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Rezension zu
Blutige Nachrichten

Auch ein King wird älter und ruhiger

Von: Blaxy's little book corner
19.08.2020

Seit Jahrzehnten begeistert "Der Meister des Schreckens" eine generationenumfassende Fangemeinde. Im knapp jährlichen Abstand kann man sich darauf einstellen ein neues Werk von Stephen King in den Händen halten zu können. Leidet die Qualität darunter? - "Mal ja, mal nein" - würde meine ehrliche Antwort lauten. "Blutige Nachrichten" befindet sich im oberen Mittelfeld, meiner Ansicht nach... Gleich die erste Geschichte liest sich, als würde man nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen: vertraut, entspannend, voller Verheißung auf einen gelungenen Abend. Eine Erzählung, wie man sie von King kennt, mit ausgefeilten Charakteren, einer Menge Charme und dennoch angrenzend von allem bisher dagewesenen, da die Medien der Neuzeit neben der Thematik der Freundschaft eine große Rolle spielen. "Mr. Harrigan's Telefon" hat mich anfangs fast entzückt, jedoch bekam ich nach rund drei Viertel der Geschichte das Gefühl, als wolle der Großmeister nun schnell zum Ende kommen. Die Feinheiten verschwanden, dafür ging - ganz untypisch für Stephen King - mit einem Mal alles ganz schnell. Nichts desto Trotz hatte ich Spaß an dieser modernen Version einer Story a la "X Factor - Das Unfassbare". Die zweite Geschichte hat mich zunächst mit einem Fragezeichen über dem Kopf schwebend zurückgelassen. Was möchte uns Herr King denn hiermit sagen? "Chucks Leben" hat mir gefallen, das kann ich nicht leugnen, allerdings passen hier Anfang und Ende (oder eben umgekehrt ;) ) nicht ganz zusammen. Wer ein wenig Grübelei und vielleicht auch Wehmut mag, dem wird dieser experimentelle Ausflug bezüglich Lebensqualität gefallen. Wer Horror sucht, bekommt zwar Dank eines Kapitels einen kleinen Einblick, wird aber im Endeffekt enttäuscht sein. Die Titelgebende Geschichte "Blutige Nachrichten" ist das Herzstück dieser Novellensammlung. Eine indirekte Fortsetzung des 2018 erschienenen Romans "Der Outsider" - und auch hier bekommt man sofort den typischen Flair des erwähnten Vorgängers und der dazugehörigen "Mr. Mercedes"-Trilogie. ACHTUNG: Man sollte die vorangegangenen Bände gelesen haben! Nicht nur, weil man auf altbekannte Personen wieder trifft, sondern auch weil mehrmals inhaltlich Bezug auf die anderen Werke genommen wird. Das hilft nicht nur, um sich bei den blutigen Nachrichten zurechtzufinden, sondern verhütet auch die massive Spoilergefahr, sollte man noch Interesse an den Vorreitern haben! Die tragende Figur, Holly Gibney, sollte einem so ebenfalls schon bekannt und liebgewonnen sein; die gute Dame ist nicht nur etwas exzentrisch, ihr Wesen ist nahezu minutiös ausgebaut, was hier eventuell Neulinge abschrecken könnte. Nichts desto trotz wird hier jedoch abermals das gekonnte Erzählen einer ausufernden Alltagssituation und deren resultierender Schrecken unter Beweis gestellt - mir hat die Geschichte sehr gefallen. Das Schlusslicht bildet die Novelle "Ratte". Auch hier geht es sehr ruhig und nachdenklich zu - kein Schocker, kein Grusel. Dafür das wohlbekannte Gefühl, als würde dir ein Fremder im schummerigen Licht einer Kneipe eine durchaus interessante Geschichte erzählen, über die du noch auf dem Heimweg nachdenkst. Eines haben die vier Geschichten in jedem Fall gemeinsam: den klassischen Schreibstil Kings. Feinheiten, die ich im Laufe der Jahre zunächst schätzen und dann lieben lernte. Ich muss gestehen, ich fürchte ein wenig merkt man dem Großmeister wohl mittlerweile sein Alter an. Die Geschichten werden ruhiger; er besinnt sich auf die zwischenmenschlichen Dinge, auf die es im Leben ankommt und wird von Zeit zu Zeit melancholisch, während er seine Figuren über ihr Leben nachdenken und sinnieren lässt. Vielleicht geht es ihm ähnlich, was er nun anteilig in sein Lebenswerk einfließen lässt. Es wäre zumindest nicht untypisch für ihn als Autor private Gedanken und Erlebnisse beim Schreiben zu verarbeiten und reflektieren. Mir persönlich hat "If it bleeds", so der Originaltitel, ein paar schöne Lesestunden geschenkt. Zwar ist dieses Werk in seiner Gesamtheit kein Meisterwerk, aber mal etwas anderes. Immer das Gleiche wäre ja auch langweilig. ;)

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