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Rezension zu
Die Erfindung der Flügel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

schöner, auf historischen Personen beruhender Roman

Von: Amerdale
08.02.2015

Mir ist erst durch das Nachwort der Autorin klar geworden, dass es sich bei Sarah um eine historische Person handelt, was die Handlung des Romans nochmal viel interessanter erscheinen lässt. Auch wenn die Autorin sich nach eigener Aussage recht frei an die Fakten gehalten hat. Sarah Grimke, ihre Schwester Angelika Grimke ebenso wie Handful, die leider in Wirklichkeit viel früher gestorben ist, sind faszinierende Frauenfiguren, die aufgrund ihrer Einstellungen und Verhaltensweisen außerhalb der Konventionen ihrer Zeit standen – weswegen sie auch so interessante Protagonisten in dem Roman abgeben. Die Kapitel sind immer abwechselnd aus Sicht von Sarah und Handful geschrieben, so dass man von beiden Seiten einen Einblick in das Leben in South California und die Sklavenproblematik bekommt. Dabei begleitet man die beiden über mehrere Jahrzehnte dabei, wie sie einen Weg suchen sich selbst und ihre Lebensvorstellungen zu verwirklichen. Beide haben Träume, die als unerreichbar gelten: Handful möchte frei sein und Sarah Anwältin werden. Doch diese Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen ist ihnen verwehrt und ihre Rebellion dagegen scheint lange Zeit nicht erfolgreich zu sein… Sue Monk Kidd schildert sehr anschaulich die Lebenssituationen ihrer Protagonisten, so dass es kein Problem ist, sich vor zustellen, wie das Gesellschaftssystem in Charleston oder auch später die Quäker-Gesellschaft in den Nord-USA funktioniert. Es ist schockierend diese allgemeine, selbstverständliche, alltägliche Grausamkeit gegenüber Sklaven zu erleben und ihre Auswirkungen auf die Menschen zu sehen. Das ist für mich auch einer der am besten gelungen Punkte des Buches: das Aufzeigen mit welchen Maßnahmen und Gesetzen ganze Gruppen – nach Rasse aber auch Geschlecht – systematisch und überlegt unterdrückt werden. So ist es beispielsweise Sklaven verboten lesen und schreiben zu lernen – klar, umso ungebildeter umso abhängiger von ihren Herren sind sie. Aber auch weiße Frauen sind, wenn auch auf andere Art, genauso eingeschränkt. Und das wird hier wundervoll in die Handlung eingearbeitet. Teilweise fand ich es etwas schwer Sarahs und Angelikas Meinungen nachzuvollziehen beziehungsweise eher zu verstehen, wie sie zu der Einstellung gekommen sind. Die Einstellungen kommen in ihrer Radikalität manchmal völlig aus dem nichts, weil vorher nie angedeutet wird, dass sich die Gedanken der betreffenden Person überhaupt in die Richtung bewegen. Das fand ich etwas verwirrend. Und ich hätte gern mehr über Angelika erfahren, die mir eigentlich als die interessantere der beiden Schwestern vorkam, die aber in dem Buch leider etwas zur Seite geschoben wird. Es ist schade, aber nicht sehr überraschend, wie sehr die Geschichtsschreibung diese zwei frühen Vorkämpferinnen von sowohl der Sklavenbefreiung als auch der Emanzipation in Vergessenheit geraten ließ. Schön, dass die Autorin sie mit diesem Buch wieder etwas in das Rampenlicht gerückt hat, denn sie verdienen wirklich eine größere Bekanntheit.

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