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Rezensionen zu
Das Erbe des Tennos

Wieland Wagner

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€ 26,00 [D] inkl. MwSt. | € 26,80 [A] | CHF 35,50* (* empf. VK-Preis)

Wieland Wagner gibt einen profunden Einblick in die neuere Geschichte des japanischen Kaiserhauses, das dennoch auch für Nicht-KennerInnen der Materie nachvollziehbar ist. Ich selbst fand es spannender als einen Krimi. Nicht zuletzt liegt Wagners große Leistung darin zu verdeutlichen, worin die einmalige Rolle eines Tennōs besteht. Wie sehr er tatsächlich sein Land verkörpert. Man sieht dank dieses Buches nicht zuletzt den tieferen Zusammenhang zwischen dem Kaiserhaus und den politischen Kämpfen in Japan, was nicht zuletzt darin begründet liegt, dass das Nachkriegs-Kaisertum praktisch genauso lange an der Macht ist wie die Regierungspartei. Wer also einen (Beinahe-) Insiderbericht über das japanische Kaiserhaus und seine Kämpfe sucht, das mit ungeheuer viel Sachkenntnis geschrieben wurde und dennoch spannend zu lesen ist, sollte unbedingt zu diesem Titel greifen.

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Wenn uns Japan mit seiner Politik und seinem politischen System am ähnlichsten uns Europäern erscheint, so ist das Land im Grunde den meisten von uns fremd. Das liegt nicht nur an der Entfernung. Sondern auch daran, dass die Geschichte des Landes und seine internen Strukturen im Allgemeinen wenig zu hören und zu erfahren ist. Was also verbirgt sich in diesem Inselstaat, der eine recht einsame Insel der Demokratie in einer ansonsten von Diktaturen dominierten Weltregion ist. Vor nicht allzu langer Zeit war das Thronjubiläum von Queen Elizabeth II eine Meldung auf der ganzen Welt. Mit einer Regentschaftszeit von 70 Jahren führt sie die Rangliste an, auf der an dritter Stelle der Tenno Hirohito, der 62 Jahren lang (1926-1989) auf dem Chrysanthementhron saß, rangiert. Mit Hirohito und seiner unrühmlichen Rollen während des 2. Weltkrieges trat auch die älteste Dynastie regierender Monarchen in ein neues Zeitalter ein. Wieland Wagner betrachtet, ausgehend vom heutigen Tenno Naruhito, dem Enkel Hirohitos, die gegenwärtige Rolle des japanischen Kaiserhauses und zieht Vergleiche mit dem, was man darüber aus den vergangen 2.600 Jahren – so weit reicht die Legende der Tennos zurück – weiß. Was heraussticht, das ist der fundamentale Unterschied zu den europäischen Königshäusern, die allesamt eine sehr öffentliche Rolle spielen. Denn das japanische Kaiserhaus ist in alten Ritualen verfangen, die dem Tenno und seiner Familie ein streng reglementiertes Leben und streng reglementiert Formen der Kommunikation vorgeben. In Japan sorgt es noch immer für Aufruhr und Turbulenzen, wenn sich ein Tenno, wenn auch nur verklausuliert und symbolhaft, über aktuelle Ereignisse äußert; selbst wenn das nur über kleine Abweichungen vom Protokoll zu erkennen ist. Es erinnert in gewisser Weise an ein Märchen, in dem ein entrückter König oder eine entrückte Prinzessin über der Welt der Untertanen thronen. Der Tenno hat keine praktische Macht, die liegt, wie auch bei den Monarchien in Europa, beim Parlament. Im Ringen um Einfluss auf das Kaiserhaus, in dessen aufgezwungener Neutralität gegenüber dem Tagesgeschehen und der geteilten Meinung der Bevölkerung über den Wert und Sinn von Monarchen finden sich Europa und Japan ebenfalls zusammen. Das Buch wirft einen kurzen Blick auf die Geschichte Japans, die Gründungsmythen und die zurückliegenden Jahrhunderte. Es geht in diesem Buch jedoch vor allem um die jüngere Vergangenheit und Gegenwart, konkret um die Zeit seit dem Jahr 1926. In die er Zeitspanne gab bzw. gibt es drei Kaiser: Hirohito (1926-1989), Akihito (1989-2019) und eben Naruhito (2019-heute). Ein Jahrhundert, in dem sich die Welt und Japan in zuvor nie dagewesen Weise änderten. Die Geschichte der Tennos ist auch die Geschichte des Landes. Man liest dabei über viele Parallelen, die sich vor allem im Vergleich mit Deutschland erkennen lassen. Das Vorbild Preußen und das Deutsche Kaiserreich spielten eine Rolle bei den Eroberungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Mandschurei und Korea von Japan besetzt und gnadenlos ausgebeutet wurden. Die Achse mit Deutschland fand ihren gewalttätigen Höhepunkt im 2. Weltkrieg. Doch auch danach lassen sich Parallelen finden, als beide Staaten sich in kurzer Zeit von brutalen Aggressoren in beinahe schon pazifistische Staaten wandelten. Aber es gibt auch einen sehr bedeutenden Unterschied: Wenn es in Deutschland in einigen Bereichen zu einer Aufarbeitung der Verbrechen in der Nazizeit kam, so geschah vergleichbares in Bezug auf die Kriegsverbrechen in Japan bis heute nicht. Im Gegenteil konnte Tenno Hirohito, der sich im 2. Weltkrieg uneingeschränkt hinter die Kriegstreiberei der Regierung gestellt, ja sie sogar angeführt hatte, seine Position auch nach Japans Niederlage weiterhin behalten. Während führende Politiker und Militärs hingerichtet wurden, musste Hirohito „lediglich“ auf seine Stellung als „Gott“ verzichten, blieb aber ansonsten unbehelligtes Oberhaupt des Staates. Erst Tenno Akihito veränderte die Rolle des Kaisers. Seine Amtszeit war geprägt von Naturkatastrophen und Gewalttaten innerhalb des Landes. Akihito füllte seine Rolle als moralische Autorität mit Überzeugung aus und er war es, gemeinsam mit einer Frau Michiko, der es verstand den Menschen Hoffnung zu geben. Das leitet auf eine weitere Besonderheit der Politik Japans über. Obwohl das Land im Grundsatz eine Demokratie ist, so ist das ganze System dennoch sehr unflexibel, es haben sich so etwas wie Erbpachten auf Parlamentssitze herausgebildet, in der die Liberaldemokratische Partei beinahe durchgehend den Premierminister stellt. Eine Partei, in der Nationalismus und Vergangenheitsverleugnung quasi programmatisch sind. Mänerdominanz und das weit verbreitete Rollenbild der Frauen als duldsame Wesen in der zweiten Reihe, nehmen einen bedeutenden Teil des Buches ein. Es ist ein Blick auf die Gesellschaft Japans, der einen der wesentlichen Unterschiede zu unserem Kulturkreis hervorhebt. In Bezug auf die Familie des Tennos bedeutet das aber auch, dass der Fortbestand der Dynastie gefährdet ist. Denn es gibt nur einen männlichen Nachkommen und die Politik hat trotz der schon seit langer Zeit bekannten prekären Lage keinen Beschluss gefasst, dass auch Frauen auf dem Thron sitzen können. Es bedarf, so ein Schluss, den man aus diesem Buch ziehen kann, einer Runderneuerung der Demokratie und der Verwaltung des Staates (worin sich Japan ja nicht stark von den meistens anderen Demokratien unterscheidet). Wie Akihito gezeigt hat, kann der Tenno eine starke Rolle dabei spielen, die Meinung der Bevölkerung zu beeinflussen. Es muss sich noch zeigen, ob Naruhito sich dieser Aufgabe stellen will und vor allem kann. Folgt man den Ausführungen von Wieland Wagner, dann wäre ein „Tenno der Menschen“ wichtig, als Gegenpol zur weitgehend den Bedürfnissen großer Teile der Bevölkerung entrückten Politikerkaste. Ein überaus lehrreicher Blick auf Japan, abseits von Fukushima, Tsunami und Erdbeben, ein Buch voller interessanter, überraschender und auch befremdlicher Details über ein nach wie vor rein männerdominiertes Land, das uns zugleich sehr ähnlich und unglaublich fremd ist. Wer sich für die Welt und die Weltpolitik interessiert, für die/den ist „Das Erbe des Tenno“ eine wirklich sehr empfehlenswerte Quelle.

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Das japanische Kaiserhaus ist das mystische der Welt. Ihre Mitglieder sind Abkömmlinge der Sonnengöttin Amaterasu, der wichtigsten Kami (Gottheit) im Shintoismus. Die Dynastie ist über 2600 Jahre alt. Heutzutage hat der Kaiser eher symbolträchtige Aufgaben. Hat sein Urgroßvater nach dem Zweiten Weltkrieg doch seiner Göttlichkeit abgeschworen. Doch wie kann ein angestaubtes Kaiserhaus in der heutigen Zeit bestehen? Wieland Wagner gewährt in seinem Buch faszinierende Einblicke hinter die kaiserlichen Vorhänge und zeigt auf, wie sich die Monarchie ändern müsste, um auch für die Zukunft weiter das Oberhaupt des japanischen Volkes bleiben zu können. Denn Vereisung des Landes, die nicht vorhandene Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, sowie angestaubte Traditionen sind zu bewältigen. Meine Bewertung: Ein Buch dessen man seine doch recht stolzen 411 Seiten beim Lesen überhaupt nicht anmerkt, weil es sich einfach so unkompliziert weglesen lässt. Für Japansfans (ja auch alle Manga und Animiefans, die Japan abgöttisch lieben) würde ich es als Pflichtlektüre emfehlen, weil es aus neutraler Sicht ein ganz anderes Japan zeigt, welches man so nicht kennenlernt. Gefallen haben mir der Aufbau und die Heransgehensweis der Lektüre. Hier wird die Geschichte der Tenno stück für Stück erzählt. Man bekommt einen Einblick wie es seit jahrunderten im Kaiserhaus läuft, welche Rituale sie einzuhalten und wie diese ablaufen. Das doch recht große Kapitel um Hirohito, seine Verwicklung in den zweiten Weltkrieg und den Abspruch seiner Göttlichkeit wird spannend aber auch aus einer kritischen Perspektive erzählt. Den Japan hat lange zu seiner Kriegsschuld geschwiegen und macht es noch heute. Interssant ist das die Tenno der Nachkriegszeit hier und da durch ihre Besuche an historischen Orten versuchen diese Schuld auf ihre Art einzugestehen ohne sich politisch einzumischen (was sie ja nicht dürfen). Ingesamt ist diese ganze Art wie viele in Japan ihren Tenno verehren ist doch recht supsekt. Manche Vernatiker versuchen die göttlichkeit des Tenno für ihre Machenschaften wiede herzustellen. Der Autor erwähnt wie dies in der Vergangheit hier und da von manchen Japanern versucht wurde und wie das Kaiserhaus versucht dagegenzuhalten. Wie in Japan üblich wird hier hinter der versteckten HAnd und mit Gesten gearbeitet. Ich bin immer fasziniert das in japan Kleinigkeiten in Ausdruck und Haltung vom Tenno entscheidende Signale an die Gesellschaft sein können. Weitere Eindrücke dazu... Teilweise empfand ich es schockierend, wie mit den japanischen Frauen im Königshaus umgegangen wird. Das Kapitel 5 - Das Leid der Prinzessinnen hat es wirklich in sich. Den Druck an Prinzessin Masako einen männlichen Nachfolger zu bekommen, habe ich damals durch die hiesigen Klatschmagazine welche meine Oma zu gerne kaufte mitbekommen. Die unvorstellbare Last war auch oft unser Gesprächsstoff und gab meiner doch recht positiven Einstellung Japan gegenüber einen kleinen Dämpfer. Dieser Dämpfer hat sich mit diesem Buch noch vergrößert. Mobbing ist in Japan doch ein recht großes Thema und so leiden gerade die weiblichen Mitglieder des Königshauses darunter, welche sich nicht der Norm beugen und z.b. einen nicht adeligen heiraten wollen. Der Nagel muss eben eingeschlagen werden, um perfekt ins Gefüge zu passen. Mittlerweile geht die Presse aber auch kritisch mit dem Prinzen, der wahrscheinlich mal der Tenno wird, um. Es ist unfassbar, auf was für eigentlich irrelevante Themen sich da die Presse fokussiert. Hier bin ich doch froh nicht Teil der japanischen Gesellschaft zu sein oder dort zu arbeiten. Fazit: Ein sehr aufschlussreiches Buch über das japanische Kaiserhaus, spannend geschrieben, mit ausgesprochen vielen Hintergrundinformationen, die einem so nicht bekannt waren. Von meiner Seite absolut empfehlenswert!

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