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Rezension zu
Der unsichtbare Freund

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wunderbarer Schauerroman voller großartiger Figuren

Von: Barbaras Bücherbox
06.01.2020

Kate und Christopher Reese haben es nicht leicht. Auf der Flucht vor dem letzten Mann, der Christophers Vater zwar nicht ersetzen, aber doch dessen Lücke füllen sollte, haben sie weder Geld noch Familie, die ihnen helfen können. Um Christopher ein gutes Leben bieten zu können, hält Kate im kleinen Städtchen Mill Grove – hier sollen sie ihr neues Leben beginnen. Die Schule hat einen guten Ruf und das Örtchen ist so klein und abgelegen, so dass niemand dort nach ihnen suchen wird. Doch Christopher hat Probleme. Seine schulischen Leistungen sind gering und Lesen und Rechnen fallen ihm mehr als schwer. Zudem wird er aufgrund seiner wenigen und schlecht sitzenden Kleider von seinen Mitschülern gehänselt. Währenddessen versucht Kate alles, sie und ihren Sohn über Wasser zu halten, doch trotz ihres Jobs im Altenheim ist bald der letzte Dollar aufgebraucht. Aber Kate ist eine gute Mutter und hält ihre Geldprobleme vor Christopher geheim. Dann passiert das schrecklichste, was sich Kate vorstellen kann: Christopher wird vermisst und bleibt für sechs Tage verschwunden. Als er zurückkehrt, kann er sich an nichts erinnern, scheint jedoch von dem Missionswald, in dem er die sechs Tage verbracht hat, regelrecht angezogen zu werden. Zudem scheint er Dinge zu wissen, oder wie kann er sich sonst erklären, dass er irgendwie wusste, dass die Ergebnisse seiner Matheprüfung die nächsten Lottozahlen sein würden? Und warum ist er plötzlich so gut in der Schule, verschlingt Bücher für viel ältere Kinder, obwohl er nur Tage zuvor kaum einzelne Sätze lesen konnte? Kann er sich wirklich an nichts erinnern? Oder würde ihm nur niemand glauben, was er zu erzählen hat? Chbosky greift viele der klassischen – und bewährten – Horror-Elemente in seinem Roman auf. Wir haben den kindlichen und äußerst liebenswerten Protagonisten (Christopher), die großartige, aufopfernde Mutter (Kate), den tapferen und verständnisvollen Sheriff und den bösen Exmann, von dem man ab der ersten Seite weiß, dass er noch eine weitere Rolle in der Geschichte spielen wird. Und Chbosky setzt diese Elemente hervorragend ein. Christopher schafft es im Laufe der Geschichte eine Gruppe von echten Freunden um sich zu versammeln. Ein Großteil der Geschichte wird aus dessen Sicht erzählt, doch auch die anderen Handlungsstränge sind spannend und interessant, wenn auch sehr bekannt. Mary Katherine, eine sechzehn- oder siebzehnjährige junge Frau, die streng katholisch erzogen wurde, greift immer wieder, wenn auch unbeabsichtigt in die Geschichte ein, wobei sie der Autor immer als guten Menschen darstellt, der es nicht schafft, den strengen katholischen Glaubenssätzen, die in Amerika teilweise an der Tagesordnung stehen, gerecht zu werden, während andere Personen fast nur schlechte Eigenschaften zu haben scheinen. Chbosky übertreibt es hierbei nicht so, wie King es machen würde (seine bösen Menschen haben nun wirklich ausschließlich böse Seiten), lässt aber oftmals trotzdem kein gutes Haar an ihnen. Durch die ersten fünfhundert Seiten des gut neunhundert Seiten starken Romans bin ich geflogen, anders kann ich diesen Sog nicht nennen, den die Geschichte bei mir ausübte. Ich fühlte mich zuhause und wirklich stark an die früheren Romane von King erinnert. Es, Needfull Things, Brennen muss Salem – Geschichten, die in kleinen Städtchen spielen, die von einem (oder dem) Bösen heimgesucht werden und in denen einfache Menschen in die Rolle des Helden schlüpfen müssen. Ein wunderbares Gefühl, denn die neuen Werke von King haben mir das leider schon länger nicht mehr gegeben, daher war ich über jeden wohligen Schauer, den die zischende Lady und die Phantasiewelt hervorgerufen haben, begeistert. Die Spannung war enorm groß: wie um alles in der Welt wollte Chbosky das auflösen? All diese Dinge, die in der realen und der Phanatasiewelt geschahen – wieso das alles und wie? Dass die Aufklärung da einfach nicht mithalten konnte war daher leider zu erwarten. Versteht mich nicht falsch: die Erklärung und die Twists sind gut (auf jeden Fall akzeptabel), sie passen, doch hatte ich auf den letzten zwei-/dreihundert Seiten oftmals dieses Gefühl, dass Dinge, die zuvor geschehen sind und so viele Fragezeichen auf meiner Stirn hinterlassen haben, nach der Wendung keinen Sinn mehr ergaben. Das ist leider manchmal das Problem, wenn zu viele Puzzleteile hinterlassen werden: am Ende wollen sie nicht mehr 100%ig passen. Letztendlich kann ich jedoch sagen, dass dieses Buch, auch wenn mich das letzte Drittel nicht mehr überzeugen konnte, großartig ist: ein Roman, in dem sich Furcht und Freude vermischen, in dem man hasst und liebt und nach dessen Lektüre man das Buch mit dem Gedanken schließt, dass es eine große Freude war, Christopher dabei zu begleiten, Mill Grove – und vielleicht auch die ganze Welt – zu retten.

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