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Rezension zu
Das Buch der vergessenen Artisten

WOW! Was für ein tolles Buch

Von: D.Spitza
31.10.2018

Vera Buck ist ein wunderbarer Roman gelungen. Einer, der aufwühlt, der in Erinnerung bleibt. Und zwar nur in bester. Das Buch handelt von Mathis und Meta und ihrer gemeinsamen Lebens-und Liebesgeschicht über 30 Jahre hinweg. Es gibt zwei Zeitstränge, die kapitelweise abwechseln. Vorsicht Spoiler! Die Handlung beginnt 1902. Mathis, geboren in einem Dorf, welches bezeichnenderweise Langweiler heißt, wird vom Vater wegen seines mißgebildeten Beines abgelehnt und von der Mutter bevorzugt. Der Zorn seiner Brüder entlädt sich durch Prügel für ihn. Nun erlebt er 15- jährig das erste Mal einen Jahrmarkt und nutzt die Gelegenheit, der provinziellen Enge zu entfliehen. Er wird Assistent eines Schaustellers an dessen Durchleuchtungsmaschine. Dieses Umherziehen auf den Jahrmärkten gefällt ihm sehr und er taucht ein die Welt der Schausteller, Impressarios, Artisten und Künstler. In einem Panoptikum lernt er dann schließlich Meta kennen, die als Kraftfrau auftritt. Sie tun sich zunächst etwas schwer mit der Liebe, werden aber dann doch ein Paar, auch wenn das Ernsti, Metas geistig zurückgebliebenen Bruder gar nicht gefällt, weil er seine Schwester mit gar niemand teilen mag. Der zweite Zeitstrang setzt 1935 ein. Die Nationalsozialisten haben in Deutschland die Macht übernommen und drücken dem Land immer spürbarer ihren Stempel auf. Schlechte Zeiten für Künstler, Artisten, Andersdenkende, Andersgläubige und Andersfarbige. Immer mehr von ihnen verschwinden. Freiwillig, wenn sie die Möglichkeit haben, das Land zu verlassen. Unfreiwillig, wenn die Gestapo sie holt. In Mathis wächst der Wunsch, Ihnen ein Buch zu widmen. Das Buch der vergessenen Artisten. Doch das Manuskript darf nicht in die falschen Hände geraten. Denn in ihm hat Mathis festgehalten, was sonst keiner weiß. Meta und Ernsti sind Juden. Als Ernsti von der Polizei verschleppt wird und in einer Anstalt für Geisteskranke wieder auftaucht, spitzt sich die ohnehin schon prekäre Lage zu. Vera Buck hat einen Schreibstil wie ich ihn liebe. Sie versteht es mit Worten und Sprache zu spielen und sie ist eine Meisterin in Sachen Ironie und schwarzem Humor. Deshalb wundert es nicht, dass es auf mehr als 700 Seiten nie langweilig wird. Man kann sich in dieses Buch und seine Handlung stürzen und fühlt sich immer bestens unterhalten. Letzteres wird noch durch durch das Auftreten zahlreicher realer Personen, die Meta und Mathis auf ihrem Weg begegnen, erreicht. Da wird mit Charlie Chaplin geboxt, Coco Chanel ruft zur Emanzipation auf und mit dem jungen Adolf Hitler teilt man sich das Klo auf halber Treppe. Das Buch der vergessenen Artisten ist genau das gelungen, was der Titel will. Ein Erinnern an Menschen, die unsere Welt schon im frühen 20 Jahrhundert bunt gemacht haben. Aber auch ein Erinnern daran, was passiert, wenn die Falschen an die Macht kommen und diese dann ausnutzen, gegen die, die anders sind....

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