine Umerziehung erfahren haben, die mit starker physischer, psychischer und sexueller Gewalt stattfand und die dementsprechende Spuren bei diesen Kindern hinterließ. Diese Schulen dienten dazu die indigene Bevölkerung an die kanadische Zivilisation anzupassen – zu assimilieren. Während dieser Zeit ist es Saul auch strengstens untersagt seine Muttersprache zu sprechen und keinen Kontakt zu Familienmitgliedern zu haben. Das einzige, das ihm in dieser Situation vor der kulturellen Abwertung und dem Rassismus half, war das Eishockey spielen und konnte dadurch seiner derzeitigen Situation entfliehen. Dabei entwickelte er eine bestimmte Technik des Spielens und wird der beste Spieler unter den indigenen Mannschaften – er wird sogar als „Legende“ bezeichnet. Auch kommt er in eine indigene Pflegefamilie, wo er sich zum ersten Mal angenommen fühlt. Als er nun für ein kanadisches Team angeworben wird und zu spielen beginnt, erfährt er wieder sehr bald Rassismus und Ausgrenzung sowohl von seinen kanadischen Mannschaftskameraden als auch vom Publikum. Obwohl Saul durch das Spiel an Selbstvertrauen gewann hörte er schließlich auf professionell Eishockey zu spielen und schlägt einen anderen Weg ein. Diese Lektüre hat mich sehr beeindruckt und ist meiner Meinung nach feinfühlig und mit sehr klarer Sprache geschrieben. Richard Wagamese bleibt auch sehr sachlich und wird nicht emotional, wenn er über die Themen wie Rassismus, Gewalt und Missbrauch schreibt und behält sich dadurch eine Objektivität. Somit finde ich das Buch sehr empfehlenswert und der/die LeserIn wird Gefallen daran finden. Selbst LeserIn, die sich für die indigene Kultur und Geschichte Kanadas interessieren wird es ein bereicherndes Buch sein. Auch möchte ich noch das Nachwort von Katja Sarkowsky erwähnen, das äußerst lesenswert ist und viel geschichtliche Details zum Buch liefert. Dadurch werden die eine oder andere Stellen im Buch besser verständlich.

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