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Rezensionen zu
Unsere dunkle Seite

Anita Terpstra

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Ich gebe unumwunden zu, dass es Kunstrichtungen gibt, die sich mir nicht wirklich erschließen. Dressurreiten gehört beispielsweise dazu. Als daher mehr oder weniger unlängst bei den Olympischen Spielen eine Reiterin auf ihrem Zossen zu den Klängen einer durch Verwendung von augenscheinlich als modern aufgefassten Pop-Rhythmen grausam verstümmelten Version des musikalisch eigentlich anbetungswürdigen „Les Misérables“ durch die Gegend hüpfte, hätte ich mir inständig einen brennenden Schürhaken gewünscht, dann aber vermutlich nicht gewusst, ob ich mir diesen in die Augen oder nicht doch lieber in die Ohren hätte rammen sollen. Und mit Ballett verhält es sich ganz ähnlich. Wohlgemerkt will ich damit nicht die sportliche und/oder künsterlische Leistung in beiden Bereichen schmälern – ich kann halt nur einfach nichts damit anfangen. So gar nichts. Hiermit soll nur verdeutlicht werden, warum ich mich lange mit der Frage schwer getan habe, ob ich mich überhaupt Anita Terpstras neuem Roman zuwenden sollte. Denn ja, einerseits war da irgendwann mal Terpstras Debüt „Anders“, das ich nach wie vor ziemlich großartig finde, da war aber auch ihr Folgeroman „Die Braut“, der bereits an mir vorbeiging, weil mir Menschen, denen ich diesbezüglich eine entsprechende Expertise zubillige, davon abrieten. Und da war in ihrem neuen Roman halt immer noch Ballett … Letztlich war die Entscheidung, ihren neuen Roman zu lesen, keine wirklich schlechte, aber auch keine, für die ich mich noch jahrelang innerlich beglückwünschen werde. Zu Beginn des Romans lernen wir Mischa und Nikolaj kennen. Beide liegen mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus, nachdem ihr Haus in Flammen aufgegangen ist. Und beide beschuldigen sich gegenseitig, dieses Feuer gelegt zu haben. Terpstra erzählt kapitelweise abwechseld aus der Sicht ihrer beiden Protagonisten und streut hier und da chronologisch unsortierte Zeitsprünge in die Vergangenheit da. Diese Art der Erzählweise ist sicherlich nicht revolutionär, aber bewährt, und funktioniert auch in „Unsere dunkle Seite“ sehr gut. So fügt sich, klug zusammengestellt, Schritt für Schritt ein Bild von Mischa und Nikolaj als Paar zusammen, das sich deutlich von dem unterscheidet, das sie mit ihrer vermeintlichen Bilderbuch-Blitzlicht-Yellow-Press-Ehe nach außen vermitteln wollen. Denn tatsächlich gleicht diese Ehe schon seit geraumer Zeit eher einer Art Zweckgemeinschaft. Und daran sind die Protagonisten selbst natürlich nicht ganz unschuldig. Und das wundert die Leserschaft irgendwann auch nicht mehr, denn mittels der erwähnten Erzählweise fügt sich eben auch Stück für Stück eine Art Persönlichkeitsprofil-Puzzle der beiden Hauptfiguren zusammen, das ebenso deutlich von ihrem öffentlich dargestellten Bild abweicht. Und so richtig sympathisch sind sie denn auch nicht, die Figuren. Nikolaj ist ein egozentrischer Frauenheld, Mischa von der Sucht auf der Erfolg zerfressen. Für mich persönlich müssen Hauptfiguren, auch wenn das sicherlich unter anderem genreabhängig ist, auch keine ausgewiesen sympathischen Charaktere sein, solange sie nachvollziehbar gestaltet sind. Und das gelingt Terpsta mit ihrem Tanzpaar sogar sehr gut, denn die Autorin bemüht sich, schlüssig zu begründen, warum beide ticken, wie es nun eben ticken. Währenddessen muss man über ein, zwei der Nebenfiguren zwar den Mantel des Schweigens decken, aber Mischa und Nikolaj stehen derart im Fokus dieses Romans, dass die schwächelnden Nebenfiguren nicht weiter ins Gewicht fallen. Dass mich „Unsere dunkle Seite“ trotz einer überzeugenden Erzählweise und mehrheitlich gelungener Figuren nicht vollends überzeugen konnte, liegt tragischerweise an der Geschichte selbst. Terpstra gelingt es durchaus, eine gewisse Spannung aufzubauen und man erwartet in der Folge ein perfides, komplexes Intrigenspiel mit gigantischem Knalleffekt am Ende – nur hält sich leider die Komplexität in Grenzen und der erwartete Knalleffekt am Ende war dann eher ein Loriotsches „Mein Gott, es macht eben „Puff“! Dieser Eindruck liegt sicherlich auch darin begründet, dass ich recht früh in der Lektüre – ich verkneife mir aus Spoilergründen zu erwähnen, WIE früh – eine Vermutung hinsichtlich der Auflösung der Handlung hatte, die sich nahezu vollständig so bestätigt hat. Und wie ich immer gern erwähne: Ich bin nicht gut in so etwas! Trotzdem ist meine entsprechende Kritik aus diesem Grund selbstredend recht subjektiv zu betrachten, denn wer der Lösung nicht so früh auf die Schliche kommt, mag viel mehr Freude mit diesem Thriller haben.

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