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Rezension zu
Anne auf Green Gables

Man kann sich auch mehr als hundert Jahre nach dem Erscheinen des Buches nicht seinem Charme entziehen

Von: Chridhe
12.11.2020

"Anne auf Green Gables" ist wahrscheinlich der kanadische Kinderbuch-Klassiker schlechthin. Das Buch wurde 1908 veröffentlicht; sieben Fortsetzungen, in denen Annes Leben bis zum Alter von Mitte fünfzig sowie das ihrer Tochter Bertha Marilla geschildert wird, folgten bis 1920. Inspiriert wurde die Autorin von einem Zeitungsartikel, der von einem Paar berichtete, dem versehentlich anstelle eines Waisenjungen ein Waisenmädchen geschickt wurde, das sie dennoch bei sich aufnahmen. Darüber hinaus verarbeitete die Autorin darin auch Erinnerungen an ihre eigene Kindheit auf den bäuerlich geprägten Prince Edward Islands Ende des 19. Jahrhunderts. Interessant ist auch, dass Anne auf Green Gables das Lieblingsbuch von Astrid Lindgren war und deshalb gewissermaßen Pate stand für deren Kinderbuch-Klassiker Pippi Langstrumpf. "Eins ist sicher: Wo dieses Kind ist, wird es einem niemals langweilig werden." Protagonistin des Buches ist die eingangs 11-jährige Anne Shirley. Die Eltern des Mädchens sind früh an Gelbfieber verstorben, woraufhin sich die Kleine in unterschiedlichen Pflegefamilien wiederfindet, in denen sie ein alles andere als glückliches Leben führt. Sie scheint nicht mehr als eine billige Arbeitskraft zu sein. Als sie schließlich in ein Waisenhaus kommt, verschlechtert sich ihre Situation weiter. Ihr Glück nimmt eine Wendung, als sie irrtümlicherweise zu dem unverheirateten Geschwisterpaar Matthew und Marilla Cuthbert geschickt wird. Obwohl die beiden eigentlich einen Jungen wollten, der den 60-jährigen Matthew bei der Farmarbeit unterstützt, erobert der Mädchen mit seiner ausufernden Fantasie und seinem schier unerschöpflichen Reichtum an Worten das Herz der Geschwister. Diese sind im Grunde genau das Gegenteil des kleinen Mädchens: Während dieses mit einem Staunen durch die Welt geht und deren Wunder bestaunt, führen die beiden ein zurückgezogenes Leben, sind schweigsam, eher nüchterne, bodenständige Menschen. Matthew ist zu Beginn der Geschichte sechzig Jahre alt. Er fürchtet sich regelrecht vor Frauen (und auch vor Kindern) und vermeidet es, wo möglich, mit anderen Menschen zu sprechen. Doch im Kontakt mit Anne zeigt sich, dass er eine romantische Seele hat und nur einen lebenslustigen Menschen brauchte, der seinen schützenden Panzer durchbricht. Seine Schwester Marilla scheint nur wenige Jahre jünger zu sein. Sie ist ein durch und durch realistischer, ordentlicher und ihre übersteigerte Reinlichkeit macht das Haus schon beinahe unheimelig. Doch als Anne ihre Ordnung durchbricht, zeigt sich bald, dass sie auch einen feinen Sinn für Humor hat und dass auch in ihr eine kleine Anne lebt, die es nur nicht gewagt hat, herauszukommen. Doch es verändert nicht nur Anne das Leben der ältlichen Geschwister, auch Matthew und Marilla formen den Charakter des Waisenkinds. Mit strenger Liebe und Disziplin unterstützen die beiden Anne dabei, zu einer fleißigen, intelligenten und unabhängigen jungen Frau heranzuwachsen, die ihre Fantasie zwar nicht verliert, aber dennoch lernt, diese zur rechten Zeit und konstruktiv einzusetzen. Über das Hörbuch Gelesen wird das Hörbuch von "Anne auf Green Gables" von der deutschen Schauspielerin Jessica Schwarz (*1977). Diese hat eine eher langsame Sprechweise, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass Kinder die Zielgruppe des Buches sind. Dennoch fällt dies nicht unangenehm auf. Schwarz spricht deutlich, legt jedoch gerade zu Beginn in deskriptiven Passagen Mikrosprechpausen ein, wo eigentlich keine hingehören. Darüber hinaus schlüpft sie nur ganz dezent in die einzelnen Figuren, erweckt aber die lebhafte Anne genauso vor dem inneren Auge des Hörers zum Leben wie die bissige Nachbarin Mrs Lynde oder den zurückgezogen lebenden Matthew. Mein Fazit: Anne auf Green Gables gilt zu recht auch heute noch als zeitloser Kinderbuch-Klassiker. Lucy Maud Montgomery erzählt die Geschichte mit sehr viel Liebe zu den Figuren, zum Land und zu der Zeit, in der die Geschichte spielt. Die Menschen, die Annes Leben prägen – ihre Familie, Freunde und Nachbarn –, sind allesamt liebenswert, die Dialoge unterhaltsam und amüsant, ihre Abenteuer berühren, bringen zum Lachen und zum Weinen. Man kann sich auch mehr als hundert Jahre nach dem Erscheinen des Buches nicht seinem Charme entziehen – selbst als Erwachsene nicht.

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