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Rezension zu
Sengendes Licht, die Sonne und alles andere

Jon Savage: “Sengendes Licht, die Sonne und alles andere – Die Geschichte von Joy Division“ (Heyne Hardcore)

Von: Christian Funke
27.04.2020

Joy Division war eine Post-Punk-Band aus Manchester, die von 1976 bis 1980 aktiv war. Sie gilt als Wegbereiter des New Wave und Gothic Rock und schufen sich mit lediglich zwei Studioalben (Unknown Pleasures und Closer) einen dauerhaften Platz in der Musikgeschichte und beeinflussten viele heute populäre Bands. Für mich, auch wenn ich aufgrund der späten Geburt die Band nie live sehen konnte (bei Auflösung der Band war ich gerade mal 8 Jahre alt und an jeglicher Musik noch völlig desinteressiert), kann ich Joy Division als einen kulturellen Befreiungsschlag betrachten. In Zeiten der damals populären Neuen Deutschen Welle schlug Joy Division bei mir eine Seite an, die nicht nur lange nachklingen sollte, sondern den Blick auf einen gänzlich anderen musikalischen Stil, der gleichzeitig ein aussagekräftiges Bild des persönlichen Innenlebens darstellen sollte, lenkte. Aus einer gutbürgerlichen und eher konservativen Familie stammend, gab die Musik der Band, aber speziell auch die Texte eine innere Haltung wider, die sich gegen das Korsett der Normen auflehnte. Roh, ungeschliffen und in ihrer Brachialität gleichzeitig filigran und zerbrechlich fassten sie einen diffusen Zustand perfekt ein und öffneten den Blick auf ein unglaublich breites und komplexes Spektrum, welches sich nicht nur auf die Musik konzentrierte, sondern auch Literatur, Comic und Film homogen mit einbezog. Es sollte für mich die Entdeckung einer Subkultur werden, die mich in ihren Facetten noch heute fasziniert und begeistert. Damals jedoch gab es dank Joy Division plötzlich so unglaublich viel zu entdecken, welches sich vorher im Verborgenen befand. Auch heute, vierzig Jahre nach Auflösung der Band, ist die Kraft ihrer Musik und der Einfluss ungebrochen. Das damalige Lebensgefühl, welches in ihrer Musik Ausdruck fand, herrscht immer noch vor, weshalb ihre Platten zeitlos und frisch klingen und entsprechend nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Der britische Musikjournalist Jon Savage, ein sachkundiger Publizist, der sich intensiv mit der Musikgeschichte der späten 1970er bis 2000er auseinandersetzt, veröffentlicht hier sein unglaublich spannendes, von Conny Lösch aus dem Englischen übersetztes Buch über die Band. Sengendes Licht, die Sonne und alles andere – Die Geschichte von Joy Division (Originaltitel: The Searing Light, the Sun and Everything Else: Joy Division, Großbritannien 2019) zeichnet ein Bild der Entstehung der Band, ihrer Entwicklung, aber auch ihrer persönlichen Umgebung und die Prägung, die das Leben im Manchester der 1950er Jahre auf junge Leute ausübte. Dazu sprach er mit knapp vierzig Personen aus dem direkten Umfeld der Band, aber auch mit den Bandmitgliedern selbst und ergänzte deren Aussagen mit Aussagen des verstorbenen Ian Curtis, welche er in früheren Interviews fand. Es ist ein sehr persönliches, unglaublich intensives und intimes Bild, welches hier gezeichnet wird. Heyne Hardcore veröffentlicht Sengendes Licht, die Sonne und alles andere – Die Geschichte von Joy Division als wunderschön gestaltetes Hardcover mit Pappband (384 Seiten, €20), welches zudem zwanzig markante schwarz-weiß-Abbildungen enthält. Sengendes Licht, die Sonne und alles andere ist eine Schatztruhe voller Anekdoten, eine Fundgrube bekannter und unbekannter Informationen und dabei so unglaublich interessant und spannend zu lesen, dass es eine wahre Freude ist. Ein Buch speziell für all diejenigen, die sich für die Musik der Band und ihren kulturellen Einfluss interessieren, die mehr über die Hintergründe dieser Zeit erfahren wollen, aber auch für Menschen, die sich schon immer damit beschäftigen wollten, um einen detaillierten Einblick zu erhalten. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und kann es entsprechend von ganzem Herzen empfehlen!

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