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Rezension zu
Aus der Welt

Zwischen tausend Spiegeln, vor dir selber falsch

Von: Benedikt Maria Trappen aus 55619 Hennweiler
02.11.2020

Wenn das 1998 in Norwegen veröffentliche, preisgekrönte Erstlingswerk von Karl Ove Knausgard (...) skandalverdächtig ist, dann sicher, weil das Vorzeigeland Norwegen Lehrkräfte einstellt, die nicht hinreichend qualifiziert sind. Die aus der Verzweiflung des neurotisch verstrickten 26 jährigen Aushilfslehrer Henrik Vankel hervorgehende Beziehung zu seiner 13 Jahre alten Schülerin Miriam dagegen befriedigt weder Voyeuristen, noch Moralwächter wirklich. Die Schilderung der Phantasien, Begierde und der einmaligen erotischen Begegnung nimmt nicht nur vergleichsweise wenige Seiten des mehr als 900 Seiten umfassenden Romans ein. (...)Anderseits aber ist das Licht, das diese, von der Allgemeinheit tabuisierte, nicht akzeptable Romantik und Begierde in die FInsternis seines neurotischen Lebens wirft, die einzige Hoffnung auf Authentizität. Henrik Vankel ist "aus der Welt" gefallen, eine Borderline-Persönlichkeit jenseits aller Unmittelbarkeit und Natürlichkeit, (...) ein Fremder. Was ihn von anderen Neurotikern unterscheidet, ist seine Gabe zu beobachten und zu schreiben (...) Wenn die Verunmöglichung der Freiheit eine Folge des normalen, konventionellen Lebens ist, kann der Weg zurück, zum Ursprung, die Aufhebung dieser "Erbsünde" nur ein Tabubruch sein.(...) Zugleich aber ist diese Versuchung der Begierde gegen besseres Wissen mehr: ein Bild für die Kurzsichtigkeit der Moderne, die das Wohlergehen der Erde für die Befriedung kurzsichtiger Genüsse und Begierden aufs Spiel setzt. Henrik Vankel ist damit kein bisschen unvernünftiger als die Möchtegermoralapostel unserer Zeit. Und das Wagnis, hinab zu tauchen in den Abgrund der Zeit, der uns alle bedingt, gewinnt ebenso mythologische wie vernunftkritische Dimensionen. (...) (aus: Benedikt Maria Trappen für "Yoga aktuell" und "Evolve")

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