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Rezensionen zu
Der längste Sommer ihres Lebens

Amelie Fried

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Unterhaltungsroman und Klimawandel - geht das?

Von: Doris aus Frankfurt am Main

22.03.2024

Ja, ich finde, das geht. Der Autorin ist mit ihrem Buch "Der längste Sommer ihres Lebens" der Spagat zwischen Unterhaltungsroman verbunden mit einem brisanten, aktuellen Thema gelungen. Der etwas andere Roman von Amelie Fried. In einem Punkt ist sie sich auf jeden Fall treu geblieben: Die starke Frau steht im Mittelpunkt. Hier sind es, um genau zu sein, derer gleich 3: Drei Generationen toller Frauen. Jede auf ihre eigene Art. Die eine seit Jahrzehnten Inhaberin eines Autohauses, die sich mehr oder weniger zurückgezogen und die Aufgabe an die Tochter übertragen hat. Diese wiederum, eigentlich nun mit Ambitionen zur Bürgermeisterin des Ortes, und schlussendlich, die jüngste der Frauen, die alles hinterfragt und sich Sorgen um die Welt und das Klima macht bis hin zur Radikalisierung als Klimaaktivistin. Sie ist es, die den Anstoß gibt gewisse Dinge zu hinterfragen und durch ihr Agieren die Familienmitglieder wachrüttelt und dadurch auch deren Leben im Allgemeinen ändert. Als treue Leserin über die Jahre hinweg war ich gespannt und wurde nicht enttäuscht. Das Buch liest sich flüssig, und ich habe es in einem Ruck durchgelesen. Darum vergebe ich 5 Sterne.

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Was. Für. Ein. Buch! So viel vorab: Wenn Ihr anfangt, diesen Roman zu lesen, dann sagt vorsorglich schon mal für die nächsten zwei Tage alle Termine ab, denn Ihr werdet dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen, bevor Ihr es nicht zu Ende gelesen habt. Zumindest mir ging es so, denn die Geschichte ist so spannend und enthält so viele packende Themen, dass ich von der ersten Seite an vollkommen in ihren Bann gezogen wurde. Darum geht’s: Claudia, knapp 50, führt in dritter Generation das Autohaus ihrer Familie, doch wirklich glücklich ist sie damit nicht. Die Unternehmensleitung ist mehr Pflicht als echte Leidenschaft, Claudia möchte in ihrem Leben gerne noch etwas Sinnvolles machen. Also kandidiert sie als Bürgermeisterin in ihrer schwäbischen Heimatstadt und ihre Chancen stehen gar nicht so schlecht: Als Stadträtin hat sie sich bereits einen Namen gemacht und der Amtsinhaber ist bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht allzu gut angesehen, im Gegensatz zu Claudia steht er für Stillstand, Tradition und Weiter-so-wie-gehabt. Doch kaum hat Claudia ihre Kandidatur verkündet, schlägt ihr von allen Seiten heftiger Gegenwind entgegen: Nicht nur ihre Mutter, die im Autohaus noch immer als graue Eminenz im Hintergrund die Fäden zieht, ist „not amused“. Claudias Mann Martin, bisher Prokurist, soll zum Geschäftsführer aufsteigen, was er persönlich kaum erwarten kann. Viel zu lange wurde er als Emporkömmling angesehen, weil er in die erfolgreiche Autohaus-Dynastie eingeheiratet hat, vor allem Claudias Mutter lässt ihn das spüren, nun will er endlich sein Können unter Beweis stellen. Doch mehrere Stammkunden signalisieren Claudia, dass sie von Martins Fähigkeiten nicht überzeugt sind, was sie zögern lässt, die Geschäftsführung endlich offiziell zu übertragen. So entsteht Misstrauen zwischen den Eheleuten, es kommt zu einer handfesten Krise. Damit nicht genug: Anouk, die 18-jährige Tochter und bisher Vorzeige-Musterkind, gerät in die Kreise radikaler Klimaschützer, im Buch als Gruppe „Fünf nach zwölf“ betitelt, aber ganz nah an die reale „Letzte Generation“ angelehnt. Anouk wird erwischt, als sie sich aus Protest auf die Straße klebt, kommt ins Gefängnis und natürlich schlägt das medial hohe Wellen. Mehrere Unterstützer von Claudias Kandidatur springen ab, ebenso wie langjährige Kunden des Autohauses. In der Presse wird Claudia an den Pranger gestellt, es kommt sogar zu einem „Anschlag“ auf einen wertvollen Oldtimer der Familie. Plötzlich zerbricht die ehemals heile Familie: Anouk zieht aus, ohne ihren Eltern zu sagen, wohin, dafür steht plötzlich die Polizei vor der Tür und nimmt eine demütigende Hausdurchsuchung vor. Mehrmals ist Claudia kurz davor, klein beizugeben und ihre Kandidatur zurückzuziehen – erst recht, als Anouk schließlich akut in Lebensgefahr schwebt und das unter den Augen der ganzen Republik. Wie gesagt, ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen. Die Autorin packt mit der Geschichte gleich mehrere heiße Eisen an: Da ist zum einen der Mutter-Tochter-Konflikt, der sich hier gleich in drei Generationen zeigt, also zwischen Claudia und ihrer Mutter einerseits, zwischen Claudia und ihrer Tochter andererseits. Dann ist da das alte Thema, dass vor allem in konservativen Kreisen und in von Männern dominierten Branchen Frauen immer noch doppelt so viel leisten müssen, um halb so viel Anerkennung zu bekommen wie ein Mann – hier dargestellt nicht nur am Beispiel des Autohauses, sondern auch am Beispiel der Lokalpolitik. Und dann geht es natürlich um das große Thema Klimawandel und Klimaaktivisten und das ist Amelie Fried, wie ich finde, besonders gut gelungen. Zumindest spricht sie mir persönlich da sehr aus dem Herzen. Anschaulich beschreibt sie die Ängste und Sorgen der jungen Generation anhand des Beispiels von Anouk, aber auch die „Gegenseite“ in Person ihres jüngeren Bruders. Gerade die „Klimakleber“ werden hier nicht schwarz-weiß geschildert, sondern sehr differenziert – was ich mir von unseren Medien auch mal so wünschen würde! Anhand von Anouk wird es einem als Leser*in leicht gemacht, sich nicht nur in die Gegner, sondern auch in die Befürworter der Klimaaktivisten hineinzufühlen. Zuguterletzt ist da noch Claudias Mutter Marianne, die ihre ganz eigene Metamorphose durchmacht, was sehr spannend zu verfolgen ist. Und das alles vor dem Hintergrund eines endlos scheinenden Sommers, der viel zu früh einsetzt und viel zu lange anhält, mit Hitzewellen, Trockenheit und Dürrekatastrophen – so, wie wir das in den letzten Jahren oft genug real erlebt haben. Und so habe ich das komplette Buch über mit den Protagonist*innen mitgelitten, mitgefiebert, mitgehofft. Fazit: Absoluter Pageturner und ein Buch, das mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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