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Rezension zu
Das Mädchen aus Glas

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Über die Kraft der Liebe

Von: Ulrike Lumpe
21.07.2020

Berlin, 1897: Elisa ist sieben Jahre alt, als bei ihr die Glasknochenkrankheit diagnostiziert wird. Seitdem führt sie ein sehr zurückgezogenes Leben in der Villa ihrer Eltern. Es gleicht fast dem einer Gefängnisinsassin. Elisas Vater, August von Treue, ein erfolgreicher Süßwarenfabrikant, hat für die Gefühle und Interessen seiner Tochter wenig übrig. Er sieht es zum Beispiel nicht gerne, dass sie sich für Literatur begeistert und es kümmert ihn auch nicht, wie es in ihr aussieht. Er will sie nur versorgt wissen. Die Mutter, Pauline von Treue, ist überfürsorglich, gönnt der zarten Elisa keine Privatsphäre und keinen Zugang zu einem gesellschaftlichen, unbeschwerten Leben mit all seinen Facetten. Sie bläut ihrer Tochter ein, dass überall Gefahren lauern, die ihr Knochenbrüche bescheren könnten. Kurzum: Elisas Eltern reduzieren sie auf ihre Behinderung und trauen ihr nichts zu. Mit fast 24 Jahren wird Elisa von ihrem Jugendfreund und Leibarzt Wilhelm Friedmann medizinisch betreut. Er weicht nicht von ihrer Seite. Die beiden hegen große Gefühle füreinander und leben eine heimliche Romanze. Bis Vater August eines Tages Louis Lindquist, Sohn des Privatbankiers Emil Lindquist, in die Villa einlädt. Die Eltern wollen eine Hochzeit mit Louis arrangieren, bei der das geschäftliche Wohlergehen beider Familienunternehmen im Vordergrund steht. Doch das Vorhaben stößt auf wenig Gegenliebe der Kinder. Louis ist ein Bonvivant. Er ist 25 Jahre alt und hat wenig Sinn für die Geschäfte seines Vaters. Sein Lebenswandel könnte nicht gegensätzlicher als Elisas sein. Er kostet das Leben in vollen Zügen aus, hat sein Studium geschmissen, zieht nächtelang mit seinen Freunden Hans und Rudolf um die Häuser und liebt die Frauen. Besonders die achtzehnjährige Rosalie von der Heyt, Tochter eines Fabrikanten für Kaffee. Die Väter dulden jedoch keinen Widerspruch: Emil Lindquist redet dem Sohn ins Gewissen und macht ihm klar, dass die Heirat den Fortbestand der Bank sichert. Außerdem droht er, den Spross hinauszuwerfen, sollte er die Auserwählte nicht ehelichen. Schließlich stimmt Louis der Vermählung zu. August von Treue besteht ebenso auf die Ehe, sodass auch Elisa gezwungen ist, Louis zu heiraten. Um die Situation erträglich zu gestalten, treffen die Jungvermählten nach der Hochzeit ein Abkommen. Offiziell sind sie zwar ein Paar, gehen jedoch getrennte Wege und genießen ihre persönlichen Freiheiten. Louis sichert sich so die Aufrechterhaltung seiner Liaison zu Rosalie, und Elisa sehnt die Treffen mit Wilhelm herbei. Was zunächst gelingt, scheitert ganz allmählich an den Gefühlen, die beide füreinander entwickeln. Aus Verachtung wird Liebe. Louis zeigt Elisa, was Lebensfreude bedeutet. Die junge Frau blüht auf. Geradezu beflügelt, entdeckt sie, welche Energie in ihr steckt, überwindet ihre Ängste und entfaltet ihre Schönheit. Louis bleibt dies nicht verborgen, sodass seine Zuneigung für Rosalie verblasst, und er zunehmend von Elisa fasziniert ist. Er sieht ihr wahres Ich, ihren Mut und ihre Stärke. Elisa erkennt in Louis wiederum einen sensiblen, jungen Mann, der weitaus mehr in sich trägt, als alle anderen ahnen. Es entsteht eine wunderbare Liebesbeziehung, die jedoch bald vom Ersten Weltkrieg und einer Offenbarung Rosalies überschattet wird. „Das Mädchen aus Glas“ ist ein wundervoller Roman. Julie Hilgenberg spinnt den Leser in eine Geschichte der vergangenen Zeit ein, der er sich nicht mehr entziehen kann. Die Handlung ist berührend und spannend zugleich. Mit der selten thematisierten Erkrankung, nämlich der Glasknochenkrankheit, unter der die Protagonistin leidet, greift die Autorin ebenso ein aktuelles Thema auf, das über den Umgang mit Betroffenen und auch Behinderten nachdenken lässt. Ein Buch über eine eindrucksvolle Frau und die Liebe, die alles möglich macht. Ich empfehle diese Geschichte ausdrücklich weiter!

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