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Rezensionen zu
Gespräche mit Freunden

Sally Rooney

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Schon mit "Normale Menschen" konnte mich Sally Rooney absolut begeistern. Natürlich war ich nach Mariannes und Connells Geschichte neugierig auf ihren Debütroman. Mit "Gespräche mit Freunden" zeichnet Rooney ein brutal ehrliches Bild verschiedener Gefühlslagen, in denen man sich als Leser wiederfindet. Das Buch wird aus der Sicht von Frances erzählt. Sie ist einundzwanzig und tritt mit ihrer Freundin Bobbi bei Spoken Word Performances in Dublin auf. Sie lernen auf einer Veranstaltung das Ehepaar Nick und Melissa kennen. Ihre Leben verflechten sich miteinander. Frances und Bobbi waren einmal ein Paar, sind aber nur noch Freundinnen. Ihre Freundschaft ist kompliziert. Sie tun sich nicht immer gut, doch brauchen einander. Da beide nicht immer offen und ehrlich zueinander sind, haben sie falsche Bilder vom jeweils anderen, die in der Geschichte immer wieder neu gemalt werden. Frances beginnt eine Affäre mit Nick, während Bobbi sich zu Melissa hingezogen fühlt. Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind sehr feinfühlig dargestellt. Rooney scheut sich nicht davor, die dunkelsten Gedanken und Begierden ihrer Protagonistrn zu erkunden und damit auch unsere Gesellschaft zu spiegeln. Frances wirkt als Erzählerin oft unnahbar, obwohl wir alles durch ihre Augen erleben und ihre Gefühle kennen. Ich konnte mich bis zum Ende nicht entscheiden, ob sie mir sympathisch war oder nicht. Die Charaktere in Rooneys Geschichte sind vielschichtig und je mehr man liest, desto mehr Schichten werden sichtbar. Es gibt kein schwarz und weiß, das wäre zu einfach. Rooney mag es kompliziert, lässt den Leser zwischen den Zeilen lesen und das Ungesagte für sich sprechen. Da ich "Normale Menschen" vorher gelesen habe, sind mir einige Parallelen aufgefallen. Marianne und Frances ähneln sich in ihrem Denken sehr, doch ihr Umfeld unterscheidet sich grundlegend voneinander. Frances ist eine Künstlerin, auch wenn sie das selbst nicht sieht. Rooney hat verschiedene Welten aufeinanderprallen lassen und interessante Diskusionnen verfasst. Sie greift sowohl politische als auch soziale Themen auf und stellt sie wertfrei dar. Die Dinge sind so, wie sie sind. Da Frances manchmal selbst nicht weiß, was sie denken soll, wird man automatisch selbst zum Denken angeregt. Ich mag Rooney präzisen und klaren Schreibstil sehr gern. Sie schafft es wie keine Andere, Gefühle und Zustände zu beschreiben, Charaktere zu erschaffen, bei denen man sich nie ganz sicher ist, wie sie sich verhalten werden und Geschichten zu erzählen, die aus dem Leben gegriffen scheinen, die aber voller Poesie sind. Mir hat "Gespräche mit Freunden" sehr gut gefallen. Es ist eines dieser Bücher, die einen aufwühlen und ein wenig unbefriedigt zurücklassen, aber diese gewisse Sogwirkung beim Lesen entfalten, sodass man einfach nicht aufhören kann, Seite um Seite zu verschlingen. Definitiv eine klare Leseempfehlung!

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Ein Highlight

Von: Emily

29.07.2020

Die Geschichte wird komplett aus der Sicht der jungen irischen Studentin Frances erzählt. Frances erzählt uns eine Geschichte. Sie erzählt was passiert ist und durch den einzigartigen Schreibstil der Autorin hatte ich das Gefühl, dass Frances vor mir sitzt und mir als einer Freundin erzählt was damals zwischen ihr, Bobbi, Melissa und Nick passiert ist. Frances und Bobbi kennen sich schon einige Jahre und waren mal ein Paar. Nun sind sie Freunde. Bei einem Auftritt lernen sie Melissa und Nick kennen. Das Ehepaar ist um die zehn Jahre älter als die Studentinnen. Er ist nicht ganz so erfolgreicher Schauspieler und sie ist eine nicht ganz so erfolgreichen Schriftstellerin die aber auch eine starke Leidenschaft zum Fotografieren hat. Die vier lernen sich kennen und werden sowas wie Freunden. Nick und Melissa laden Frances und Bobbi in ihren Freundeskreis und ihre vier Wände ein. Es werden tatsächlich viele Gespäche geführt. Aber wie es halt auch in Wirklichkeit ist. Es wird nie alles gesagt. Es wird sich oft bis immer missverstanden. Die wahren Gefühle und Beweggründe werden für sich behalten. Wahre und schwerwiegende Probleme tot geschwiegen und kommt es zu Missverständnissen. Es geht in diesem Buch um Freundschaft, um Geheimnisse unter Freunden, treue und Untreue zwischen Freunden und Paaren. Dieses Buch und seine Protagonisten sind aus dem Leben gegriffen und diese Figuren exstieren wahrscheinlich in jeder Stadt und in fast jedem Freundeskreis. Und genau das wahr es was mir auch so gut gefallen hat. Das Buch ist ungeschönt und irgendwie echt. Die Figuren haben mit unter wirklich schwerwiegenden Probleme und diese werden nicht schön geredet und lösen sich nicht wegen eines Happy Ends plötzlich in Luft auf. Die Geschichte wirkt echt. Und das war wirklich mal was angenehmes anderes. Eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne von mir.

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Frances ist 21, studiert in Dublin und präsentiert Lyrik zusammen mit ihrer besten und zugleich Ex-Freundin bei Spoken-Word-Veranstaltungen. So lernen die beiden die 37-jährige Melissa und ihren Mann Nick kennen. Die beiden sind fasziniert von dem Paar, angezogen von der Präsenz, die die beiden ausstrahlen. Und Frances verliebt sich Nick. Sally Rooney entwirft eine Geschichte um ein ungewöhnliches Vierergespann, mitten drin eine junge Frau auf der Suche nach Liebe, Erkenntnis, aber vor allem sich selbst. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Sally Rooney trifft den Nerv einer Generation, naiv und dreckig, kultiviert und rotzig zugleich. Man merkt dem Werk an, dass es von einer jungen Frau geschrieben wurde, aber im positiven Sinne - Jedes ihrer Motive repräsentiert den Zeitgeist. Manchmal hatte ich den Eindruck, die Gefühlswelt der Protagonistin blieb zu blass. Bedenkt man allerdings, dass Frances ihre eigenen Gefühle ausgrenzt, sich selber am liebsten nicht spüren will, ergibt sich ein sehr stimmiges Bild. Schmerzen, Liebe und vor allem Unsicherheit brodeln unter der Oberfläche. Sie werden nicht gedacht, sondern durch sehr präzise, aber feine Handlungsmotive inszeniert. Rooney erwartet mit ihrem Debüt nicht zu viel von der Leserin, gibt dafür umso mehr: ein binge-read Roman, der sein Niveau konstant zu halten versteht.

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Meine Meinung Dieses Buch habe ich tatsächlich in irgendeiner Zeitung gefunden und es hörte sich wahnsinnig interessant an. Besonders der Satz wie „Sie ist die Stimme der jungen Generation“ hat sich sehr in meinem Kopf festgesetzt. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte der jungen Studentin. Und damit wären wir bei Frances, die 21-Jährige Studentin in Dublin. Sie schreibt gerne, besonders Gedichte und ist allgemein nicht unzufrieden mit sich, obwohl sie es sich immer mal wieder in Erinnerung rufen muss. Sie studiert und macht Praktika, möchte aber mit diesem Leben am liebsten gar nicht mehr aufhören. Sie ist ein ruhiger Charakter, der vor Emotionen brodelt, diese aber aufgrund von Geschehnissen in der Vergangenheit kaum an die Außenwelt trägt. Dadurch wird sie oft als „die Coole“ oder „die Gelassene“ beschrieben, obwohl sie häufig alles andere als gelassen ist. Sie hat mir gleich sehr gut gefallen, einerseits weil ich mich selbst sehr stark in ihr sehe und andererseits weil ich mich vielleicht ein kleines bisschen in sie verliebt habe. Bei Nick wusste ich zu keinem Zeitpunkt, was genau ich von ihm halten sollte. Er war immer wieder sehr faszinierend, aber doch blieb seine Intention für mich sehr unklar, wobei es Frances da schließlich sehr ähnlich ergehen musste. Die Handlung ist ebenso aufregend, wie alltäglich und normal. Es gibt keine wahnsinnig hohen Höhepunkte, auf die das Buch hin arbeitet, aber trotzdem ist es nicht langweilig, im Gegenteil. Während Frances sich ihrer Leidenschaft zu Nick immer mehr hingibt, durchläuft sie eine wahnsinnige Entwicklung, die sehr spannend anzuschauen war. Sie lernt sich selbst immer weiter kennen und trifft Entscheidungen, die sie immer weiter verändern und trotzdem kommt sie immer wieder zu sich zurück. Es geht viel um Frances‘ Emotionen und Gefühle und weniger darum, eine wahnsinnig fantasievolle Geschichte zu entwickeln. Es geht um eine Geschichte, die jede junge Frau erleben könnte, ohne dass Dinge geschönt werden. Ohne, dass alles perfekt läuft. Es wird gezeigt, was Liebe und Wut aus einem Menschen machen könen, wie viel uns Freundschaft bedeutet und wie weit jemand gehen würde, wenn es um seine Gefühle geht und das ohne romantisierten Schnick Schnack, sondern als pure Realität. Zudem geht es natürlich auch noch um die Gespräche unter Freunden – die vier Hauptfiguren diskutieren gerne über sämtliche Themen, besonders aber auch über Politik, Feminismus, Diskriminierungen und Sexualität. All diese Gespräche waren wirklich sehr interessant dargestellt, sodass es niemals zu viel von einem wurde. Es gab einen guten Wechsel und die Gespräche kann ich wahnsinnig gut auf mich un meine Freunde übertragen. Fazit Sally Rooney hat mich wahnsinnig begeistern können. Ihr Buch spiegelt ehrlich und unromantisiert die Emotionen einer jungen Studentin wieder, die sich in einem großen Gefühlschaos befindet und das in einem wundervollen Schreibstil. Die Handlung hat mich sowohl gefesselt, als auch süchtig gemacht und ich wollte nicht, dass dieses Buch endet. Vielen Dank an das Bloggerportal und den Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Gegenwartsliteratur, die sich nur um zwischenmenschliche Beziehungen dreht, lese ich eigentlich nicht. Und trotzdem. Für Menschen, die in Großstädte ziehen und „irgendwas mit Medien“ machen, interessiere ich mich nicht besonders. Und trotzdem. „Mann betrügt Ehefrau mit deutlich Jüngerer“ klingt für mich ziemlich nach Klischee. Und trotzdem habe ich „Gespräche unter Freunden“ beinahe an einem Tag durchgelesen. Die Autorin Sally Rooney wird als DER britische Shootingstar am Literaturhimmel (die Zeit 30/2019) bezeichnet und ihr Debut „Gespräche mit Freunden“ wird bereits von der BBC als zwölfteilige Serie verfilmt. Was macht die 28-jährige Irin mit ihrem Erstlingswerk also so besonders? Die Geschichte des Buches ist schnell erzählt und eine Spoilerwarnung auch nicht notwendig, weil es im Buch nicht um die Geschichte geht. Die Handlung bietet lediglich den Rahmen für die titelgebenden Gespräche, die beinahe schon eine Generationenstudie darstellen. Worum geht es also? Frances und ihre Exfreundin Bobbi – beide Anfang zwanzig – treten häufiger gemeinsam bei Spoken-Word-Veranstaltungen auf. Dort treffen sie auf ein Ehepaar Mitte dreißig, sie Autorin, er Schauspieler. Die vier kommen ins Gespräch, werden Bekannte. Frances, aus deren Perspektive die Geschichte geschrieben ist, beginnt eine Affäre mit dem verheirateten Mann, dessen Beziehung zu seiner Frau nicht mehr wirklich glücklich zu sein scheint. So weit, so unspektakulär. Allerdings passiert in dem Roman stilistisch und erzähltechnisch einiges, was den Roman von anderen abhebt und wovon ich berichten will. Was mir beim Lesen von „Gespräche mit Freunden“ aufgefallen ist: Der erste Bruch in meinem Leben fand statt, als ich feststellen musste, dass die meisten professionellen Fußballspieler mittlerweile deutlich jünger waren als ich. Nun muss ich mit dem Gedanken anfreunden, dass auch erfolgreiche Autor*innen jünger sind als ich. Hart! Sprachliche Äußerungen sind nicht durch Anführungszeichen markiert. Es mag sich nach einer Kleinigkeit anhören, es fühlt sich wahnsinnig neu und ungewohnt an. So war ich stellenweise zum Beispiel unsicher, ob es sich bei dem gerade Gelesenen um einen Gedanken oder einen Gesprächsbeitrag handelte. Ich fühlte mich als Leser gefordert, mir meine eigenen Gedanken zu machen: Was hätte ich gesagt? Hätte ich in der Situation dasselbe gedacht? Die „Freunde“ haben mich also in ihre Gespräche eingebunden. Die Unterhaltungen finden auch über Chats und E-Mails statt, die im Buch abgedruckt sind. Auch insgesamt ist der Schreibstil nüchtern, wie ein Chatgespräch, bei dem die Smileys fehlen. Als Leser wusste ich manchmal nicht: Ist das ernst gemeint? Fehlt da etwas? Wie soll ich auf das Gelesene reagieren? Keine der Figuren ist wirklich sympathisch. Frances nicht, die großen Wert auf ihr Äußeres legt und ständig erwähnt, welche Kleidung sie am jeweiligen Anlass an hatte. Auch Bobbi nicht, die von allen geliebt wird und sich deshalb benehmen kann, wie sie will. Schon gar nicht Nick, der sich häufig passiv verhält oder Melissa, die in ihrer Ehe die Zuneigung vergessen zu haben scheint. Trotzdem waren mir die Figuren für die Zeit der Lektüre wichtig und ich wollte teilhaben an ihrem Leben. Ich schätze, das ist eine ziemliche Leistung von Sally Rooney. Ein gelungener Ausflug ins Grüne Manchmal lohnt es sich, über den literarischen Tellerrand hinauszuschauen. „Gespräche mit Freunden“ ist ein denkwürdiges Debut von Sally Rooney und obwohl Gegenwartsliteratur nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört, war ich von Anfang bis Ende gefesselt, zeitweise überrascht und auch über das Ende hinaus nachdenklich. Alle, die bis hierhin gelesen haben, sollten ernsthaft über einen Kauf des Buches nachdenken, mir fehlen nämlich noch Leute, mit denen ich mich darüber austauschen kann! Das wäre dann quasi ein weiteres „Gespräch mit Freunden“.

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Worum geht’s? Frances und ihre beste Freundin Bobby sind Studentinnen in Dublin und waren mal ein Paar. Sie treten gemeinsam bei Spoken Word Events auf und besuchen Literaturveranstaltungen. Bei einer dieser Veranstaltungen lernen sie das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Melissa ist Fotografin und möchte einen Beitrag für ein Literaturmagazin über die beiden veröffentlichen. Sie treffen sich zum Essen, auf verschiedenen Veranstaltungen und verreisen gemeinsam. Sie unterhalten sich über Liebe, Sexualität, Politik, Kunst und Literatur und vor allem über sich selbst. Während Bobby von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer mehr zu dem Schauspieler Nick hingezogen und die beiden beginnen eine Affäre. Es entsteht ein kompliziertes Beziehungsgeflecht in dem jeder versucht, seinen Platz und Anerkennung zu finden. Meine Meinung Spätestens seit ihrem Roman Normal People ist Sally Ronney zumindest in Irland und Großbritannien in aller Munde. Nun ist ihr Debütroman Conversations with Friends endlich auf Deutsch erschienen und ich kann sofort sagen, dass ich diese Begeisterung verstehen kann! Ich finde es nicht leicht, zu erklären, was mich so sehr an diesem Roman fasziniert hat. Die Geschichte an sich ist ja nichts Neues. Eine zufällige Bekanntschaft, die in einer Dreiecks- oder in diesem Fall wohl eher Vierecksbeziehung mündet. Eifersucht, Untreue, Drama, Unsicherheit…das gab es schon tausendfach, aber die Art, wie Sally Rooney darüber schreibt und worauf sie den Fokus legt, ist so besonders. Hier steht nicht die Beziehung an sich im Mittelpunkt, sondern die Beobachtungen und das Innenleben der Protagonistin, die versucht ihren Platz in der Welt zu finden, sich ausprobiert und dabei immer besonders auf ihre Außenwirkung auf und die Anerkennung durch die Personen in ihrem Umfeld bedacht ist. Der Großteil des Romans ist durch – wie der Titel schon sagt – Gespräche unter den Freunden auf Veranstaltungen, bei Abendessen, gemeinsamen Unternehmungen und auch im Rahmen von E-Mails und Telefonaten geprägt. In diesen Gesprächen geht es mal um aktuelle Themen: Politik, Religion, Gender-Fragen, um Kunst und Literatur aber auch um Sexualität, Freundschaft, persönliche Ansichten, Vorstellungen und Empfindungen. Die Protagonistin Frances ist Anfang 20, intelligent, hübsch und ziemlich gebildet. Nach außen wirkt sie kühl und unnahbar, doch innerlich ist sie ziemlich unsicher, ständig auf der Suche nach sich selbst. Ihre Gefühle und Bedürfnisse und Taten und Worte gehen oft weit außeinander, weil sie immer sehr darauf bedacht ist, wie sie wohl auf andere Personen wirkt. Sie denkt sogar von sich selbst, dass sie keine wirkliche Persönlichkeit hat. Sie studiert Literatur und versucht sich selbst als Schriftstellerin. Einen wirklichen Plan davon, was sie mit ihrem Leben anfangen will, hat sie aber nicht. Ein normaler Job gehört jedenfalls nicht dazu. Sie beginnt eine Affäre mit dem älteren und zudem verheirateten Schauspieler Nick, sie verliebt sich, aber er liebt seine Ehefrau noch immer und möchte sie nicht verlassen. Frances gehört natürlich zu der Generation, die mit Polygamie und Polyamorie gar kein Problem hat, die vollkommen offen und Tolerant jeder Art von Lebensweise und Beziehung gegenüber ist. Das möchte sie zumindest von sich denken und so stört es sie umso mehr, dass sie mit der ganzen Sache doch nicht ganz so glücklich und ungezwungen umgehen kann. Dann wird sie auch noch krank, was ihr Selbstbild weiter ins Wanken bringt. Obwohl ich mit Frances nicht viel gemeinsam habe und sie zudem nicht sonderlich sympathisch finde, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Das hat die Autorin mit der unglaublich authentischen und facettenreichen Charakterzeichnung einfach geschafft. Die klugen Beobachtungen, die Frances über ihr eigenes Verhalten und das ihrer Freunde anstellt, kamen mir dabei immer wieder bekannt vor. In unserer heutigen Zeit, in der uns alle Möglichkeiten offenstehen, wird Eigenengagement und Selbstverwirklichung vorausgesetzt, sehr viel Toleranz, Offenheit und Lockerheit erwartet, vor allem wenn man jung ist. Wie viele Menschen geben sich wohl nur so, wie sie sich verhalten, weil sie gerne so gesehen werden möchten oder weil sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird? Das ist eine Frage, die mir beim Lesen immer wieder in den Sinn kam. Frances will insgeheim mehr von der Beziehung, als Nick ihr geben kann oder möchte. Auf der anderen Seite gibt sich immer so ironisch und kalt, dass Nick vermutet, sie habe gar keine Gefühle. Auch als sie krank wird, steht für sie sofort fest, dass sie niemandem davon erzählen wird. Bloß keine Schwäche zeigen. Krank zu sein, passt nicht zu dem Bild, das sie gerne von sich haben möchte, deshalb darf es auch keiner erfahren. Ihre Eltern leben getrennt und vor allem die Beziehung zu ihrem Vater ist ziemlich zerrüttet. Sie versucht den Kontakt zu ihnen so gering wie möglich zu halten. Und plötzlich ist sie allein. Statt sich anderen anzuvertrauen, ehrlich zu sein und zu ihrer Verletzlichkeit zu stehen, baut sie lieber eine Mauer um sich auf, denn zuzugeben, dass es ihr nicht gut geht, würde ihrem Ziel entgegenstehen, ein fröhliches Mädchen zu sein. Auch die anderen Charaktere sind sehr interessant und vielschichtig. Die hübsche und extrovertierte Bobby, die mit ihren Argumenten jeden Gesprächspartner in die Ecke drängen kann. Die undurchschaubare Melissa und der ruhige Nick…ein Ehepaar mit Problemen. Spannend ist vor allem wie die Dynamik der Gespräche dargestellt wird. Es geht nicht nur um Meinungsaustausch, sondern vor allem um Selbstdarstellung. Vielmehr als nur die eigene Meinung zu vertreten, geht es darum gekonnt argumentieren und mit dem eigenen Wissen zu trumpfen, komplizierte Fachbegriffe einzuwerfen, intelligent zu wirken. Statt wirklich die eigene Meinung, die eigenen Gefühle zu kommunizieren, ist es wichtig, cool zu wirken, bloß keine Unsicherheit zu zeigen. Was Frances hier beobachtet, ohne es zu benennen oder zu bewerten, ist mir selbst schon oft in Gesprächen aufgefallen, aber dieser Roman macht es mit einer Art und Weise, die mich oft schmunzeln ließ, einmal richtig deutlich! Ohne Schnörkel zeigt Gespräche mit Freunden einen authentischen Ausschnitt aus der Realität einer jungen Frau in der heutigen Zeit. The Independent schreibt über die Autorin, sie sei “die wichtigste literarische Stimme der Generation Y.” und ich denke, da ist was dran. Selten habe ich einen Roman gelesen, der so authentisch und direkt die alltäglichen Probleme, die Lebenswirklichkeit dieser Generation auf den Punkt bringt. Fazit Gespräche mit Freunden hält das, was der Titel verspricht. Es geht um Freunde, die sich über alles mögliche und vor allem sich selbst unterhalten und um eine Protagonistin die sich und die anderen dabei scharfsinnig beobachtet. Wie sehen die anderen mich und wie möchte ich gesehen werden? Das sind die Fragen, die bei diesen Beobachungen eine wesentliche Rolle spielen und zum Nachdenken anregen. Ich habe dieses Buch verschlungen!

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Herzliche Gratulation!

Medici Buchhandels GmbH

Von: Marlene Walder aus Innsbruck

26.08.2019

Ich schreibe Ihnen dieses Mail, weil ich Ihnen sagen muss, wie überwältigt ich von »Gespräche unter Freunden« aus dem Luchterhand Verlag bin. Ich habe das Buch an einem Nachmittag ausgelesen und bin sehr begeistert. Herzliche Gratulation an den Verlag für diesen fabelhaften Debütroman!

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Cover: Das Cover hat mich direkt angesprochen und passt sehr gut zum Stil des Romans, denn wie die Frau auf dem Cover ist man eher Beobachter als Teilnehmer. Inhalt: Frances und ihre beste Freundin studiert in Dublin und lernen das etwa 10 Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Melissa will einen Beitrag über die beiden Studentinnen schreiben und die vier lernen sich näher kennen. Sie treffen sich immer wieder und diskutieren über die verschiedensten Themen. Bobbi fühlt sich zu Melissa sehr hingezogen und Frances interessiert sich zunehmend für Nick. --- Fazit beinhaltet Spoiler ----- Fazit: Das Buch ist vom Schreibstil her sehr ungewöhnlich, da dieser durchgehend eher distanziert ist und ich mich als Leser eher dem Voyeurismus verfallen bin als wirklich mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich hatte mich sehr schnell an diese Distanz gewähnt und empfand sie als erfrischend und passte zum Buch einfach perfekt. Allen voran bei den Diskussionen die sie zu gängigen gesellschaftlichen Konventionen führten. Die Beziehungen unter den Protagonisten sind ebenfalls sehr interessant, da sie sich zum einen versuchen gegenseitig zu helfen und gleichzeitig sich gegenseitig das Leben schwermachen. Die bereits genannte Distanz empfand ich auch als sehr angenehm, da ich das Verhalten und Denken von Frances als recht gewöhnungsbedürftig empfand, das liegt keineswegs an einer konservativen Denkstruktur meinerseits, sondern viel mehr an ihrer psychischen Verfassung. Ihr Hang zur Selbstverletzung den sie mehrfach selbst als für sie normal darstellt und die Auswahl ihrer engeren Bezugspersonen sind für mich eher besorgniserregend. Entsprechend hatte ich mir ein anderes Ende gewünscht, eins in dem sie vielleicht beim Therapeuten sitzt und über ihre Beziehung zu ihren Eltern, zu Bobbi & Nick und letzten Endes auch zu sich selbst spricht. Auch wenn dies nicht so kommt kann ich „Gespräche mit Freunden“ bereits jetzt als eines meiner Jahreshighlights betiteln. Von mir eine absolute Empfehlung.

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