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Rezension zu
Die Schneekönigin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Interessante Idee, aber für mich zu nüchtern und unpersönlich

Von: Svenja Prautsch aus Leipzig
21.03.2015

Inhalt: Cunningham porträtiert das Leben von außergewöhnlichen Menschen, die alle mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Barrett ist Ende 30, beruflich erfolglos, homosexuell und wurde wieder einmal von der vermeintlich großen Liebe verlassen. Er lebt bei seinem älteren Bruder Tyler in Bushwick/New York, der ein ebenso erfolgloser Musiker ist, ab und zu zu Drogen greift und dessen Verlobte Beth scheinbar unheilbar an Krebs erkrankt ist. Als Barrett eines Abends ein seltsames Licht sieht, glaubt er an einige göttliche Fügung, doch was will sie ihm sagen? Hängt Beths plötzliche Genesung eventuell mit diesem Licht zusammen? Rezension: Das Cover des Buches hat mich sofort in seinen Bann gezogen - zusammen mit dem Titel wirkt es sehr mystisch, verträumt und ein wenig kühl: Ich stelle mir verschwommene Schneeflocken vor, die an einem ruhigen Abend vor sich hin treiben. Der Roman an sich konnte mich dann allerdings nicht so schnell in seinen Bann ziehen. Ich fand es schwierig, in die Handlung hineinzukommen und konnte zu Beginn nicht ganz fassen, worum es in Die Schneekönigin eigentlich geht. Die Figur des Barrett war für mich von Anfang an eben so fremd wie die seines Bruders Tyler und dessen Verlobten Beth. Das liegt meiner Meinung nach an der personalen Erzähperspektive, die Cunningham gewählt hat: Der Erzähler schlüpft mal in diese Rolle, mal in jene - eine wirkliche Nähe zu den Charakteren entsteht dadurch nicht. Ich konnte mich nicht in sie hineindenken, sondern hatte eher das Gefühl, sie von oben herab zu beobachten und aus dieser Perspektive erschienen sie mir einfach wie ein durcheinandergewürfelter Haufen skurriler Persönlichkeiten. Möglicherweise wollte Cunningham genau das erreichen, aber mich persönlich hat das leider überhaupt nicht berührt. Das hat mich stellenweise ein wenig erschreckt, denn ich hatte nicht einmal Mitleid mit der sterbenskranken Beth geschweige denn mit den beiden Brüdern, die beide gleichermaßen tragisch und komisch sind. Denn komische Momente gab es, auch wenn die Handlung für mich teilweise so schlecht nachzuvollziehen war, dass ich manchmal genervt weiterblätterte. Ich begreife, was Cunningham mit seinem Buch vorhat: Er zeichnet das Porträt verschiedener, auf die ein oder andere Weise gescheiterter Persönlichkeiten, die mit ihrem jeweiligen Leben zu kämpfen haben. Diese Leben berühren sich immer wieder gegenseitig. Das ist einerseits schon faszinierend, aber der Blick des Erzählers ist mir doch ein wenig zu nüchtern, zu unpersönlich und einfach zu wenig einfühlsam. Bis zur letzten Seite konnte ich mich mit keiner der Figuren identifizieren und fühlte mich immer noch so, als würde ich einen Fremden beobachten. Sicherlich ist das ein Aspekt, den viele Leser interessant und erfrischend finden, ich allerdings brauche Gefühle, ich brauche Nähe, denn sonst erscheinen mir die Charaktere wie seelenlose Puppen. Auch die Dialoge waren so nüchtern, wirkten ein ums andere Mal erzwungen und gestelzt - ich kann mir Barrett, Tyler, Beth, Liz und die anderen einfach nicht als reale Menschen vorstellen und das ist für mich das größte Problem des Romans. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Grundidee von Cunningham ganz gut, auch wenn mir die Motive von Andersens Schneekönigin gefehlt haben beziehungsweise zu undeutlich waren. Die Geschichte an sich ist durchaus interessant, hat mich aber leider nicht berührt. Da das mein erstes Buch des Autors ist, werde ich vermutlich nicht noch einmal zu einem seiner Werken greifen, obwohl ich gelesen habe, dass sie durchaus gut sein sollen. Vielleicht stört mich auch einfach Cunninghams Schreib- und Erzählweise, jedenfalls bin ich mit Die Schneekönigin leider gar nicht warm geworden. Trotzdem möchte ich mich ganz herzlich beim Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken, eine Erfahrung war es auf jeden Fall.

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