Patti Smith kam Ende der 60er auf der Suche nach Arbeit und Sinn nach New York. Was sie fand und vorantrieb war eine kulturelle Revolution. Mit ihrer Poesie, ihrer Musik, ihrer unverkennbaren Stimmgewalt und ihrer bloßen Präsenz als Frau an der Spitze einer Rockband stieß sie eine Tür auf, durch die unzählige andere gingen. Diese Frau war anders, keine andere trug mehr dazu bei, Außenseitern jeglicher Couleur einen Platz in der Gesellschaft zu verschaffen. Die Musikjournalistin Caryn Rose schrieb nun als erste Frau überhaupt ein Buch über die ikonische Künstlerin und versucht Smiths kreatives Schaffen und ihren Einfluss auf den Rock'n'Roll, die bildenden Künste und das geschriebene Wort zu kontextualisieren, was ihr meiner Meinung nach aber leider nicht ausreichend gelang.
Caryn Rose taucht tief in Smiths Schaffen ein, von ihrem ersten Album Horses bis zu ihren gefeierten Memoiren Just Kids. Ihre akribische Recherche zeigt, dass sie sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit der Person Smith beschäftigt. Die Detaildichte hat mich teilweise echt gelangweilt, vor allem bezüglich der Veröffentlichungen einzelner Singles und Alben hätte mir ein gröberer Anriss gereicht.
Hat Caryn Rose die Frage auf dem Titel ausreichend beantwortet? Jein. Dass Smith ein Vorbild bezüglich vieler Dinge ist, wie z.B. das Durchbrechen von Geschlechterstererotypen ist bekannt. Auch dass Smith eine unheimlich starke Persönlichkeit hat und trotz einiger schwerer Schicksalsschläge nie müde geworden ist, Kunst am Fließband zu produzieren, weiß man, wenn man sich schon einmal etwas näher mit ihr beschäftigt hat. Was die Frau insgesamt für die Bedeutung von Punk und Poesie im letzten halben Jahrhundert geleistet hat, wird meiner Meinung nach in diesem Buch nicht ausreichend untersucht. Rose hat uns zumindest vermitteln können, was Patti Smith für sie persönlich bedeutet. Für eine Musikjournalistin ist mir ihr Ansatz zu sehr beschreibend und zu wenig analytisch. Anyway, wer sich bisher wenig mit der Person Patti Smith auseinander gesetzt hat, findet hier bestimmt einen Mehrwert. Ich empfehle Interessierten weiterhin, lieber Smiths eigene Werke zu konsumieren. Es lohnt sich allemal.
