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Rezension zu
How To Be an Antiracist

Neutral zu sein reicht nicht!

Von: Freizeitdesperado
21.10.2020

Dieses Buch regt sehr dazu an, sich selbst zu hinterfragen. War mir nicht letzte Woche etwas unwohl, als ich nachts in einer einsamen Gegend an ein paar südländisch wirkenden Jugendlichen vorbei gehen musste? Habe ich mitbekommen, wie jemandem rassistisch beleidigt wurde und bin aus Angst oder Gleichgültigkeit untätig geblieben? Manchmal geht neutral bleiben oder sich heraushalten nicht weit genug. Vermutlich hat jeder seine Vorurteile, anerzogen oder durch Nachrichten gebildet, in denen Gewalt immer hervorgehoben wird. Wen interessiert schon eine Tageszeitung, in der es heißt, die überwiegende Mehrheit der Menschen lebt friedlich zusammen. Je spektakulärer die Schlagzeilen sind, desto mehr Auflage ist garantiert. Leider verzerrt eine derart zugespitzte und auf das Negative fokussierte Berichterstattung das Gesamtbild und fördert Rassismus. Ibram X. Kendi erzählt hier sehr viel aus seinem Leben. Er gibt Situationen wieder, in denen er Rassismus in unterschiedlichsten Formen erlebt hat, gibt aber auch zu, selbst Rassist gewesen zu sein. Er spannt einen Bogen von den ersten Sklaven, die nach Amerika verschleppt wurden, bis zur Präsidentschaft Trumphs, wo noch immer Menschen aufgrund Ihrer Herkunft und Hautfarbe benachteiligt werden. Zwei Zitate möchte ich an dieser Stelle gerne einfügen. Das eine betrifft hauptsächlich die Situation in den USA: "Anscheinend sind Schwarze Menschen dafür zuständig, die Ängste gewaltbereiter Polizisten zu beschwichtigen, ähnlich wie Frauen dafür zuständig sind, bei männlichen Vergewaltigern kein sexuelles Verlangen zu wecken. Wenn wir das nicht tun, sind wir selbst schuld, dass wir angegriffen werden, schuld an unserem eigenen Tod." Das zweite Zitat ist allgemein gültig und wohl eines, bei dem sich der ein oder andere wiedererkennen könnte: "Was ich mir ausmalte, gründete auf meinen tiefsten Ängsten und spielte für mich eine größere Rolle als das, was ich tatsächlich erlebte. Ich fühlte mich von Gewalt verfolgt - aber in Wirklichkeit wurde ich von rassistischen Vorstellungen verfolgt, die in meinem eigenen Kopf lauerten.“ Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, aber es lohnt sich. Ich würde allerdings jedem, der der englischen Sprache mächtig ist, raten, es in der englischen Ausgabe zu tun. Die deutsche Übersetzung geht, meiner Ansicht nach, gar nicht. Vor allem anfangs des Buches herrscht ein denglisches Kauderwelsch ("... von der Gleichstellung aller Races ..." / "... Idee der Color-Blindheit ..." / "... Definition einer racial Gruppe ..." / "Sobald ethnische Gruppen ins Blickfeld und unter die Macht von Race-Makers geraten, werden sie racialized."). Dann stören die ungewöhnliche Schreibweise ("nichtSchwarze") und Formatierung ("weiße Körper", wobei "weiße" kursiv und klein geschrieben wird - versus "Schwarze Körper", wo "Schwarze" in normaler Schrift und mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben wird) sowie der ein oder andere Rechtschreibfehler "rrasistiche Hierarchie" und unvollständige Satz ("Der Segregationist geht von sechs biologisch verschiedene Races."). Etwas hilflos und unnötig wirkt auf mich auch das Ersetzen der Bezeichnung "Neger" in Zitaten durch "N*" ("Die N* von der Goldküste ..."). Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich dem Buch - in der hier zu bewertenden, deutschen, Ausgabe - drei oder vier Sterne vergeben soll. Aufgrund der Schwächen dieser Übersetzung wären drei angemessen gewesen, aber dies würde dem Buch an sich und dem Autoren Unrecht tun, so dass ich mich letztlich doch zu vier Sternen entschieden habe.

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