Rezension zu
Im Wartezimmer der Unsterblichkeit

Im Wartezimmer der Unsterblichkeit ist eine Weltreise in Buchform. Alberto Guiliani stellt sich auf seiner Reise, zu der er uns einlädt ihn zu begleiten, einem gewaltigen Thema: Wie kann es mir gelingen mit meinen Ängsten vor dem Tod und dem Sterbeprozess, mit Ängsten vor Leid oder der möglichen Bedrohung durch eine menschenverschlingenden Katastrophe umzugehen. Dabei gelingt es ihm ausgezeichnet, die Stimmen der durch ihn interviewten Wissenschaftler, deren Klienten oder Mitarbeiter/innen und der eigenen Perspektive darzustellen. Während ich dieses Buch las habe ich mich konfrontiert gesehen mit Themen wie dem Klonen von Lebewesen, dem Leben mit künstlicher Intelligenz in Mensch- oder Tierform, dem Leben in abgelegensten Gegenden und großer Isolierung, den Ideen der Kryonik, dem möglichen Über-Leben in Bunkern sowie der Innenschau verschiedenster Menschen, ihren Ängsten und ihren Bewältigungsideen. Skurrile Visionen, skurrile bereits realisierte Umsetzungen, von denen ich wenige jemals so packend beschrieben erlebt habe, haben mich während des Lesens intensiv mitgerissen. Die dargelegte Exzentrik wurde durch wohltuend menschliche Reflektionen und Betrachtungen des Autors für mich zu einem runden Leseerlebnis. Guiliani ist ein professioneller Journalist. Sein Schreibstil ist ansprechend, seine Wortwahl fein und ausgewogen. Ich konnte mitfühlen und gleichzeitig eine eigene breite Gefühlspalette während des Lesens erfahren. Leser/innen, denen die Bücher von Robert Macfarlane gefallen, werden von Alberto Guiliani begeistert sein, ebenso wie Science Fiction Leser oder Leser gut geschriebener Reportagen. Im Wartezimmer der Unsterblichkeit gehört für mich eindeutig zu den Lesehighlights dieses Jahres!