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Rezension zu
NEBEL

Furioses Finale einer grandiosen Reihe

Von: Lesendes Federvieh
21.09.2020

Nach einem familiären Schicksalsschlag ist Kommissarin Hulda Hermansdóttir gerade an ihren Schreibtisch bei der Polizei Reykjavík zurückgekehrt, als sie von ihrem Chef mit einem besonders grauenvollen Fall betraut wird. Im Osten des Landes wurden in einem abgelegenen Bauernhaus mehrere Leichen gefunden, die dort schon einige Zeit unentdeckt lagen. Inmitten ihres persönlichen Albtraums ist es nun an Hulda aufzuklären, was sich an den Weihnachtsfeiertagen zugetragen hat, als das Bauernhaus durch einen Schneesturm vom Rest der Welt abgeschnitten war. Nachdem mir die beiden ersten Bände der rückwärts erzählten Hulda-Trilogie, „DUNKEL“ und „INSEL“, bereits ausgesprochen gut gefallen haben, war ich nun umso neugieriger auf das Grand Final, in welchem Huldas tragischer Schicksalsschlag im Zentrum des Geschehens stehen sollte. Hatte ich bei den vorherigen Teilen den abgeflachten Spannungsbogen bemängelt, so breitete sich hierbei in Windeseile eine eisige Gänsehaut über den gesamten Körper aus, die das gesamte Buch hindurch anhielt. Denn Ragnar Jónasson setzt mit seinem Thriller auf perfide Weise genau dort an, wo man die Wirkung besonders schmerzlich zu spüren bekommt: in der häuslichen Geborgenheit. Man wird Zeuge, wie ein Fremder inmitten eines Schneesturms kurz vor Weihnachten Zuflucht im abgelegenen Bauernhaus von Einar und Erna sucht, was sich für das Ehepaar bald als wahrgewordener Albtraum entpuppt, denn er verstrickt sich zunehmend in Lügen und schleicht mitten in der Nacht durch das Haus. Mit rasendem Herzklopfen und stellenweiser Kurzatmigkeit sind die Seiten nur so dahingeflogen, gerade weil man aufgrund des Prologs schon erahnt, dass sich vor der Kulisse des heimeligen, heiligen Weihnachtsabends etwas Schreckliches zutragen wird. Gleichermaßen nervlich angespannt und beunruhigt habe ich die eingestreuten Szenen von Hulda gelesen, denn aufgrund der rückwärtigen Erzählweise der Trilogie weiß man ganz genau auf welchen abscheulichen Abgrund das persönliche Drama um ihre zunehmend schweigsame, zurückgezogene Tochter Dimma zurast. Jene Machtlosigkeit , die einen stellenweise frustriert aufschreien lässt, sorgt für zusätzliches Grauen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Rückwärtserzählens einer Thriller-Trilogie lässt sich nun abschließend in einfachen Worten beantworten: Es hat sich gelohnt. Von Langeweile ob der bekannten anstehenden Ereignisse war nichts zu spüren, vielmehr fühlt man sich der eigenwilligen Protagonistin Hulda dadurch noch näher, weil man genau weiß wie sie zu der Person wurde, die sie nun ist, ohne dass sie es zu diesem Zeitpunkt selbst begreift. Mit „NEBEL“ geht eine grandiose Reihe zu Ende, die mich in ihrer Eindringlichkeit noch lange beschäftigen wird. Nach „DUNKEL“ und „INSEL“ hat Ragnar Jónasson mit dem unfassbar spannenden wie gruseligen „NEBEL“ ein furioses Finale hingelegt, welches einen würdigen Abschluss für die absolut lesenswerte Hulda-Trilogie bildet und genau dort ansetzt, wo es besonders schmerzlich ist: in der heimeligen Geborgenheit.

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