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Rezension zu
Das Buch Ana

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Erneut grandioses Buch von Sue Mond Kidd

Von: Nord-seiten.de
27.10.2020

Sue Monk Kidd hat mich mit ihren Büchern in den letzten Jahren immer wieder begeistert und fasziniert. Sie schreibt auf unterhaltsame Weise über gut recherchierte Frauenfiguren, die sich innerhalb ihrer Zeit emanzipieren und so Außergewöhnliches leisten. Dabei sind es stets die Freundschaften zwischen den Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und sich Kraft geben. Die Bienenhüterin oder Die Erfindung der Flügel begleiten mich auch noch nach Jahren in der Erinnerung, so eindringlich waren die Figuren und ihre Geschichten. Ihr neuer Roman wählt ein zugleich ungewöhnliches wie für manche vielleicht provokantes Sujet: Was wäre, wenn Jesus Christus eine Frau gehabt hätte? Auf dieser Prämisse aufbauend entspinnt sie die Geschichte über Ana. Eine junge Frau aus der Umgebung von Nazareth, die in der engen Konvention ihres Elternhauses fast zu ersticken droht. Einzig ihre verwitwete Tante erkennt Anas Talent für Schriften und Worte. Sie ermutigt das junge Mädchen, in sich zu horchen und ihren Gedanken eine Stimme zu geben. Ana soll verheiratet werden – strategisch vorteilhaft für die politischen Pläne ihres Vaters und auch, weil ihr Bruder Judas seit Jahren für Unruhe sorgt und die Familie in Verruf bringt. Doch sieht sie ihre Bestimmung nicht in der Ehe oder dem Kinderkriegen und weigert sich, ihre Zustimmung zur geplanten Verlobung zu geben. Spätestens hier wird deutlich, wie wenig Selbstbestimmung und Spielraum es in der damaligen Gesellschaft rund um das Mittelmeer gab. Ana hat kaum eine Wahl – denn ihr Ungehorsam kann auf die brutalste Weise bestraft werden. Das wird ihr immer wieder vor Augen geführt. Sei es in Form ihrer Tante, die ihre Tochter mit zwei Jahren für immer verlassen musste, die Freundin, die grausam verstümmelt wird, oder sogar die reiche und verhältnismäßig einflussreiche Frau von Herodes Antipas, die schließlich vor einem Mordkomplott durch ihren Ehemann fliehen muss. Überall um sie herum sind Frauen, die sich nach einem selbstbestimmten oder wenigstens friedlichen Leben sehnen, doch durch die Gesetze und (Reinheits-)Regeln in ein starres Korsett gepresst werden. Dann lernt sie Jesus kennen und lieben. Eine sehr seltsame Leseerfahrung, dem jungen verliebten Mann als Love Interest in einem Buch zu begegnen. Sue Monk Kidd beschränkt sich aber in ihrem Buch konsequent auf den Menschen Jesus und hauptsächlich auf die nicht dokumentierten Jahre bis zu seinem Aufstieg zum Bewegungsführer. Es ist durchaus logisch, wenn man ein wenig mehr über die damalige Zeit und die Gebräuche kennenlernt, dass Jesus mit Anfang 20 heiratete und eine Familie gründete. Man begleitet ihn, aber vor allem Ana auf dem Weg zu selbstbestimmten Erwachsenen mit einem festen Glauben und Grundsätzen. Sie zweifeln gemeinsam viele Missstände an und bestärken sich gegenseitig partnerschaftlich auf ihrer Suche nach ihren eigenen Wegen. Ich bin erneut beeindruckt von der intensiven Recherchearbeit, die in der Beschreibung des Alltags und der Lebensentwürfe all der Figuren deutlich wird. Jede Figur ist gründlich durchdacht und in einem Werte- und Glaubenssystem verortet. Auf fast 600 Seiten begleitet man Ana durch ihr bewegtes Leben quer durch verschiedene Mittelmeerländer bis hin ins fortschrittliche Ägypten. So unterhaltsam und zugleich erhellend kann wirklich kaum jemand schreiben. Doch dieser Autorin gelingt es immer wieder, mich über sehr viele Seiten hinweg zu fesseln.

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