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Rezension zu
Zwei Wochen im Juni

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Abschied nehmen im Sommer

Von: Weltenfuchs
23.06.2020

Dieses Buch passt wunderbar in diesen Monat, wie ihr am Titel erkennen könnt und ist eine sehr harmonische Erzählung, eine Geschichte über den Lauf der Zeit. Anne Müller erzählt von Ada, freiberufliche Künstlerin, in einer Affäre mit einem verheirateten Mann, ruheliebend und verträumt, und ihrer Schwester Toni, die sich im Lauf der Geschichte als das komplette Gegenteil von Ada entpuppt - diszipliniert, streng zu sich selbst, immer gut organisiert und mit Mann und Kindern sesshaft geworden. Im Kern zeigt der Roman eine Wiederannäherung der beiden Schwestern zu sich selbst und dem jeweils anderen und zeichnet somit ein beruhigendes Bild davon, dass alles schon irgendwie seine richtige Richtung findet, wenn man den Dingen Zeit gibt. Das Setting am Meer ist gut gewählt und scheint mit seinen Wellen fast wie eine Metapher für den Lauf der Zeit, wie sie in anderen Werken zu finden ist. Mich hat Gragaard verzaubert. Ich liebe Bauerngärten, alte Häuser und die Ostsee und da ich die Gegend um Kappeln, in welcher der Roman spielt (Gragaard ist jedoch fiktiv), ein wenig kenne, hat es sich fast wie Urlaub angefühlt, die Geschichte zu lesen. Es ist wie eine literarische Reise durch die Kappelner Umgebung, aber mit dem Vorteil, kein schief beäugter Tourist zu sein, sondern jemand, der überall erkannt wird, ein dort Aufgewachsener, Eingeborener. Anne Müller schreibt sehr atmosphärisch und vermittelt in ihrer Sprache eine solch wohltuende Ruhe, dass es scheint, als habe jedes Ereignis, sei es noch so unangenehm, schon irgendwie seine Richtigkeit. Jedoch gibt es auch die Melancholie. Sie zieht sich durch jede Seite, das langsame Abschiednehmen vom Haus, aber auch von der Mutter und der eigenen Kindheit. So wird Ada mit diesem Abschied ein Stück erwachsen - Toni jedoch gewinnt Jugendlichkeit zurück. Diese Entwicklung habe ich sehr spannend gefunden, weil darin so viel Mehrdimensionalität lag. Die Sachen der verstorbenen Mutter auszusortieren und sich von dem Haus zu trennen, in dem man aufgewachsen ist, ist für viele (inklusive mir) eine schwierige Aufgabe. Hier habe ich mir ein bisschen mehr Emotionen im Roman gewünscht, gerade das "Aufteilen" des Hausrats kam mir etwas ...mechanisch vor. Zwar wurde jedes Stück des Hauses mit einer Erinnerung verknüpft, aber hin und wieder war ich dann doch etwas verwirrt ob der gleichgültigen "Wenn du das nimmst, will ich dies haben"-Mentalität. Trotzdem konnte mich das Buch insgesamt überzeugen (Meer! Sommer! Garten!) und hat mir gerade in meiner eigenen ungewissen Zeit Trost gespendet. Übrigens kommt das Buch in sehr hübscher Aufmachung mit Lesebändchen daher, allein das tut schon gut :-)

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