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Rezension zu
Die Rabentochter

Kaltes Land, kühles Herz

Von: Sympathie-Dixer
06.12.2020

Zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – das ist ein gängiges Grundmotiv in Büchern. Wenn die eine Schwester aber überhaupt kein Schuldempfinden kennt, während die andere von Schuldkomplexen geplagt wird, seit die Eltern zu Tode gekommen sind – dann sorgt das für eine durchweg spannende Lektüre. Aus ihrer Perspektive wird geschildert, wie die 26jährige Rachel Cunningham sich nach 15 Jahren selbstgewählter Zeit in der Psychiatrie auf den Weg zum abgeschiedenen Familiengrundstück, fast schon einem kleinen Naturpark mit See, Tannen, Felsen, Bären und viel Schnee, macht, um ihre neu entstehenden Zweifel an ihren bisherigen Schuldgefühlen zum Tod ihrer Eltern zu prüfen. Auf einer zweiten Zeitebene wird aus der Sicht der Mutter der verzweifelte Versuch der Familie geschildert, in der Abgeschiedenheit der Upper Peninsula von Michigan trotz der unterschiedlich herausfordernden Kinder ein normales Familienleben zu führen. Diese Ebene führt aber zwangsläufig auf die dramatische Bluttat vor 15 Jahren zu, die Rachel in der heutigen Zeit noch immer traumatisiert und bestimmt. Auf beiden Zeitebenen mehren sich sehr schnell die Hinweise, dass dies nicht gut ausgehen kann und geradewegs auf eine Katastrophe zuläuft. So wird man als Leser sehr schnell in einen Sog der Spannung hineingezogen, die einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. Außerdem kommt es zu einigen unvorhergesehenen Wendungen, so dass die jeweils nächstwahrscheinliche Möglichkeit nicht unbedingt den Schlüssel zur Aufklärung liefert. Besonders gefallen hat mir die plausible psychologische Darstellung einer Familie, die sich im jahrzehntelangen Ausnahmezustand einer offenbar unberechenbaren Tochter bemüht, nicht zugrunde zu gehen. Außerdem konnte ich einiges über Flora und Fauna im äußersten Nordosten der USA erfahren. Die Lektüre lohnt sich für jeden, der spannende Thriller liebt, bei denen Abgeschiedenheit, Familie, Märchengrusel, eine kleine Portion Mystik und vor allem Psychologie eine bedeutende Rolle spielen. Wer am Ende die Rabentochter ist, muss jeder Leser für sich selbst entscheiden. Der klug gewählte Buchtitel lässt sich je nach Deutung auf beide Töchter beziehen.

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