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Rezension zu
Blutige Nachrichten

Schreibübung für Fortgeschrittene

Von: der Michi
08.01.2021

Ein gutes Jahr ist, wenn ein Roman von Stephen King erscheint, ein exzellentes, wenn es gleich vier sind! Nun erschien der vorliegende Band mit gleich vier neuen Erzählungen ausgerechnet 2020, also muss ich diese Theorie vielleicht überdenken. Auf gut 550 Seiten liefert der Autor jede Menge Fanservice, was erfreulich, aber auch problematisch ist. "Mr. Harrigans Telefon" eröffnet den Sammelband recht solide. Die Geschichte um das iPhone eines Toten, der auch nach seinem Ableben noch auf Anrufe reagiert, wartet mit überzeugenden Figuren auf, könnte jedoch gerade in der ersten Hälfte noch deutlich mehr Schwung vertragen. Der Horror-Anteil hält sich hier in Grenzen, wenn man von einer Handvoll schockierender Todesfälle und den kryptischen Nachrichten des verstorbenen Mr. Harrigan absieht. Für einen Autor von Kings Format eher eine Schreibübung und für Fans womöglich etwas enttäuschend. In "Chucks Leben" zeigt sich Stephen King dagegen in Hochform. Das surreale apokalyptische Szenario der ersten Kapitel verknüpft er virtuos mit einer sehr viel realeren Biografie, die auch noch von einer unheilvollen Prophezeiung überschattet wird. Erst ganz am Ende wird klar wie beides miteinander zusammenhängt, gerade hier hätte man gerne noch mehr gelesen. Hier finden sich alle Stimmungen wieder, die King beherrscht - von der fiktiven Biografie seines Antihelden bis hin zu mysteriösen Ereignissen und dem ganz alltäglichen Grauen. Für alle Fans von Bill Hogdes, Ralph Anderson und natürlich Holly Gibney hält die Titelgeschichte "Blutige Nachrichten" eine eigenständige Fortsetzung von "Der Outsider" bereit. Dieser Text ist tatsächlich mehr Kurzroman als Kurzgeschichte, dementsprechend der längste im Buch. Bezeichnenderweise spielt er im Dezember 2020, allerdings quasi in einer alternativen Realität, da die Corona-Pandemie zum Zeitpunkt der Entstehung noch kein Thema war. Holly ermittelt dieses Mal mit der Hilfe ihres guten Freundes Jerome und dessen Schwester Barbara einem weiteren Wesen hinterher, das dem Outsider ähnelt. Da sind die Überraschungen für Kenner des Vorgängers zum Teil etwas rar gesät, doch Hollys Ermittlungen, das packende Finale und nicht zuletzt die überzeugende Figurenzeichnung machen diesen Beitrag zu einem gut lesbaren Zeitvertreib. In "Ratte" behandelt King eines seiner Lieblingsthemen - die Sorgen und Nöte von Buchautoren. Um seinen Debütroman endlich zu vollenden verbündet sich ein verzweifelter Schriftsteller mit einer womöglich gar nicht existierenden Ratte, die jedoch eine grausame Gegenleistung einfordert. Ein wenig wirkt die Geschichte wie aus Stilelementen von "Das heimliche Fenster, der heimliche Garten" und dem Schicksal von Bill Denbrough in "Es" zusammengesetzt, plus eine Prise modernes Märchen. Unterhaltsam zu lesen, gerade für angehende Autoren, für King-Fans aber kaum überraschend. Originaltitel: "If It Bleeds" Bonusmaterial: Nachbemerkung zu allen Geschichten

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