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Rezension zu
Das Buch der vergessenen Artisten

Super recherchiert, aber mich hat es nicht ganz erreichen können

Von: Aleshanee, Weltenwanderer
07.10.2018

Ich muss zugeben, dass ich mit dem Buch nicht so ganz warm geworden bin. Woran das genau lag kann ich gar nicht so genau festmachen, denn die Autorin hat hier die damalige Zeit gerade aus der Sicht der Schausteller und Künstler wirklich sehr gut wiedergegeben. Man entdeckt bekannt Namen und unbekannte, die man sich aber durch Google leicht erklären lassen kann, alle aus der damaligen Zeit und alle in die willkürlichen Handlungen der Justiz und der "Mächtigen" involviert. Über die Jahrmärkte und Kuriositätenschauen hört man ja doch immer wieder mal etwas, über die Darstellung mysteriöser Schaubudenzauber, über das Präsentieren von körperlichen Behinderungen oder Anomalien, die zu dieser Zeit eine gewisse Sensationslust ausgelöst haben. Aber so richtig bekannt scheint nicht zu sein, wie es gerade diesen Menschen damals erging und die Idee, auch diese Seite ins Licht zu rücken, finde ich wirklich toll! Oftmals vergisst man dabei ja die menschliche Seite, denn jede der Personen hat genauso viele Hoffnungen und Sehnsüchte in sich getragen wie alle anderen. Sie haben ihr möglichstes aus ihrem Leben gemacht und doch wurden sie meist als "zweitrangig" angesehen. Die Autorin erwähnt im Nachwort, dass nicht alle Personen real waren und auch die Zeiten ihrer Erlebnisse teilweise an die Handlung angepasst worden ist. Im großen und ganzen wirkt es aber sehr gut recherchiert und man konnte sehr genau nachempfinden, welche schwerwiegenden Folgen diese Menschen zum tragen hatten. Über geschichtliche Hintergründe kann man hier jedenfalls noch einiges dazulernen, worüber man in sonstigen Büchern und Rückblicken kaum hört. Es gibt ja zwei Handlungsstränge, die abwechselnd erzählt werden aus der Sicht von Mathis: zum einen wie er als Kind zum Jahrmarkt kam und zum anderen, wie er später mit seiner Gefährtin Meta am Rande Berlins gewohnt hat. Er ist es auch, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Buch gegen das Vergessen zu schreiben, denn das Verschwinden seiner Kollegen und Freunde hinterlässt bei ihm nicht nur Lücken, sondern ein Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht. Um diesem entgegen zu wirken versucht er deshalb, ihre Geschichten für die Nachwelt festzuhalten. Beides hatte seinen gewissen Reiz und Momente, die mir gut gefallen haben und die ich sehr unterhaltsam fand, aber oft auch etwas zähe Längen, über die ich lieber hinweg geblättert hätte. Mathis mochte ich eigentlich schon, auch wenn er mich gerade als Erwachsener durch seine Zurückhaltung oft etwas genervt hat und mit seiner Partnerin Meta konnte ich überhaupt nicht warm werden. Das lag nicht daran, dass sie unsympathisch waren oder nicht gut dargestellt wurden, ich hab einfach keinen Draht zu ihnen gefunden. Auch die anderen Figuren waren mir allesamt fremd bzw. blieben immer etwas auf Abstand, wodurch ich mich nicht so gut einfühlen konnte, wie es die Handlung eigentlich vorgesehen hatte. Vom Schreibstil her war es angenehm zu lesen und hatte teilweise auch wirklich schöne Passagen und Metaphern, die etwas bewegt haben - leider wurde das für mich durch die Handlung immer wieder ausgebremst, weil sie mich nicht so recht packen konnte. Das ernste Thema wird immer wieder durch eine kleine Prise Humor gewürzt, die erst recht verdeutlichen, wie hart der Überlebenskampf tatsächlich war. Ich kann das Buch wirklich schwer einschätzen, wie es anderen gefallen würde - ob ich es weiterempfehlen kann für Fans, die gerne mehr aus dieser Zeit erfahren - für mich war es eher ein gemischtes Vergnügen. Um sich einen Einblick zu verschaffen ist es aber auf jeden Fall lesenswert, denn gerade über die Artisten und Künstler aus dieser Zeit ist viel zu wenig bekannt und hält damit die Erinnerung aufrecht.

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