Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Erbe

Das Erbe

Von: Barbara Diehl
27.01.2020

Mona Lang ist ziemlich erstaunt, als sie eines morgens ein Einschreiben vom Amtsgericht erhält. Es geht um die Nachlasssache Klara Benedicte Hacker, die im Alter von 94 Jahren in München verstorben ist. Mona hat ihre „Tante Klara“ (die eigentlich eine Großcousine ihrer Mutter ist), beim 70. Geburtstag ihres Vaters vor 4 Jahren zum letzten Mal gesehen und der Kontakt zwischen den Beiden war nie sehr eng. Umso erstaunlicher, dass Klara ausgerechnet sie, Mona, zu ihrer Alleinerbin bestimmt hat. Bei einem Termin mit dem Nachlassverwalter erfährt Mona dann, um was genau es sich bei ihrem Erbe handelt: Eine Villa in München, aufgrund eines Schwanenpaares, welches sich am Giebel des Jugendstilhauses befindet, „Schwanenhaus“ genannt – 12 Wohnungen auf 4 Etagen plus eine Gewerbefläche -, ein ziemlich wertvolles Gemälde von Corinth und ein gut gefülltes Rücklagenkonto. Mona ist von jetzt auf gleich eine reiche Frau. In Zusammenhang mit dem Erbe des Hauses gibt es 2 Aussagen, die Mona in große Verwirrung stürzen. Tante Klara sagte gegenüber dem Nachlassverwalter „Mona wird das Richtige damit tun“ und Monas Mutter ließ in einem Streit mit Mona den Satz fallen „Na, dann viel Spaß mit diesem Erbe. Es wird dir keine Freude machen. Ausgerechnet Dir nicht“. Beim Räumen in Klaras Schränken fallen Mona dann auch noch Briefe in die Hände, die von einer gewissen Mirjam Roth, der Tochter des früheren Hausbesitzers Jakob Roth, geschrieben wurden und nun fängt Mona an, die Geschichte des Hauses und seiner früheren Bewohner zu recherchieren. Wird sie das Ergebnis ihrer Recherchen dazu bewegen, „das Richtige“ zu tun?? „Das Erbe“ ist der 3. Spannungsroman der Krimi-Autorin Inge Löhnig, geschrieben unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg. Wie auch schon in „Die Vergessenen“ greift die Autorin erneut das Thema Nationalsozialismus auf. Dieses Mal geht es um die Arisierung, die Verfolgung und Enteignung der Juden, aber auch um die spätere Rückgabe, Entschädigung oder Rückerstattung dieser Vermögenswerte an eventuelle Nachkommen. Der Roman wird auf 2 verschiedenen Zeitebenen, jedoch aus der Sicht von 3 Personen erzählt. Zum einen erfährt der Leser die Geschichte von Klara Hacker und ihrer Familie sowie der Familie Jakob in den Jahren 1938 und nachfolgend, zum anderen wird im Hier und Jetzt die Geschichte von Mona und ihrem millionenschweren Erbe erzählt, aber auch die von Sabine, die in einem Tagebuch ihrer Großmutter einen Hinweis darauf findet, dass eine ihr nahestehende Person nicht die ist, die sie zu sein scheint. Ich muss gestehen, ich rolle schon mit den Augen, wenn die Hauptprotagonistin mal wieder vor den Scherben ihrer Beziehung steht, weil gefühlt jedes Buch so beginnt, so auch hier. Mona lebt mit ihrem Lebensgefährten Bernd, der gleichzeitig ihr Arbeitgeber ist, in Berlin. Sie arbeitet in Bernds Büro als Bauzeichnerin und ihre Beziehung ist in den letzten Wochen/Monaten irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Da kommt ihm das Erbe von Mona gerade recht, um sie aus seinem Leben zu werfen, denn er hat sich – schon vor einiger Zeit – ein eine andere Frau verliebt. Mona, die eigentlich gebürtige Münchnerin ist, mit Bernd aber seit Jahren in Berlin lebte, zieht also erst mal in die Wohnung von Tante Klara, die sich im 4. Stock des Schwanenhauses befindet, um sich mit dem Erbe zu befassen, aber auch um räumliche Distanz zwischen sich und ihr altes Leben zu bringen. Bekanntermaßen findet sich ja immer die Verwandtschaft ein, sobald man über mehr finanzielle Mittel verfolgt als üblich, so auch hier ….. die Schwester, die Mutter, der Bruder, der Ex …. sie alle melden sich und möchten ein Stück vom Kuchen haben. In diesem Zusammenhang findet Mona dann auch noch für sich selbst heraus, warum sie sich schon immer als Außenseiterin in ihrer eigenen Familie gefühlt hat; ungeliebt, ungewollt, fremd. Natürlich lernt sie dann auch noch einen anderen Mann kennen: Tim Jablonski. Ob es Zufall ist oder Kalkül, dass Tim und Mona sich kennenlernen, ergibt sich aus der weiteren Geschichte. Und dann treten zu guter Letzt noch Sabine und ihre Familie auf den Plan. Hier bedient die Autorin jedes Klischees, dass man irgendwo finden kann. Hartz IV-Empfänger, träumen vom großen Geld durch Lottogewinn, arbeiten schwarz …. Sabine erfährt per Zufall, dass sie wahrscheinlich jüdische Wurzeln hat und dann wird alles daran gesetzt herauszufinden, ob ihnen nicht auch ein Stück von Monas Reichtum zustehen könnte; vielleicht sogar ja alles. Einzig der Hausverwalter, Oliver Sander, scheint keine Spielchen mit Mona zu spielen. Der Erzählstrang der Gegenwart ist für mich in vielen Teilen etwas überzogen. Es interessiert mich sehr, wie Mona letztendlich herausfindet, welche Geschichte das Haus birgt und auf welche Weise es in den Besitz ihrer Tante Klara gekommen ist. Die Querelen mit Monas Familie und alles um Sabine und ihre Familie, war mir stellenweise viel zu viel. Die Geschichte um das Schwanenhaus nahm 1938 seinen Anfang. Das Haus gehört zu diesem Zeitpunkt der jüdischen Familie Roth. Im Zuge der Arisierung wollten diese, gemeinsam mit ihrer Tochter Mirjam, schnellstmöglichst nach Amerika auswandern und so wurde zwischen Ernst-Friedrich Hacker, seines Zeichens Staatsanwalt, und Jakob Roth ein Vertrag über den Verkauf des Hauses geschlossen. Das Schicksal der Roths wird dem Leser in den Erzählungen aus Klaras Sicht aber auch aus den Briefen von Mirjam Roth näher gebracht. Ging hier damals alles mit rechten Dingen zu oder hat E.-F. Hacker J. Roth eventuell übers Ohr gehauen? Hat jemand anderer als Mona ein Recht auf dieses Haus? Die einzelnen Puzzleteile, die sich aus den Recherchen von Mona und Sabine ergeben sowie die Erzählungen von Klara und die Briefe von Mirjam ergeben am Ende ein komplettes Bild, was sich damals im Nazi-Deutschland abgespielt hat und welches Geheimnis sich um den Verkauf bzw. den Besitz des Schwanenhauses rankt. Wie auch schon in den vorhergehenden Büchern, ist der Schreibstil der Autorin angenehm zu lesen. Alle Charaktere wurden gut angelegt und beschrieben, trotzdem konnte ich keine wirkliche Beziehung zu einem der Protagonisten aufbauen. Das Buch umfasst 512 Seiten, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte, um ein gutes Buch zu werden. Auf viele Beschreibungen bei Mona und Sabine hätte gut und gerne verzichtet werden können. Manches war zwar für die Geschichte selbst wichtig, aber manches – meiner Meinung nach – eben auch nicht. Mich interessiert das Thema des Buches und auch wenn ich „Das Erbe“ nicht als das beste Buch von Ellen Sandberg betrachte, hat die Autorin hier wieder ein sehr brisantes Thema unserer deutschen Vergangenheit angepackt und gut in eine fiktive Geschichte verpackt - die sich wahrscheinlich tausend-/millionenfach so abgespielt hat……. Ich danke an dieser Stelle der Autorin, dem Penguin-Verlag und dem Randomhouse Bloggerportal für die Überlassung des Leseexemplares als eBook.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.