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Rezensionen zu
Die Schneekönigin

Michael Cunningham

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Das Buch beginnt an einem verschneiten Abend in New York, an dem Barrett eine Erscheinung hat; er sieht das Licht. Es ist ein blasses türkisblaues, transparentes Licht, ein Schleierfetzen, höher als die Sterne. Barrett ist es als wenn das Licht, zu dem er hinaufsieht, auf ihn hinuntersieht. Barrett ist 38 Jahre alt und sieht sich als Figur tragischer Leidenschaft, als Soldat der Liebe. Gerade hat wieder ein Freund mit ihm Schluss gemacht, den er wieder einmal für den Richtigen hielt. Aber nun hat sich der Himmel geöffnet und ein Auge hat ihn betrachtet und sich dann wieder geschlossen. Ist Barrett auserwählt oder hat er sich das Wunder nur eingebildet? Tyler ist Barretts älterer Bruder, ganz der Musik und Poesie hingegeben. Tyler ist an diesem Abend ein Schneekristall ins Auge geflogen als er das Schlafzimmerfenster schließen will. Natürlich forderte der Kristall in Tylers Auge und der Titel des Buches mich auf, nochmal das Märchen von Hans Christian Andersen zu lesen: Wäre der Schneekristall ein winziger Teil von Andersens zerbrochenen Zauberspiegel, dann sähe Tyler jetzt alles verkehrt oder hätte nur Augen für das, was bei einer Sache verkehrt wäre. Und tatsächlich ist Tyler kein fröhlicher, positiver Mensch. Er leidet darunter, dass ihm der große musikalische Durchbruch noch nicht gelungen ist. Nun versucht er einen genialen Song für seine krebskranke Freundin Beth zu schreiben. Es soll sein Hochzeitssong werden, ein Song für seine sterbende Braut, ein Song in dem sich seine Brillanz bündelt, seine Hoffnung auf Heilung, seine Liebe zu Beth: „Frostige Hallen durchwandern in der Nacht Auf der Suche nach dir auf deinem Thron aus Eis“ Barrett, Tyler und Beth wohnen zusammen in einer Wohnung in einem New Yorker Stadtteil, indem die Mieten erschwinglich und die Menschen noch normal sind. Tyler liebt die Beiden und fühlt sich für sie verantwortlich, will sie gerne in eine schönere Wohnung in einem besten Stadtteil bringen, wenn er den großen Durchbruch als Musiker erst geschafft hat. Er leidet an der Dummheit der Menschen und einer möglichen Wiederwahl Buschs. Nur das Kokain, sein Schnee, bringt ihm die ersehnte Klarheit, die notwendige Lebendigkeit, es erneuert „seine Zugehörigkeit zur Welt“. Barrett und Tyler, beide sehr begabt und intelligent sind seit ihre Mutter auf dem Golfplatz von einem Blitz getötet wurde, ziellos durchs Lebens gegangen. Barrett als beinahe Literat und Philosoph mit vielen Jobs. Zur Zeit arbeitet er in einem Edel-Vintage Laden, der Beth gehört. Barrett mag die für ihn einfache Tätigkeit des Verkaufens, bei der er Lesen und Denken kann. T-Shirts zusammenlegen hat für ihn fast Zen-Qualität. Und daneben betreibt er seine geheimen und einsamen Studien. Ausgehend von seiner Lieblingsheldin Madame Bovary, die jeden Tag aufs Neue auf das große Erlebnis hofft, arbeitet er an der Suche nach der „Weltformel“. Und er hofft weiter darauf, dass die Liebe ihn findet. Tyler arbeitet als Barmann, der an einigen Abenden als Musiker auftritt. Doch Beth Krebsdiagnose hat ihn verändert. Beths Pflege hat seinem Leben eine Aufgabe gegeben, „hat einen erfolgreichen Menschen aus ihm gemacht“. In Andersens Märchen gelingt es der kleinen Gerda ihren Freund Kay aus den Fängen der Schneekönigin zu entreißen und ihre Tränen befreien ihn von seinen Glassplittern. Und tatsächlich scheint auch in Cunninghams Schneekönigin ein Wunder zu geschehen: Beth scheint sich gegen alle Erwartungen wieder zu erholen. War es das Wunder des Lichts oder Tylers Song der Liebe? Schon vor Jahren habe ich von Michael Cunningham „Die Stunden“ (The Hours) gelesen. Ein tolles Buch, eine Hommage an Virgina Woolf . Verfilmt wurde es mit Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman. Auch die Anlehnung an Hans Christian Andersen Märchen „Die Schneekönigin“ ist Cunningham hervorragend gelungen. Seine Schneekönigin ist ein anspruchsvoller Roman, da die Personen, ihre Aussagen und Gedanken sehr vielschichtig sind. Barrett ist meine Lieblingsfigur. Er macht einfach immer weiter, erlebt, sammelt, besteht. Er hat nämlich eine bedeutende Entdeckung gemacht: „Hohe Wellen zu schlagen, eine vielbeachtete Karriere zu machen ist nicht nötig, nicht einmal für jene, die über einen hochbegabten, überdurchschnittlich wendigen Verstand verfügen“. Neben Barrett, Tyler und Beth gib es noch weitere interessante Personen in Cunnighams Buch wie die Mitbesitzerin des Vintage Geschäftes Liz . Oder Andrew, Liz wesentlich jüngerer Liebhaber. Auf einer Silvesterparty lernen wir auch Ping und seine Begeisterung für Jane Bowles kennen. Ping erklärt Jane Bowles zur Schutzheiligen aller verrückten Ladies. Jane Bowles war mit dem Schriftsteller Paul Bowles zusammen und lebte mit einer Frau in Marokko. Und tatsächlich habe ich in meinem Bücherschrank ein Buch von Paul Bowles, indem er über seine Erlebnisse schreibt (Taufe der Einsamkeit, Reiseberichte 1950-1972). Da ich jetzt wieder Lust bekommen habe seine Reiseberichte noch einmal lesen, werde ich euch demnächst davon mehr berichten. Die Schneekönigin ist ein anspruchsvoller und auch bewegender Roman, der mir viele Impulse gegeben hat. Seine Vielschichtigkeit und Tiefe regen zum Nachdenken an. Luchterhand Literaturverlag, 2015; aus dem Amerikanischen von Eva Bonn Seiten 282, 21,99€

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Das Buch war komplett anders, als ich es erwartet habe. Anfangs mochte ich es tatsächlich überhaupt nicht. Ich habe ständig gesagt, dass mir das Buch nicht gefällt und so weiter. Ich hatte das Gefühl, dass ich bei Seite 50 immer noch dabei war, die Personen kennenzulernen (zu dem Punkt waren es gerade mal zwei). Der Autor hat Anfangs erstaunlich wenig wörtliche Rede verwendet. Dafür beschreibt er aber alles so haargenau wie es nur geht. Später kommt dann viel mehr wörtliche Rede dazu, aber die unglaublich vielen Details bleiben. Gerade da durch gibt es viele wunderschöne Szenen, welche man sich alle gut bildlich vorstellen kann. Das Ganze ist teilweise echt tiefgründig und mit Poesie versetzt. Da ich das Gefühlt hatte, dass der Autor ab und zu mal ziemlich abschweift (gerade am Anfang vermehrt), habe ich den roten Faden des Öfteren verloren. Es geschieht etwas und dann schweift eine Person in den Gedanken ab und nach 3 Seiten ist man wieder beim vorherigen Geschehen… Die Personen sind echt toll ausgearbeitet: Barrett ist einfach zum gern haben. Teilweise hat er mich mit dem, was er sagt verwirrt, aber das kann auch daran liegen, dass das ein bisschen zu “hoch“ für mich war. Tyler war eigentlich ganz okay, aber das mit den Drogen hat irgendwann genervt :) Andrew mochte ich echt gerne. Der Typ ist irgendwie cool drauf gewesen – So verplant und näher an meinem Alter, als der Rest der Personen. Das mit Beth ist meiner Meinung nach alles etwas vorhersehbar, aber dennoch ganz nett zu lesen. Was mir echt gefallen hat ist, dass ein Unterthema, welches immer wieder mal angesprochen wird, die Präsidentenwahl ist. Alle spekulieren darüber, wer der neue Präsident wird, dass Amerika nicht bereit für einen schwarzen Präsidenten (Obama) ist und so weiter. Da wir heute ja wissen, wer Präsident geworden ist, war das ganz amüsant zu lesen. Das mit dem Licht hat mich etwas irritiert. Die Anspielung auf das Märchen von Hans-Christian Andersen ist gelungen, wenn man weiß wie das dort mit dem Spiegel und so abläuft. Aber bis auf den Eiskristall, der ihn im Auge trifft und zum Skeptiker macht, gibt es nur ein paar kleine Anspielungen zu dem Märchen. Alles in einem würde ich das Buch den Leuten empfehlen, die Drama, Tragik und Poesie mögen. Ich denke nicht, dass ich es in nächster Zukunft noch einmal lesen werde…

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Inhalt In einem etwas entlegenerem und nicht ganz so teuren Stadtteil New Yorks leben die zwei Brüder Tyler und Barrett. Tyler, ein begabter Sänger und Songwriter, der noch immer auf den Erfolg wartet und Barrett, der einer großen Liebe nach der nächste hinterher jagt und eines Abends ein geheimnisvolles Licht am Himmel über dem Central Park sieht. Unmittelbar darauf scheint sich Tylers todkranke Freundin Beth zu erholen. Ein Wunder? Sicher ist sich Barrett nicht, doch Folgen hat es auf jeden Fall und bald wird ihr aller Leben umgekrempelt. Meine Meinung Dem wirklichen Klappentext zufolge erwartete ich eine moderne Umschreibung des berühmten Andersen-Märchens, ähnlich den vielen Cinderella Adaptionen, wie zum Beispiel Die Luna-Chroniken. Meine Vermutungen hätten nicht ferner der Realität liegen können. Doch es soll mir eine Lehre sein. Schon einmal vorab: Was das Buch getan hat, um den Titel Die Schneekönigin zu tragen, ist mir noch immer ein Rätsel. Pulitzerpreisträger Michael Cunningham, Autor des berühmten Romanes Die Stunden, gehört ab sofort nicht mehr zu der gesichtslosen Masse mir-nichts-sagender-Autoren und hat mittlerweile ein Plätzchen bei den "Aha!-Schriftstellern". Ich bin wohl zu jung/dumm/unerfahren (sucht euch was aus) um die Essenz des Romanes richtig zu erfassen, immerhin ist es (verdammt nochmal!) ein Michael Cunningham Buch und gehört auf eine Liste undurchschaubarer Schullektüren, die man bis zur Farbe der Gardinen analysieren kann. Wer weiß, vielleicht werden unsere Kinder in 50 Jahren im Englischunterricht nicht mehr Harper Lee, sonder Michael Cunningham und statt To Kill a Mockingbird Die Schneekönigin lesen. Man weiß es nicht, für möglich halte ich es aber durchaus, so wie der Autor mit Metaphern um sich wirft. Allerdings kann ich mir zugute halten, dass ich überhaupt gemerkt habe, dass ich noch zu unintellektuell für diese Sorte Buch bin und kann somit wenigstens versuchen, eine Rezension für Die Schneekönigin zu schreiben. Die Personenkonstellationen und Charaktere sind wohl das Interessanteste am Buch: Da gibt es zum einen Tyler, der sehr unzufrieden mit sich und seiner Umwelt ist und meiner Meinung nach noch am meisten Bezug zur Schneekönigin findet. Durch ihn erfahren wir mehr über die jeweilige globale Situation, da er manchmal die politische Lage kritisch kommentiert. Gegenstück und gleichzeitig Ergänzung ist sein Bruder Barrett, der etwas zufriedener und ausgeglichener ist. Weniger wertend und auf der Suche nach der wahren Liebe lebt er sein bescheidenes Leben, erfreut sich an kleinen, alltäglichen Dingen und fragt sich seit jener gewissen Novembernacht, ob er im Central Park das Auge Gottes am Himmel gesehen hat. Mit diesem Wunder unweigerlich verknüpft ist Beth, die zum Tode verurteilte Freundin und große Liebe Tylers, die irgendwie mit beiden Brüdern gleichzeitig verheiratet ist und ein heilendes Licht am Himmel bitter nötig hat, da sie schwer krebskrank ist. Neben dieser etwas komplexen Konstellation (ich hoffe, ihr könnt mir noch folgen) zieht die eigensinnige Liz ihre Kreise. Entgegen ihrem fortschreitendem Alter beginnt sie immer wieder Affairen mit viel jüngeren und dümmeren Männern und versucht ihren Platz im Leben zu finden. Ihr merkt, Schwerpunkt des Buches sind sehr menschliche und unterschiedliche Charaktere, die einfach nur ihr Leben nach ihren Philosophien leben und versuchen, längst verblasste Träume zum Bleiben zu überreden. Mit anderen Worten, sie haben eine Midlife-Crisis. Hauptaussage für mich ist, dass das Leben immer weiter geht, egal ob wir mithalten können oder nicht. Manchmal müssen wir alte Träume loslassen um weiter ziehen zu können und uns ein neues Ziel suchen. Außerdem steht die Liebe sehr im Mittelpunkt, in all ihren kunterbunten Formen. Was ist Liebe? Es werden ziemlich viele und unterschiedliche Antworten geliefert, zum Beispiel die scheinbar perfekte Beziehung zwischen Beth und Tyler, welche sich sehr wandelt und durch eine neue mit Liz ersetzt wird. An die, die das Buch bereits gelesen haben: Es ist doch schon sehr verdächtig, dass Liz und Beth beide den gleichen Namen haben, oder? Fazit Ob diese Deutung jetzt "richtig" ist, ist mehr als fragwürdig, doch diese Botschaft habe ich für mich mitgenommen und das ist ja schlussendlich die Hauptsache, right? Ich hoffe, meine kleine Aufdröselung des Romanes kann euch ein bisschen helfen, zu bestimmen, ob ihr nun Lust auf so eine Portion Literatur habt oder nicht. Es versteht sich von selbst, dass man Die Schneekönigin unter 15 Jahren zwar natürlich lesen kann, aber dann wahrscheinlich noch weniger versteht als ich ... behaupte ich jetzt einfach mal. Ansonsten kann ich euch noch sehr die Leseprobe ans Herz legen, da sie einen guten Einblick auf den Schreibstil Michael Cunninghams gibt. Da der Roman nicht meine Erwartungen erfüllte, ich nicht wirklich auf 300 Seiten schwere Literatur gefasst war, aber sowohl Lesefluss als auch Geschichte von mir kaum bemängelt werden können, kann ich ihn an alle Fans des Autoren weiter empfehlen und an die, die nach dieser Rezension Lust auf mehr haben.

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Kein Märchen

Von: MomoAlice

17.04.2016

Anfangs bin ich nicht so gut in die Thematik reingekommen. Später war ich ein wenig gespalten, weil ich noch immer nicht wusste, was mir der Autor mit seinem Titel Die Schneekönigin sagen möchte ... Auch mit den Romanfiguren konnte ich erst nicht richtig warm werden. Es hat ein wenig gebraucht, bis ich dahinterkommen konnte, woran es gelegen hat. Später durchlebte ich aber eine kleine Wende. In den letzten 150 Seiten entwickelte sich der Roman für mich dermaßen ergreifend, sodass ich von einer inneren Unruhe ergriffen wurde, und ich, am Ende der Geschichte angelangt, jede Menge Kaugummi-Leichen entsorgen musste :-). Dass der Buchtitel Die Schneekönigin nichts mit dem Märchen von Andersen zu tun hat, damit habe ich sehr wohl gerechnet. Ich wollte ja kein Märchen lesen. Ich war daher neugierig, welchen kreativen Weg der Autor mit dieser Schneekönigin wohl eingeschlagen haben mochte. Und diese neue Dame wollte ich kennenlernen. Sie muss eine Metapher sein, wie auch die Schneeflocken metaphorisch gemeint sind. Mir kommt alles in dem Roman tatsächlich recht kühl vor und ich tippe, dass die schwerkranke Beth, siehe unten, mit der Schneekönigin gemeint ist, die den Schnee so sehr liebt, dass sie es bis in die Wohnung hineinschneien lässt ... Die Romanfiguren habe ich alle ein wenig exzentrisch erlebt. Beth ist krebskrank und bettlägerig. Tyler, ihr Mann, ist drogenabhängig. Von Beruf ist er Musiker, der alles für seine kranke Frau tut, weil er sie abgöttisch liebt. Aber er schafft es nicht, ihr einen Song zu schreiben. Nicht, dass Beth dies von ihm verlangt, nein, er ist es selbst, der ihr diese Freude mit einem selbst gedichteten Lied bereiten möchte. Besonders erfolgreich ist er mit seiner Musik nicht. Tylers jüngerer Bruder Barret schafft es nicht, einen eigenen Haushalt zu gründen und lebt bei Tyler und Beth in einer kleinen New Yorker Wohnung, weil er angeblich ein Außenseiter und vom Scheitern bedroht sein soll. Barret ist ein wenig adipös und homosexuell. Sämtliche Beziehungen scheitern und wird schlecht damit fertig. Außerdem hegt Barret jede Menge Vorurteile gegen Menschen bestimmter Nationen, ohne diese Menschen tatsächlich zu kennen. Liz ist Beths beste Freundin und mit Andree zusammen. Sie ist Ende fünfzig und Andree sechsundzwanzig Jahre alt. ... Da ich nicht zu viel verraten möchte, beschränke ich mich auf diese wenigen Personenbeschreibungen der ProtagonistInnen. Nun möchte ich gerne beispielhaft eine Szene festhalten, die deutlich macht, womit ich meine Schwierigkeiten hatte: Beth wird von ihrer Krebserkrankung wider Erwarten geheilt. Ihr Arzt spricht von einem Wunder. Selten gebraucht dieser Arzt, Naturwissenschaftler der Humanmedizin, diesen Ausdruck. Beth macht sich Gedanken über ihr zurückerworbenes Leben und glaubt, dem Universum nun etwas schuldig zu sein ... Ein paar wenige Seiten später fängt eine neue Episode an. Fünf Monate später; man nimmt an einer Schifffahrt teil, an der Tyler, Barret und Liz beteiligt sind. Sie haben eine Dose in der Hand, die sie zu öffnen versuchen. Ich wusste ziemlich schnell, was das für eine Dose ist und was sich darin befindet. Es ist eine Urne und Beths Asche soll in die See verstreut werden. Und damit hatte ich meine Schwierigkeit. Erst ist Beth geheilt und fünf Monate später ist Beth auf einmal tot, und zwar so tot, dass ihr Ableben sich schon in dieser Dose befindet. Mir war das zu abrupt, wobei die fünf Monate nicht in einem Inhalt verpackt wurden, sondern nur in ein paar Worten als eine Auskunft. Nach meinem Geschmack hat der Autor diesbezüglich zu oberflächlich gearbeitet. Mir hat der Prozess von dem einen Zustand in dem anderen gefehlt. Ich habe als LeserIn nicht genügend Zeit bekommen, mich auf diese veränderten Szenen wirklich einzulassen, um mich an diese wichtigen Veränderungen gewöhnen zu können. So richtig gut hat mir das Buch dann schließlich nach Beths Tod gefallen. Man hat viele zusätzliche Dinge über die ProtagonistInnen erfahren können und ich hegte den Verdacht, dass Beth erst sterben musste, um an gewisse Informationen ranzukommen. Mein Fazit? Es hat sich gelohnt, das Buch nicht vorzeitig abgebrochen zu haben. Schließlich fing es an, mir doch noch zu gefallen. Veränderte Lebenssituationen spielten sich bei allen ProtagonistInnen ab, die ich durchaus als lesenswert empfunden habe. Und speziell, was die außergewöhnliche sexuelle Beziehung zwischen Liz und Tylor betrifft. Auch wenn ich im obigen Buch die Kurve wiedergekriegt habe, hat mir Cunninghams Buch Die Stunden deutlich besser gefallen. Dieses Buch hatte ich damals regelrecht verschlungen. Aber ich könnte mir vorstellen, Die Schneekönigin in ein paar Jahren ein weiteres Mal zu lesen.

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Viel hat der neue Roman von Michael Cunningham nicht zu tun mit dem gleichnamigen Märchen von Hans-Christian Andersen – zumindest so wie ich es in Erinnerung habe. Lesenswert ist er trotzdem, auch wenn er den literarische Tiefgang von “Die Stunden” leider vermissen lässt. Vor der Lektüre hatte ich mich zwar auf märchenhafte Lesestunden eingestellt, bin mit dem New Yorker Realismus, den Michael Cunningham mir stattdessen vorsetzt allerdings durchaus zufrieden. Die Geschichte tritt aufgrund ihrer Gebundenheit an Zeit und Raum ein wenig auf der Stelle, oft scheint Michael Cunningham interessierter an politischen Diskussionen, die sich zu Tiraden auswachsen, als sich etwas einfallen zu lassen, dass der Handlung etwas Feuer unterm Hintern macht und auch das Happy End wirkt auf mich überaus “understated” – was in meinem Fall lediglich eine Beobachtung und keine Kritik darstellt. Denn gerade durch die zäh fließende Handlung bietet “Die Schneekönigin” eine überaus gemütliche Lektüre, auf die man sich trotz allem voll und ganz konzentrieren muss. Michael Cunningham macht stilistisch nämlich keine Kompromisse und schiebt oft Gedanken ein, die über mehrere Zeilen ausgeführt werden, bis man als Leserin schon wieder vergessen hat, was der eigentliche Stein des Anstoßes war – zum Glück kann man im Zweifelsfall ein paar Zeilen zurück gehen und seine Erinnerung an den Anfang des Rahmensatzes etwas auffrischen. Ideal ist diese Art der Lektüre allerdings nicht, denn es unterbricht den Lesefluss und bringt mich persönlich oft raus. Zum Glück nehmen die stilistischen Sperenzchen des Autors jedoch nie Überhand und “Die Schneekönigin” ist insgesamt ein sehr eingängiges Buch. Was dabei großflächig auf der Strecke bleibt ist der Tiefgang, sowohl die Handlung ist oberflächlich – beispielsweise erfährt die Leserin, dass eine der Figuren an Krebs stirbt, ihr Kampf gegen die Krankheit wird jedoch nicht thematisiert. Die verschiedenen Teile des Romans sind lediglich Momentaufnahmen, die mir als Leserin einen Ausschnitt der Handlung präsentieren. Der größte Teil des Lebens der Figuren geschieht jedoch in den Bereichen der Geschichte zu denen mir Michael Cunningham keinen Zugang gewehrt. Das Buch welches entsteht, wenn sein Autor sich nur auf das minimal wesentliche bezieht, ist meines Erachtens jedoch lediglich ein Schatten des Buchs, welches Michael Cunningham hätte schreiben können. “Die Schneekönigin” gibt mir als Leserin nie mehr als das absolute Minimum und damit kann ich mich einfach nicht zufrieden geben. Insgesamt war ich trotz anfänglich anderer, märchenhafterer Erwartungen mit “Die Schneekönigin” durchaus zufrieden. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Michael Cunningham nur einen Bruchteil des Potenzials nutzt, das die Geschichte in sich trägt. Diese Erkenntnis schmälerte oft mein Lesevergnügen, hätte ich doch gerne am Leben der Figuren teilgenommen, anstatt immer nur im Rückblick kurz gesagt zu kriegen, was zwischen den einzelnen Teilen des Romans alles geschehen ist; Chemo, Hochzeit, Plattenvertrag, etc. Letztlich macht das “Die Schneekönigin” nicht zu einem Roman, von dem ich anderen Leserinnen konsequent abraten würde. Doch es ist auch nicht Michael Cunninghams bester Roman, bzw. ein Roman der seine Leserin (also mich) nach der Lektüre vor lauter Begeisterung durch Lesezimmer tanzen lässt.

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Von Michael Cunningham hatte ich bereits "In die Nacht hinein" gelesen und sehr gemocht. Aus diesem Grund war ich mir ziemlich sicher, dass mir auch sein, an das berühmte Andersen-Märchen angelehnter, Roman gefallen würde. Denn seien wir mal ehrlich: die Wahrheiten der menschlichen Gefühle, gemischt mit Motiven aus der Schneekönigin, angesiedelt im New York des 21. Jahrhunderts? Kann man da nicht neugierig werden? Tyler und Barrett sind keine Helden. Sie nehmen Drogen, hoffen auf das große Los, wünschen sich die wahre Liebe und denken oftmals über sich selbst, ihr Leben und ihre Fehler nach. Sie sind greifbar, echt und so kann man sie manchmal leiden, und manchmal eben nicht. Auch die Geschichte drumherum ist nicht durchzogen von großen Handlungen. Der Roman fängt eher einen Ausschnitt aus dem Leben zweier Brüder ein, die auf der Suche sind. Auf der Suche nach Erkenntnis, nach Wahrheit, nach einem Leben, das es zu leben lohnt. Cunningham lässt uns dabei sehr tief in ihre Köpfe blicken und uns Dinge sehen, die weder wir noch die Protagonisten gerne sehen wollen. Ich kann im Nachhinein aber nicht leugnen, dass ich nicht doch etwas enttäucht bin über diesen vielversprechenden Titel. Natürlich, die Parallelen zum Märchen sind eindeutig, doch der Eiskristall, der sich den Weg in das Auge eines der Protagonisten bahnt und ihn zu einem zynischen Skeptiker macht, war dabei noch der größte und wichtigste Einfluss. Wer hier also auf eine richtige Neuerzählung der alten Geschichte hofft, wird an diesem Buch wohl kaum Gefallen finden. Es sind vielmehr kleine, metaphorische Ähnlichkeiten, die an Andersen erinnern, eingebettet in einen typischen Cunningham. Zwar war dies erst mein zweites Buch von ihm, doch fand ich bereits zwischen diesen beiden einige Gemeinsamkeiten, besonders was die ehrliche Beschreibung der Gefühlswelten seiner Figuren betraf.

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Andersens Kunstmärchen ist komplizierter als viele andere Märchen. Kay und Greta sind Nachbarskinder und Kay passiert ein Unglück: im fällt ein Spiegelsplitter ins Auge, der dafür sorgt, dass Kay die Welt nur noch als hässlich und schrecklich wahrnimmt. Der Spiegel gehörte eigentlich dem Teufel, aber dem rutschte das Ding einfach aus den Händen. Kay ist durch den Splitter in seinem Auge so verblendet, dass er der Schneekönigin hinterherläuft, die ihn in ihrem eisigen Palast erst küsst, so dass Kays Herz zu Eis erstarrt und anschließend gefangen nimmt. Gerda setzt Himmel und Hölle in Bewegung um Kay zu retten. Am Ende sind es ihre Tränen, die Kays Splitter wegspülen und dafür sorgen, dass beide endlich nach Hause können. Happy End. In Michael Cunninghams Roman Die Schneekönigin wird die Andersen Referenz holzhammerartig, aber konsequent durchgezogen. Das Ergebnis ist ein bisschen kitschig und trotzdem sehr berührend. Gerade weil der Roman am Ende sehr viel mehr als ein Märchen ist. Die Geschichte von Cunningham spielt in New York, es ist Winter in Bushwick, Weihnachten ist gerade vorbei. Bushwick ist nicht schick, Bushwick ist sehr hässlich. Der Plot dreht sich um vier Protagonist_innen, die alle auf bessere Tage hoffen, sich selbst als lebende Kunstwerke begreifen und auch ein bisschen Schneekönigin an sich haben. Oder zumindest Schnee. Tyler Barrett versucht seit Jahren sein Glück als Musiker und hofft darauf, den großen Song zu schreiben. Einen Hochzeitssong für seine eigene Hochzeit, aber er hat nicht viel Zeit. Weil das Songschreiben so eine mühsame Angelegenheit ist, muss Tyler regelmäßig mit einer Prise Schnee, äh Koks, nachhelfen. Tylers große Liebe Beth ist an Krebs erkrankt (daher Tylers Zeitdruck) und wenn es ihr gelingt, sich aus ihrem Sterbezimmer aufzuraffen, wirft sie sich in weiße Kleider, denn Buntes erträgt sie nicht mehr. Tylers Bruder Barrett, Lieblingsroman: Madame Bovary, ansonsten hochbegabter Yale-Absolvent (na ja, fast) und eben auch (fast) echter Literaturwissenschaftler, kriegt einfach nichts auf die Reihe und verkauft deshalb überteuerte Klamotten in einem Second-Hand-Designer-Laden. Das bunte Treiben eröffnet ihm ganz neue literarische Anknüpfungspunkte, die ihn innerlich zum Strahlen bringen: "Es ist das in der Praxis abgeschaffte, aber immer noch dankbare Unheil, das alle Impulskäufer begleitet - die verarmte Matrone, den enterbten jungen Grafen - wenn sie sagen: "Ich werde in diesem kunstvoll verwaschenen Freddy-Mercury-T-Shirt (zweihunderfünfzig Dollar) auf Erden wandeln, auf der Party heute Abend trage ich dieses Vintage-Minikleid von Alexander McQueen (achthundert), weil mir der Augenblick mehr bedeutet als die Zukunft. Die Gegenwart, heute Nachmittag, heute Abend, das Gefühl einen Raum zu betreten und tatsächlich, wenn auch nur kurz, zum Schweigen zu bringen, das ist mir wichtig, es ist schon in Ordnung für mich, nichts zu hinterlassen." Es handelt sich, in Barretts Augen, höchstens um eine harmlose Form des Sadismus, immerhin wirft sich niemand, der den Laden mit Einkäufen verlässt, die er sich eigentlich nicht leisten kann, vor den nächsten Zug. Und so kann er ohne Gewissensbisse (ohne allzu große Gewissensbisse) die Vorstellung genießen, dass Madame Bovary und die Buddenbrooks und das Haus der Freude weiterleben." (106) Nebenbei wartet er auf den richtigen Mann für's Leben, allerdings ist das nicht so einfach. Als ihn mitten in der schneebedeckten Landschaft des Central Parks eine übernatürliche Vision ereilt, glaubt der Ex-Katholik Barrett auf einmal doch wieder an das göttliche Moment und sucht regelmäßig die nahegelegene Kirche auf. Denn irgendeine Bedeutung muss das Licht doch haben. "Vielleicht wird er im hohen Alter einer jener Geschichtenerzähler sein, die das Unmögliche gesehen haben; ein UFO-Zeuge, ein Bigfoot-Zeuge, ein komischer Kauz, der einen flüchtigen, wundersamen Blick auf etwas Unerklärliches erhaschen konnte und sich dann wieder dem Älterwerden zuwandte; der die Subgeschichte der Spinner und Paranoiker fortschreibt, jener Heerschar von alten Säcken, die genau wissen, was sie gesehen haben, auch wenn es Jahrzehnte her ist, und wenn du es nicht glauben willst, du Jungspund, ist das in Ordnung, vielleicht wirst du selbst eines Tages etwas sehen, das du dir nicht erklären kannst, und dann, nun, dann wirst du es wohl endlich begreifen." (S. 57) Das Quartett wird durch Liz komplett, eine alternde Punkdiva und Chefin von Barrett, die von Tylers Drogenkonsum weiß und ihn immer wieder gerne tröstet. Doch davon weiß Beth nichts. In diesem Potpourri aus schweren Schicksalsschlägen und verkrachten Existenzen ereignet sich dann ein Wunder, kurioserweise kurz nachdem Tyler ein Eiskristall ins Auge geflogen ist und Barrett seine Vision hatte. Beth scheint sich wieder zu erholen. Oder sind Tyler und Barrett nur von der Schneekönigin verzaubert worden? In Cunninghams Roman geht es um Wünsche, Hoffnungen und natürlich um Wunder. Die Geschichte beginnt im November 2004 und endet im November 2008 und in dieser Zeit kann für Tyler, der die Vision nicht gesehen hat, und Barrett, der eigentlich gar nicht weiß, was er da genau gesehen hat, alles zum Wunder werden. Beth Genesung, Bushs Niederlage - alles ist gleich wichtig und alles hat irgendwie doch noch Potenzial, zu etwas Gutem zu werden. Könnte man denken... Cunningham erzählt manchmal sehr überzeugend, manchmal gewollt konstruiert, über diese merkwürdigen vier Jahre. Irgendwo zwischen Resignation und Aufbruch, zwischen Drogen und Delirium, zwischen märchenhaften Visionen und der harten Realität von Kokainsucht und Krebserkrankung. Das ist glücklicherweise nicht nur deprimierend, sondern auch sehr unterhaltsam. Weil Cunningham sehr gekonnt zwischen E- und U hin- und herspringt, macht die Nebeneinanderreihung vermeintlicher Gegensätze besonders viel Spaß. Kombinationen aus Shoppingwahn und Buddenbrooks oder einfach Zitate wie "Barrett, du verwechselst dich mit einer Figur aus einem B-Movie - oder wo wir einmal dabei sind, mit einer Figur aus einem Roman von Dostojewski" sorgen dafür, dass der Roman Seite für Seite fast zu einem Meta-Märchen wird, dass sehr viel aktueller, aber auch bissiger ist, als Andersen es je sein wollte. Die Geschehnisse sind zum Teil tragisch, der Text sehr poetisch geschrieben, stellenweise komisch und manchmal auch ein bisschen überladen. Aber das macht nichts. Und am Ende muss ich an die Schneeprinzessin des Empowerments schlechthin (ausgerechnet von Disney) denken. "Let it go" - das Ende ist tragisch und schön gleichzeitig und ob Tyler seine Königin findet, bleibt in der Schwebe und verschwindet unter einer Ladung Schnee. Aber das macht nichts. "Ist es wichtig?", fragt Liz. "Was?" "Ein Omen zu haben. Oder etwas in der Art." "Du musst schon zugeben, dass es interessant ist." "Schätzchen. Ich würde eher sagen, ich muss zugeben, dass es bescheuertes Wunschdenken ist." (S.154)

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Die Schneekönigin

Von: Manuela Hahn

19.01.2016

Michael Cunningham, hat einen wunderbaren Schreibstil entwickelt, voller Poesie erzählt er vom Leben der Brüder und dem Freundeskreis, von ihrem Streben nach Glück und Erfolg und das war es leider auch schon, denn die Figuren bleiben trotz aller schönen Worte blass und ihre Dialoge sind teilweise so langatmig, das ich am Ende des Satzes nicht mehr wusste wie er eigentlich begann, geschweige denn was mir der Autor eigentlich sagen wollte, auch die Geschichte ist eher banal und schon tausendmal erzählt,ein drogensüchtiger, erfolgloser Musiker, ein gescheiterter Intellektueller der in einem Second Hand Laden arbeitet, eine krebskranke, herzensgute Frau, mehr oder weniger seltsame Freunde. Nur Auschnittsweise erzählt der Autor von den einzelnen Begebenheiten, da hätte ich mir so manches Mal mehr gewünscht. Ich habe das Buch gern gelesen, es hat Spaß gemacht sich in den Worten zu verlieren, nur sind schöne Worte leider nicht alles, so wird *die Schneekönigin* sicher nicht jedem gefallen.

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