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Rezension zu
Im Namen der Lüge

So nah an der Realität

Von: Laberladen Blog
19.03.2021

Darum geht's: Melia Khalid arbeitet beim Verfassungsschutz in Düsseldorf und ist zuständig für Linksextremismus. Als ein Strategiepapier auftaucht, in dem eine Wiederbelebung der RAF geplant wird, zweifelt sie das an. Es kommt ihr merkwürdig vor, dass nur bestimmte Leute von diesem Papier wissen, viele Gruppen aber noch nie davon gehört haben. Melia ist grundsätzlich misstrauisch allen und jedem gegenüber, denn auch sie weiß von Spitzeln für den Verfassungsschutz und absichtlich verdrehten Fakten. Der Mord an einem jungen Mann, der zeitgleich geschieht, scheint eine Eifersuchtstat zu sein. Allerdings wäre diese Erklärung im Milieu der Reichsbürger und einem Mordopfer, der ein Buch über diese Gruppierung schreiben wollte, nicht zu kurz gegriffen? So fand ich's: Melia Khalild steht zwischen starrer Behördenhierarchie und Befehlsstruktur und andererseits geheimen Informationen und Aktionen, die man selbst den eigenen Kollegen nicht offenbaren darf. Man kennt sich selbst im Büro nur unter Decknamen. Es wird nicht im Team, sondern eher gegen einander gearbeitet. Melia selbst ist eine interessante Persönlichkeit, das uneheliche Kind einer Somalierin und eines hochrangigen Politikers, was sie am liebsten verschweigen würde, und sie wird immer mal selbst für eine Links-Aktivistin oder eine Praktikantin gehalten. Doch sie ist gut in ihrem Job, lässt sich nicht abspeisen und hat sich bald an dieser angeblichen Neuauflage der RAF festgebissen. Im Mordfall des jungen Mannes, der über die Reichsbürger berichten wollte, ermittelt Vincent Veih, dessen Mutter früher der RAF angehörte. Vincent ist ein gesetzestreuer Beamter und seine Ansichten kollidieren oft mit denen seiner Mutter, auch wenn sie inzwischen ein ganz gutes Verhältnis haben. Brigitte Veih ist jedoch immer noch im Blick des Verfassungsschutzes und Vincent sitzt zwischen den Stühlen. Die Handlung ist perfekt eingewoben in die tatsächliche RAF-Geschichte. Es fallen Namen, die man kennt, tatsächliche Ereignisse werden ein wenig umgedeutet und schon passen sie genau in die Romanhandlung und man kennt typische Reaktionen und Verhaltensweisen der Romanfiguren aus den Nachrichten. Die Realitätsnähe hat mir so manche Gänsehaut beschert und man hat oft das Gefühl, über tatsächliche Ereignisse zu lesen. Gute Recherche vermischt sich mit fiktiven Spannungselementen und hat mich total gefesselt. Meine eigenen Eindrücke über die Arbeit einer Behörde fand ich immer wieder bestätigt, dann kam ein bisschen düsteres Spionagefeeling dazu und verwischte das wieder. Melia verhielt sich manchmal impulsiv oder leichtsinnig und ich konnte mich weit mehr mit Vincent Veih anfreunden. Für spannende Unterhaltung haben sie aber beide gesorgt. Dieser Polit-Thriller ist wunderbar gelungen und bietet spannende Unterhaltung, ein paar Einblicke in den genau so möglichen Extremismus in Deutschland und ein oft bedrückend realistisches Bild aus Politik, Behörden und politisch motiviertem Verbrechen. Ich freue mich schon auf den frisch erschienenen zweiten Band dieser Reihe mit dem Titel "Die Stunde der Wut".

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