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Rezension zu
Die Geschichtensammlerin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

...Worte können gefährlich sein.

Von: Franci Becker aus Ilmenau
07.06.2020

Jessica Kasper Kramer erzählt in ihrem Debüt "Die Geschichtensammlerin" eine tiefgründige, bewegende Geschichte aus Kindermund. Zum Großteil auf ruhige, dennoch intensive, Weise lässt sie die Ereignisse des Ceausescu Regimes & der folgenden Rumänischen Revolution 1989 aus der Sicht der zehnjährigen Ileana Revue passieren. Das Mädchen wächst in einer Zeit der Knappheit, Armut, Bespitzelung & Angst auf, jedes Wort kann folgen haben - & grade die sind es doch, die Ileana so viel Kraft geben, Freude bereiten: Wörter, denn die Kleine liebt Geschichten. Leidenschaftlich sammelt sie ihre eigenen, die ihres Vaters & Onkels aber auch jene, die sie aufschnappt, schreibt sie um, schreibt sie neu. Was Ileana im Verlauf lernen muss: manche Geschichten dürfen nicht erzählt werden. Das Mädchen war mir sofort unheimlich sympathisch: stur, witzig, intelligent. Trotz ihrer jungen Jahre hielt sie der Beeinflussung von Propaganda stand, klammerte sich stattdessen an ihren eigenen Glauben, an Hoffnungen & Worten fest. Ihre Liebe zu Geschichten & dem Schreiben sprudelte förmlich auf mich über. Dieses Buch wird authentisch aus der Sicht einer zehnjährigen erzählt, was mich, trotz der allgegenwärtigen bedrückenden Atmosphäre, manchmal Schmunzeln ließ - vor allem dank einem Märchen aus Ileanas Phantasie, das die erschreckende Handlung ab & zu unterbricht. Die Orte, die wir besuchen, die Zustände, die wir in diesem Roman erleben sind detailliert & bildlich dargestellt, so dass ich mich gedanklich im kommunistischen Rumänien wiederfand, auch die Gefahr & die konstante Anspannung ließ auf keiner der 352 Seite nach. Ich empfand ununterbrochen eine Beklemmung, während ich Ileana begleitete & die anderen Charaktere erlebte. Sichtbare Spannungsmomente mag man auf den ersten Blick nicht finden, jedoch geschieht auf leise, subtile & auch unterschwellige Weise so vieles, dass diese nicht von Nöten sind, um die Handlung interessiert, (an-)gespannt & auch mit Schrecken zu verfolgen. Jessica schafft es die Angst, den Terror auf eine märchenähnliche Art glaubhaft zu schildern. "Die Geschichtensammlerin" basiert auf wahren Begebenheiten, Tatsachenberichten aus dem Bekanntenkreis der Autorin, intensiver Recherche & einem Hauch schriftstellerischer Freiheit. Ein gelungenes Debüt, das Augen öffnet, Geheimnisse & Wahrheiten birgt. Erschreckend, Traurig & nichts, was man einfach vergisst!

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