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Rezension zu
Kugelblitz

Vor den drei Sonnen...

Von: Nachtwandlerin
07.12.2020

Ich tauche sonst eher selten in das Genre Sciene-Fiction ab, aber ich habe Cixin Liu (wieder einmal) schon im Studium kennengelernt und war sehr begeistert, dieses Buch beim Bloggerportal als Rezensionsexemplar zu sehen. Außerdem finde ich die Theorien zu Kugelblitzen faszinierend und unheimlich zugleich, seitdem ich als Kind das erste Mal davon gehört habe. Ich habe die Trisolaris-Reihe, die Cixin Liu bekannt gemacht hat, noch nicht komplett gelesen. Aber ich bin froh, dass ich jetzt mit „Kugelblitz“ angefangen habe. Das Buch wurde bereits vor 20 (!) Jahren veröffentlicht. Die Ideen dazu hatte der Autor bereits seit den 80ern und diese deutsche Ausgabe ist tatsächlich die deutsche Erstausgabe. Ich finde die Ideen hinter der Trisolaris-Reihe echt interessant (und beängstigend) und auch bei diesem Roman läuft einem bei einigen Szenarien eine kalte Gänsehaut den Rücken hinab. Das Cover zu diesem Werk und allen anderen, die im Heyne Verlag erschienen sind, gefallen mir richtig gut und passen perfekt zu Sciene-Fiction-Romanen. Die Inhaltsangabe ist tatsächlich mal eine, die nicht zu viel von der Handlung verrät. Diese ist unheimlich komplex und teilweise sehr wissenschaftlich, weshalb man auch mal Google befragen muss, um weiterhin durchzusteigen. Der technische Aspekt steht an einigen Stellen ganz schön im Vordergrund – aber dafür ist es halt Science-Fiktion. Viele moralische und gar philosophische Themen werden aufgegriffen und sind in die Überlegungen rund um die Kugelblitze und ihre Verwendung eingeflossen. Gibt es Kugelblitze wirklich oder waren alle Sichtungen nur Halluzinationen? Was sind sie überhaupt? Woraus bestehen sie? Wie erzeugt man sie und kann man das überhaupt? Wie kann man sie nutzen? Dazu hat sich Cixin Liu seine ganz eigene Antwort gebildet. Leider entsteht an einigen Stellen ein irgendwie witziger Effekt, da das Buch eben schon sehr alt ist. Zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung wurde es in der nahen Zukunft angesiedelt. Und in der befinden wir uns jetzt schon und natürlich ist alles ganz anders und die Wissenschaft auf Gebieten fortgeschritten, die man sich damals noch nicht denken konnte. Auf anderen Gebieten treten wir dagegen immer noch auf der Stelle. Ein bisschen wie mit „Zurück in die Zukunft“, wo die Zukunft auch schon zur Vergangenheit geworden ist. Die Trisolaris-Reihe ist das Sprungbrett des Autors in die westliche Welt gewesen, aber jetzt wird das hier zum Nachteil. Viele Rezensionen zu „Kugelblitz“ fallen negativer aus, da die Leserschaft schon die Trisolaris-Reihe gelesen hat, die chronologisch nach diesem Einzelband erschienen ist und nicht mehr damit zu vergleichen ist. Ich freue mich jetzt aber umso mehr darauf, sie mal komplett zu lesen. Was den Schreibstil angeht, kann ich die Übersetzung in diesem Sinne nicht beurteilen, aber es liest sich weitgehend flüssig. Über die ein oder andere Formulierung bin ich zwar gestolpert, aber meist hat alles gepasst. Einige Passagen bzw. Stimmungen haben mich gar an Haruki Murakami denken lassen, welche sehr schön und poetisch zu lesen waren. Am faszinierendsten (und das war sicher auch vom Autor so gewollt) ist aber nicht der Protagonist Chen oder das später auftauchende Genie Ding Yi, sondern die wissenschaftliche Femme Fatale Lin Yun. Eine junge, ehrgeizige Forscherin, die Chen von Anfang an bezaubert und sich voll und ganz der Kriegswaffenforschung verschrieben hat. Aber sie ist ein zweischneidiges Schwert und ebenso undurchschaubar wie gefährlich. Ich war erleichtert, dass sie nicht auf ein Dasein als sexy nerdy girl reduziert wurde, sondern womöglich der Charakter mit dem meisten Tiefgang des Buches geworden ist. Außerdem gefällt mir ihr strebendes, selbstbewusstes Wesen sehr. Obwohl einem der wissenschaftliche Aspekt ordentlich um die Ohren gehauen wird, war es sehr spannend, in diese Welt einzutauchen. An einigen Stellen, besonders am Anfang und in der Mitte, zog sich das Buch ein bisschen in die Länge. Außerdem wirkt Lin Yun stellenweise wie eine Art Übermensch, ein kalter, perfekter Roboter. Aber man muss bedenken, dass wir alles durch Chens Augen sehen und sie für ihn ein dermaßen faszinierendes Wesen ist, dass er sie fast schon vergöttert. Das Ende lässt aber genügend Platz, damit sie sich ihre Menschlichkeit zu 100 Prozent wieder eingestehen kann, und hat auch mich wieder versöhnlich gestimmt. Daher gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen und nenne das einen guten Einstieg ins Genre Science-Fiction und in das Gesamtwerk von Cixin Liu!

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