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Rezension zu
Räuber

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Empathisch

Von: Karla
21.03.2021

Was mich dazu brachte dieses Buch aufzuschlagen und was mich am Ende auch von dem Buch überzeugte, ist das für einen Roman doch ungewöhnliche Thema: der großstädtische Immobilienmarkt. In den Nachrichten omnipräsent, ist Eva Ladipo für mich die erste Autorin, die im Berliner Wohnungswahnsinn Potenzial für einen unterhaltsamen Roman erkennt - das Buch zeigt, dass sich ihr Mut lohnt. Dabei ist das Thema nicht nur Kulisse und oberflächlich angeschnitten. Ladipo schreckt nicht davor zurück juristische Fachbegriffe zu verwenden und komplexen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen eine wichtige Rolle zu geben. Sie erklärt es nur alles so, dass es verständlich und Grundlage für einen Roman wird, der trotz trockenem, unliebsamen Thema spannend und emotional ist. Das gelingt ihr vor allem durch die Figuren, die sie fein durchdacht und fassettenreich zeigt. Weder sind es die großen Helden, noch die eindeutigen Bösewichte, sondern alltägliche Menschen irgendwo dazwischen. Genau das macht sie nahbar. So kann ich als Leser verstehen, wenn der Bauarbeiter Olli mittellos und von der Gesellschaft abgehängt, bereit ist einen aussichtslosen Kampf für seinen und den Stolz seiner Mutter zu fechten. Ich kann nachempfinden, warum Amelie, Journalistin und zweifache Mutter, sich in diesen Kampf einmischt. Und ich kann dank des empathischen Schreibstils und Ladipos differenzierendem Blick auf das Thema sogar die Perspektive des in dieser Geschichte mutmaßlich bösen Immobilienhais nachvollziehen. Mir bleibt keine andere Wahl als über die stolzen, aber nicht langatmigen 544 Seiten hinweg mitzufühlen und zu fiebern, gespannt darauf, wie dieser vermeintlich bereits im Vornherein entschiedene Kampf von David gegen Goliath am Ende ausgeht. Ich wurde damit von Anfang bis Ende viel besser unterhalten, als ich vorher zu hoffen gewagt hatte. Das Thema macht das Buch keineswegs trocken, sondern wirbt vielmehr für mehr von Vorurteilen befreite Empathie zwischen Menschen aller Gesellschaftsschichten und macht auf seine ganz eigne, unterhaltsame, aber gut recherchierte, tiefgreifende Weise auf das Thema Verdrängung und Wohnungsnot aufmerksam.

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