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Rezension zu
Klaras Schweigen

Vom Leben nach dem Krieg und einem gut gehüteten Familiengeheimnis

Von: Karin P.
16.03.2021

Miriam macht sich Sorgen um ihre Großmutter Klara: Die Seniorin hatte einen Schlaganfall und kann nicht mehr sprechen. Doch nach einigen Wochen findet Klara wieder erste, einzelne Worte – allerdings in französischer Sprache. Miriam hat keine Ahnung, woher Großmutters Sprachkenntnisse kommen. Doch das soll sich im Laufe des Romans ändern. Der Leser kann sich schon früher ein Bild davon machen, welches Verhältnis Klara zur französischen Sprache und zu einem bestimmten Franzosen hat. Denn im Roman wird abwechselnd von der Gegenwart im Jahr 2018 erzählt, also von der Zeit, in der Miriam das Geheimnis ihrer Großmutter entdeckt, und von der Nachkriegszeit, als Klara eine junge Frau ist und das Geheimnis seinen Anfang nimmt. Die Schauplätze sind jeweils Freiburg und Konstanz, also die deutsch-französische Grenzregion im Süden, und später dann auch die Bretagne. Um ehrlich zu sein: Man kann sich relativ bald denken, was das Familiengeheimnis ist und warum nicht darüber gesprochen wird – denn so ungewöhnlich oder spektakulär ist die Geschichte nicht. Interessant wird es vor allem durch die Kapitel, die in der Nachkriegszeit spielen. Wie das Verhältnis zwischen den französischen Soldaten und der deutschen Bevölkerung war, darüber hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Dieser Aspekt des Buches war für mich am spannendsten. Klaras Leben, beeinflusst durch ihren strengen Vater, wird glaubhaft erzählt; ebenso ihre Träume als junge Frau, ihre Ängste und ihre Motivation, eine entscheidende Wahrheit in ihrem Leben zu verheimlichen. Bald weiß der Leser oder die Leserin mehr über Klaras Vergangenheit als ihre Enkelin Miriam, die sich in der Gegenwart auf Spurensuche begibt. Gerade weil es um regelrechte Detektivarbeit geht, habe ich erwartet, dass die Kapitel, die im Jahr 2018 spielen, besonders spannend sind. Leider ist das nicht der Fall, was meiner Ansicht nach an der Figur der Miriam liegt. Von ihrer Persönlichkeit bleibt beim Lesen so wenig hängen, dass sie für mich nicht richtig greifbar war. Obwohl Miriam in meinem Alter ist, in einer ähnlichen Lebenssituation, konnte ich mich überhaupt nicht mit ihr identifizieren. Ihre Beweggründe, ihre Erwartungen, ihr Alltag und ihre Träume sind mir überhaupt nicht klar geworden. Sie wirkt nicht unsympathisch oder seltsam, aber sie ist für meinen Geschmack zu austauschbar, als dass sie als eine der Hauptfiguren Leseanreize gibt. Etwas ärgerlich habe ich es empfunden, dass die Spurensuche zum Teil unlogisch dargestellt wird. So gibt es einen Punkt in der Geschichte, an der Miriam Dinge erfährt, die sie meines Erachtens nach fast sofort zur Auflösung des Geheimnisses geführt hätten. Stattdessen geht Miriam diesen Hinweisen nicht weiter nach, sondern verfolgt kompliziertere Strategien. Das hat mir etwas die Lust am Buch genommen, da es mir so vorkam, als sollte die Auflösung künstlich hinausgezögert werden. Weil es leicht zu lesen ist und es trotz einiger Ungereimtheiten stetig vorwärtsgeht in der Geschichte, habe ich das Buch dennoch sehr schnell durchgelesen. Ich wollte auch unbedingt wissen, ob alles, was man als Leserin an Erkenntnissen gewinnt, dann am Ende auch stimmt, sobald das letzte fehlende Puzzlestück erzählt wird. Für ein entspanntes Lesewochenende oder als Urlaubslektüre kann man das Buch also durchaus genießen. Allerdings: Lange im Gedächtnis wird es mir nicht bleiben, dazu ist die Geschichte zu unspektakulär.

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