Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Der Funke des Lebens

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine klare Empfehlung aber keine leichte Kost!

Von: Anna von liveyourlifewithbooks
31.07.2020

INHALT Der Polizeiunterhändler Hugh McElroy wird zu einer Frauenklinik in Jackson, Mississippi, gerufen. Ein verzweifelter Schütze war in die Klinik eingedrungen, hatte das Feuer eröffnet und die Anwesenden als Geiseln genommen. McElroy bereitet sich auf die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer vor, als eine schockierende Nachricht auf seinem Privathandy eingeht: seine 15-jährige Tochter Wren befindet sich ebenfalls in dieser Klinik. Obwohl der Unterhändler die Einsatzleitung abgeben sollte, arbeitet er weiter und setzt alles daran, um seine Tochter und die anderen Geiseln zu retten… Von Jodi Picoult habe ich bisher noch nichts gelesen, allerdings liegt ein Buch von ihr auf meinem SuB. Als ich den Klappentext von „Der Funke des Lebens“ gelesen habe, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Die Thematik hat mich sehr interessiert, da ich in meiner Meinung als Befürworterin von Abtreibungen eigentlich sehr gefestigt bin. Dennoch ist es nie ein Fehler sich auch die Argumente und Vorstellungen der Gegenseite anzuhören und genau das habe ich von diesem Buch erwartet. Die Geschichte beginnt mit dem Ende. Nicht komplett aber es ist klar, wie die Geiselnahme ausgehen wird. Denn Jodi Picoult erzählt dieses Buch von hinten nach vorne. Diese Erzählweise fand ich unglaublich spannend, weil vom Ende blieb ein kleiner Teil noch offen, deshalb wollte ich natürlich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Gleichzeitig ist es sehr spannend, wie all die unterschiedlichen Charaktere an diesen Punkt gekommen sind, an dem sie waren, als die Geiselnahme endete. Es sind so unterschiedliche Persönlichkeiten, die auf ganz unterschiedliche Weise die jeweilige persönliche Geschichte von den anderen Charakteren beeinflussen. Und all diese Zusammenhänge werden eben erst im Verlauf der Geschichte klar, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich wollte unbedingt herausfinden wie alles zusammenhängt, was die Charaktere verbindet, was sie trennt und wie sie zu denjenigen geworden sind, die sie am Ende (also am Anfang) des Buches dann sind. Jodi Picoult hat in ihrem Nachwort erzählt, wie ihre Recherche zum Thema Abtreibung war und ich habe unglaublichen Respekt vor ihr. Sie hat nicht nur Bücher zum Thema gelesen oder mit Ärzten gesprochen, sondern auch mit Frauen die Abtreibungen hatten, welche die absolut gegen Abtreibungen sind und sie hat sich auch unterschiedliche Abtreibungen angesehen. Das finde ich eine unglaublich tolle Recherche und auch für die Frauen, die sich bereit erklärt haben, bei ihrer Recherche teilzunehmen, habe ich meinen größten Respekt. So ist natürlich auch die Geschichte noch sehr viel authentischer, was mir, am Ende des Buches noch eine größere Gänsehaut bereitet hat. Die Geschichte ist aus neun unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Unter anderem kommt der Unterhändler Hugh zu Wort, der irgendwie versucht seine Tochter und seine Schwester vor dem Geiselnehmer zu retten ohne dass herauskommt, dass die beiden sich dort drin aufhalten, denn sonst hätte er die Leitung des Einsatzes abgeben müssen. Er erinnert sich an einige Details aus seiner Kindheit, seinem Leben mit seiner Ex-Frau und wie er sich liebevoll im Wren kümmert, die sein ein und alles ist. Ähnlich geht es Bex, seiner Schwester, die gemeinsam mit ihrer Nichte in der Frauenklinik ist. Auch ihre Sichtweise fand ich sehr interessant und vor allem am Ende wurde etwas enthüllt, das ich nicht erwartet habe. Ich fand die Beziehung zwischen Bex und Wren wirklich schön, weil Bex der Teenagerin die Mutter auf wundervolle Weise ersetzt. Es ist sehr schön, diese Beziehung durch die rückwertige Erzählweise kennen zu lernen und zu sehen. Ich habe die beiden direkt in mein Herz geschlossen und aus diesem Grund sehr mit ihnen mitgefiebert. Doch nicht nur die Geschichte der Familie hat mich sehr mitgenommen, sondern auch die der anderen Charaktere. Ein Arzt, der die Abtreibungen vornimmt, eine Krankenschwester, eine Abtreibungsgegnerin, eine ältere Dame und eine junge Frau, die frisch eine Abtreibung vornehmen hat lassen, sind von dem Geiselnehmer gefangen genommen worden. Sie alle haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun aber dies stimmt nicht so ganz, denn teilweise ist es doch so, dass sich die Lebenswege dieser Charaktere teilweise ähneln oder es verschiedene Berührungspunkte gibt oder gab. Teilweise habe ich als Leserin auch falsche Schlüsse gezogen, die dann erst nach und nach aufgeklärt wurden, da die Geschichte ja rückwärts erzählt wird. Eine Geschichte, die mich aber am meisten mitgenommen hat, war die von Beth. Die 17-jährige ist, zu Beginn des Buches (also eigentlich am Ende) wegen Mordes angeklagt, da sie online illegale Medikamente bestellte, um eine Abtreibung vorzunehmen. In Mississippi ist dies jedoch verboten und wird auch sehr streng geahndet. Das junge Mädchen ist am Anfang des Buches ganz allein, verzweifelt und voller Angst. Ihre Anwältin versucht sich um sie zu kümmern, doch ob sie ihr helfen kann, wird nicht klar. Ich habe sehr mit dem Mädchen mitgelitten, weil es sehr schön geschildert wurde und durch die Lücken, die ich als Leserin hatte, war es umso dramatischer. Ich wollte unbedingt wissen, wie Beth in diese Situation gelangt ist und ob es sich vielleicht noch auflösen wird, wie es mit ihr weitergeht. Grundsätzlich fand ich nicht nur die Erzählweise sehr spannend, sondern auch den Schreibstil von Jodi Picoult. Sie hat eine Art zu beschreiben, die mich sehr mitgenommen und von sich überzeugen konnte. Ich mochte die Art und Weise wie in die Handlung die Argumente für und gegen Abtreibungen eingeflochten wurden, war jedoch sehr überrascht wie dünn die Seite „Pro-Life“ ist. Ich fand die Argumente meist nicht sehr stark und weniger aussagekräftig, als die Seite „Pro-Choice“, auf der ich selbst auch stehe. Diese Seite wurde doch mit stärkeren Argumenten dargestellt und hat mich aus diesem Grund auch in meiner eigenen Meinung bestätigt. Ich fand es sehr interessant wie unterschiedlich die Abtreibungsgesetze in Amerika sind, das lässt sich ja nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen. Dennoch war es spannend zu lesen, was die Frauen in Amerika so durchmachen müssen, um eine legale Abtreibung zu erhalten und wie sehr die Menschen zu kämpfen haben, die sich für Abtreibungen aussprechen. Vor allem die Ärzte oder die Klinikleitungen, sind täglichen Schikanen ausgesetzt, was ich wirklich grauenvoll finde. Wenn ihr euch auch für dieses umstrittene Thema interessiert und gerne wissen möchtet, wie in Amerika mit Abtreibung umgegangen wird, dann macht ihr mit „Der Funke des Lebens“ nichts falsch. Es ist ein toll recherchiertes Buch, das beiden Seiten, die Abtreibungsgegner und -befürworter darstellt und aufzeigt, welche Dramatik sich innerhalb von einzelnen Familien abspielen kann. Jodi Picoult geht behutsam mit der Thematik um ist aber dabei sehr schonungslos. Sie beschönigt nichts, sie hält nichts zurück aber nutzt nichts davon um irgendwie zu schocken oder jemandem die eigene Meinung aufzuzwingen, was ich toll finde. Das Buch hat mich, trotz der Thematik, sehr gut unterhalten. Ich war komplett im Sog und habe vor allem die letzten 200 Seiten fast am Stück durchgelesen. FAZIT Dieses Buch ist keine leichte Kost. Man muss es aushalten können über Abtreibungen zu sprechen und auch nachzudenken. Jodi Picoult schont ihre Leser nicht, geht aber dennoch sehr gut mit der umstrittenen Thematik um. Ich fand die unterschiedlichen Perspektiven allesamt spannend und habe mit den einzelnen Charakteren sehr mitgefiebert. Die Erzählweise ist sehr ungewöhnlich aber sehr passend zum Thema, denn so entfalten sich all die Zusammenhänge erst am Ende und das, obwohl die Geschichte rückwärts erzählt wird. Klare Empfehlung!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.