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Rezension zu
Kaffee und Zigaretten

Ein großer Wurf,Zigaretten, von Schirach und Kaffee

Von: Benedikt Bögle
25.03.2019

Ferdinand von Schirach ist mit Sicherheit einer der größten deutschen Erzähler unserer Zeit. Anders, als man das von einem Juristen vielleicht erwarten möchte, beherrscht er eine grandiose Sprache. Er schreibt so nüchtern wie einfühlsam, so packend wie nachdenklich. Nun ist ein neues Buch von ihm erschienen: "Kaffee und Zigaretten", erschienen bei Luchterhand. Wie soll man dieses Buch beschreiben? Achtundvierzig kleine Erzählungen sind es, vielleicht sollte man sie besser als Bilder bezeichnen. Sie erzählen über Schirachs Leben - ohne aber eine Autobiographie zu bilden. Einzelne, kurze Begebenheiten reihen sich aneinander. Eine drückende Kindheit, ein gescheiterter Selbstmordversuch, eine über allen Dingen liegende Depression. Einzelne Stationen von Schirachs Wirken lassen sich so konstruieren, ohne aber ein Gesamt zu bilden. Es bleiben Bilder - lebendige Bilder. Natürlich ist das Buch auch ein juristisches. Wie gewohnt reitet von Schirach nicht auf Tatbeständen oder Rechtfertigungsgründen herum - er erzählt einfach, und das Interesse am Menschlichen scheint das juristische zu übersteigen. Und wieder stellt Schirach die Frage von Schuld und Sühne mit der ihm eigenen drückenden Eleganz, wohl wissend, das es eine zu einfache Antwort nie geben kann. Von Schirach hat die Begabung, Dinge auf ihr Wesen zu beschränken. Kein Wort ist überflüssig, genial etwa seine Beschreibung einer Pariser Modeschau: "Die Show beginnt ohrenbetäubend laut, ein dumpf hämmernder Rhythmus, der auf den Magen schlägt. Die Models erscheinen, ihre Gesichter sind dunkel geschminkt, sie sehen aus wie Erinnyen, griechische Rachegöttinnen. Keine der Frauen lächelt. Ihr Gang ist grotesk, sie schieben ihre Becken weit nach vorne, ich habe Angst, dass sie umfallen." "Kaffee und Zigaretten" ist ein großer Wurf, gerade weil es sich einer eindeutigen Klassifizierung entzieht. Es ist das Bekenntnis eines passionierten Rauchers ebenso wie eine moralische Frage nach der Todesstrafe; eine Faktensammlung wie Poesie. Eines seiner besten Bücher. Vielleicht sogar das beste.

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