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Herbert Günther

Zeit der großen Worte

Ab 13 Jahren
(3)
Zeit der großen Worte
Taschenbuch
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»Der Krieg ist fürchterlich. Glaub niemandem, der Dir etwas anderes erzählt.«

Deutschland 1914: Der Alltag des vierzehnjährigen Paul ist geprägt von pathetischen Worten voller Kriegsbegeisterung. Pauls Vater und sein großer Bruder melden sich als Freiwillige. »Weihnachten sind wir wieder zu Hause!«, sagen sie. Doch alles kommt ganz anders als erwartet und Pauls Familie zerbricht fast an diesem Krieg. Immer dringlicher stellt sich Paul die Frage, wie seine Zukunft aussehen wird, was sich hinter den großen Worten verbirgt und welches seine, Pauls Worte sein könnten.

»Das Buch zeigt drastisch, was daraus werden kann, wenn die Massen blind solchen Parolen folgen.«

Hessische / Niedersächsische Allgemeine (19. March 2019)

Originaltitel: Zeit der großen Worte
Originalverlag: Gerstenberg
Taschenbuch, Broschur, 320 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-570-31207-0
Erschienen am  13. August 2018
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Der Erste Weltkrieg als Ende des Bürgertums: Herbert Günthers „Zeit der großen Worte“

Von: lies-geschichte.de

29.03.2019

Ein wenig braucht es, bis „Zeit der großen Worte“ einen packt. Zu sperrig die Kriegsbegeisterung im Kopf, zu salbadernd die Worte, bis klar wird: Paul teilt die Ansichten nicht, doch so richtig weiß er noch nicht, wie damit umzugehen ist, wie er den Sprachungetümen der Propaganda eine eigene Stimme entgegensetzen soll. Wie der Kriegsbegeisterung des Bruders begegnen, wie der Heldensehnsucht des Vaters, die sich beide direkt als Freiwillige melden, um im Ersten Weltkrieg zu dienen? Herbert Günther gelingt es, Pauls Erwachsenwerden in Zeiten des Krieges, die Propaganda der (Vor-)Kriegszeit, Alltag und große Politik miteinander zu verschmelzen. Und ihm nach und nach eine eigene Stimme zu schenken. Der Erste Weltkrieg wird zum Epochenumbruch – in Pauls Leben genauso wie in der europäischen Geschichte. Paul wohnt mit seiner Familie in der Stadt. Der Vater ist zwar eigentlich Bauer, hat jedoch den Hof nicht geerbt und so hat er mit seiner Frau den Kolonialwarenladen der Schwiegereltern übernommen. Tatsächlich ist jedoch Pauls Mutter diejenige, die alles im Griff hat. Pauls Vater fühlt sich eingeschränkt und nutzt den Krieg zum Ausbruch. Sowohl er als auch sein ältester Sohn Max glauben an die Helden- und Ehrengeschichten über Soldaten und deutsche Kultur, vor allen Dingen Max lässt sich mitreißen. Paul weiß nicht so recht, was er von alledem halten soll. Vor allen Dingen vermisst er Max und seinen Vater, unterstützt die Mutter so gut er kann und hilft Louise, der Tochter des Oberstudienrates, einen Streit mit Max wieder aus der Welt zu räumen. Über Louise erhält Paul plötzlich Zugang zu einer völlig neuen Welt: Er besucht sie im Buchladen, wo sie arbeitet und lernt dort Helene kennen. Die ältere ledige Dame nimmt Paul unter ihre Fittiche und führt ihn an das Lesen heran, ermuntert ihn, als er überlegt, eine Buchhändlerlehre zu machen. Doch der Krieg durchkreuzt Pauls Pläne. Der Vater fällt, der Kolonialwarenladen geht pleite, die Familie muss zurück zu Onkel und Tante aufs Land, wird zu Bittstellern. Zu allem Überfluss ist nun auch Ida, die als Mädchen bei ihnen gearbeitet hatte, mit von der Partie. Paul und sie sind verliebt und nicht bereit, ihre Beziehung aufzugeben, auch wenn im Dorf getratscht wird und der Onkel Ida lieber vor die Tür setzen würde. In diesen Wirren kommt Max schwer verletzt aus dem Krieg und der Oberstudienrat löst hinter Louises Rücken die Verlobung. – Herbert Günther zeichnet hier ein dichtes Portrait des Kriegsalltags zwischen Hunger, Tod und Verzweiflung und den eben doch auch vorhandenen kleinen Freuden des Kinobesuchs oder der Freundschaft. Vor allen Dingen zeichnet er ein gelungenes Portrait gesellschaftlicher Stimmungen von Klassengrenzen über die Vorstellung von Geschlechterrollen. Es wird eindrücklich deutlich, dass es letztlich auch der Erste Weltkrieg ist, der Paul, Ida und die Familie gewissermaßen aus den bisher vorgegebenen Pfaden reißt, neue Wege und Möglichkeiten eröffnet. Der Erste Weltkrieg gilt als Beginn des „kurzen 20. Jahrhunderts“, vor allem aber beendete er das 19. Jahrhundert als Jahrhundert des Bürgertums. „Zeit der großen Worte“ macht verständlich, warum. Im Anschluss an die wirklich spannend, gut und angenehm unpädagogisch geschriebene Handlung folgt ein Anhang, der aus einem schwierigen, fünfseitigen Essay besteht. Dieses springt leider chronologisch stark und ist ausgesprochen voraussetzungsreich, außerdem leicht ins Pädagogisierende abgleitend, was dem Buch eigentlich nicht gerecht wird. Gut allerdings ist die sich anschließende ausführliche Zeittafel, die schon 1848 beginnt und so große Zusammenhänge erkennbar werden lässt, aber auch „Nebensächlichkeiten“ wie einen Film von Charlie Chaplin einbindet, so dass erneut ein sehr weiter Blick auf die kulturellen Beziehungen der Zeit geworfen wird. Ergänzt wird außerdem ein ausführliches Glossar, das Verständnislücken schließen kann. Der kulturgeschichtliche Fokus wird auch in den anschließenden Lesetipps deutlich. Zwei Sachbuchtitel werden hier genannt (diese sind nicht die allerneuesten), vor allen Dingen aber literarische Portraits der Zeit von Heinrich Mann über Bertha von Suttner. Insgesamt ist „Zeit der großen Worte“ eine wirklich gelungene Geschichte, ein spannendes Zeitportrait, das Themen wie Erwachsenwerden, die eigene Berufung finden und erste Liebe kunstvoll mit den Verwerfungen der Epoche verknüpft und den Ersten Weltkrieg in all seinen Facetten der Zerstörung thematisiert.

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Zeit der großen Worte, Herbert Günther

Von: Lillisbuecher

06.10.2018

Nach den ersten Seiten des Buches war ich zunächst eher weniger überzeugt, da man sehr wenig über die Figuren erfährt und sie eher eintönig wirken. Im Verlauf der Handlung habe ich allerdings gemerkt, wie wichtig das an einigen Stellen ist und wie schwer man sich in die Soldaten hineinversetzen kann und so noch weniger die Gedanken und Gefühle dieser aufzuschreiben ohne selbst so etwas erlebt zu haben. Wobei am Ende des Buches, wo auch der Krieg vorbei ist, alle ihre Gefühle rauslassen und um die gefallenen Soldaten trauern. Obwohl ich finde, dass der Schreibstil recht simpel gehalten ist, ist dieses Buch auf keinen Fall ein Buch für zwischendurch. (Man sollte aber literarisch kein Wunderwerk erwarten, ich finde allerdings, dass der simple Stil wiederum an einigen Stellen auch gut zur Handlung passt). Ich habe immer ein wenig gebraucht, um mich wieder einzulesen und habe auch zwischendurch immer mal wieder Pausen gemacht um einfach über das gelesene Nachzudenken. Vor allem fand ich es beim lesen sehr interessant die verschieden Ansichten zum Krieg zu erfahren, wie den nahezu euphorischen Großvater im vergleich zu Paul, der jegliche Art von Kriegsdienst verweigert. Da das Buch in chronologisch richtiger Reihenfolge geschrieben ist, und gut recherchiert ist, erhält man einen großen Überblick über das Geschehen während des 1. Weltkriegs. Dazu kommt auch noch ein Anhang, mit allen zusammengefassten Fakten und Daten. Es ist auch ein guter Gegensatz zu "Im Westen nichts neues", wo ein Soldat von der Front der Protagonist ist, während hier der Verweigerer Paul aus der Bevölkerung berichtet. So kann ich das Buch jedem Interessierten empfehlen, allerdings sollte man sich auf jeden Fall Zeit zum lesen nehmen und offen und bereit für die Geschichte sein.

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Vita

Herbert Günther wurde 1947 in Göttingen geboren. Zunächst arbeitete er als Buchhändler und Lektor von Kinder- und Jugendbüchern, bevor 1974 sein erstes Buch erschien. Er hat zahlreiche Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verfasst sowie Drehbücher fürs Fernsehen. Ausgezeichnet wurde er mit dem Daniel-Wunderlich-Preis und dem Friedrich-Bödecker-Preis. Gemeinsam mit seiner Frau Ulli Günther übersetzt er auch Kinder- und Jugendbücher aus dem Englischen ins Deutsche.

www.herbertguenther.de

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