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Rezension zu
Wir bleiben noch

eigentlich ganz normal - und trotzdem das Ende

Von: Blondschopf10000
21.03.2021

Daniel Wisser ezählt von Victor, dem selbsternanntenletzten Sozialdemokrat einer österreichischen Familie, die sich aufgrund innerer Streitigkeiten auch wegen seiner jüngst eingegangenen Beziehung zu seiner Cousine und einem vermeintlich ungerechten Erbe bis aufs letzte zerstreitet. Die Figur der Cousine Karoline erscheint während des gesamten Buches (obwohl durchgängig von der Beziehung erzählt wird, s. "WIR bleiben noch") sehr blass, vmtl. gelang es dem männlichen Autor nicht wirklich, die femininen Emotionen und Gedanken zu greifen und aufs Papier zu bringen. Victor scheint dagegen tatsächlich einigermaßen aus der Zeit gefallen: er meint, nicht mehr arbeiten zu müssen, lebt von seinem Ersparten, das er dann jedoch für die Scheidung von seiner Frau und den Hauskauf für seine neue Freundin nahezu vollständig aufbraucht. Seine Gedanken und Erzählungen bestehen zu 80% aus Erinnerungen an seine Kindheit und Geschichten aus den Vorgenerationen seiner Familie. Zum Bild passt, dass er sich aller moderner Technik verweigert, den Tag vor allem mit Lesen von Romanen verbringt und ihm jede Möglichkeit recht ist, die Verbindungen zu seiner Vergangenheit in Wien (Exfrau, Freunde, Beruf, Haus, Mutter) schnellstmöglich zu kappen. Wie er und Karoline zueinander finden bleibt daher sicher nicht ohne Absicht im Buch ausgespart - man kann es sich schlichtweg nicht recht vorstellen. Schließlich führen die beiden Abseits der Stadt und der Familien ein recht normales, zurückgezogenes Leben, das (auch erzählerisch) nur dadurch unterbrochen wird, dass sie beide von der Vergangenheit doch immer noch mal heimgesucht werden (Tod der Mutter, Erbstreit, Heirat). Im Wesentlichen besteht das Buch aber aus Erinnerungen an vier Generationen österreichischer Sozialisten, dem Lamentieren über die Veränderungen (auch politischer Natur) der Gegenwart und einer Liebe, die sich all diesen Widrigkeiten entgegenstellt und bietet so einen interessanten Einblick in die Dorfzimmer Österreichs der Jahre 2018/19.

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