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Rezensionen zu
Der Weg der Vergessenen

Nick Martell

Die Söldnerkönig-Saga (3)

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Kaum hat Mikael Königsmann den Ruf seiner Familie hergestellt, steht er vor einer Reihe von neuen Herausforderungen. Um das Königreich Kessel vor einer riesigen Rebellenarmee zu retten, sah sich seine große Liebe Prinzessin Serena dazu gezwungen, eine politische Ehe mit dem mächtigen Königreich Vargo einzuleiten. Mikael steht damit vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er der Liebe seines Lebens für immer entsagen oder doch nach seinem persönlichen Glück streben – auch wenn dies den Tod aller Menschen, die ihm wichtig sind, bedeuten würde? Gleichzeitig positionieren sich mit den legendären Wolfskönigen und Schwartz und Angelo Ombra mächtige Spieler auf dem gesamten Kontinent und drohen das Leben aller Bewohner nachhaltig zu verändern. Und wieder einmal scheint unser Königsmann eine entscheidende Rolle in ihren Plänen zu spielen. Gelingt es Mikael die Oberhand zu gewinnen oder ist er nur eine Figur auf dem Spielbrett größerer Mächte? Ein größeres Setting Nachdem die Stadt Kessel als alleiniger Schauplatz der ersten beiden Bände diente, wagt Nick Martell mit diesem Band einen längst überfälligen Schritt: Er verlässt besagte Stadt und lässt uns all jene Orte aufsuchen, die uns während der tristen Tage in Kessel als so hoffnungsvoll und verlockend erschienen. Leider wirkt es dabei so, als ob Martell auf Biegen und Brechen sämtliche Ecken besuchen wollte, die er in den ersten beiden Bänden verpasst hat. So hetzen wir unentwegt auf Land- und Seewegen von Ort zu Ort. Wir besuchen Städte, Inseln und mysteriöse Orte, ohne uns längere Aufenthalte zu genehmigen. Die gut 700 Seiten reichen bei Weitem nicht dazu aus, um uns die jeweiligen Eigenheiten näher zu bringen. So bleiben die Orte beliebig austauschbare Schauplätze und nicht viel mehr als bloße Namen ohne jegliche Besonderheiten. Ein altbekanntes Problem Im Grunde handelt es sich um ein Symptom eines viel größeren und bereits bekannten Problems. Bereits im vorherigen Band wurde deutlich, dass Martell über eine große Vorstellungskraft verfügt und zahllose interessante Ideen in seinen Werken verarbeitet. Leider schafft er es nicht, diese in ein übergreifendes Konzept zu integrieren. Stattdessen schreibt er scheinbar planlos alles nieder, was ihm gerade in den Sinn kommt, ohne dabei auf die vorherigen Geschehnisse Rücksicht zu nehmen. Im vorherigen Band gab es dabei keine gravierenden Konsequenzen. Die allenfalls leichten Widersprüche verwässerten zwar einige interessante Konzepte, verdarben aber nicht die Reihe als solche. Die Änderungen des dritten Bandes schlagen hingegen in eine ganz andere Richtung ein und schaden der Reihe nachhaltig. Ich möchte aus Spoiler-Gründen nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber ihm gelingt es tatsächlich, tragende Strukturen und Konzepte zu zerstören. So verdirbt er beispielsweise sein gesamtes Magiesystem, beginnt zahlreiche neue Handlungsstränge, die er – genauso wie die bisherigen – nicht beendet und versucht insgesamt zu viel Stoff auf zu wenige Seiten zu pressen. Handwerklich solide Das ist schade, da Martell an sich viele handwerkliche Grundlagen beherrscht. Begann der erste Band noch mit einem alleinigen Ich-Erzähler, so spielt dieser Band mit unterschiedlichen Ansätzen. So erleben wir eine Handvoll Kapitel aus der Perspektive anderer Charaktere und es gibt sogar eine kurze Szene, in der sich der Erzähler persönlich an uns wendet. Positiv ist zudem das insgesamt sehr hohe Erzähltempo zu vermerken. Dass die gut 700 Seiten wie im Flug vergehen liegt sicherlich auch daran, dass Martell auf Filler-Szenen verzichtet und auf jeder Seite die Handlung vorantreibt. Zudem präsentiert er sich actionreicher – wenngleich auch genauso blutarm – als in den Vorgängerbänden und präsentiert uns Lesern eine abwechslungsreiche Mischung verschiedenster Arten und Szenarien. Nicht zuletzt haben auch die zahlreichen Dialoge einen großen Anteil am Erzähltempo. Leider stellt dies gleichzeitig auch ein großes Problem dar. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch kommt man nicht umhin, ihnen Soap-Charakter zu attestieren. Die Konflikte könnten aus einer spanischen Telenovela stammen und unabhängig von den Charakteren wirkt es oft so, als ob kleine Kinder miteinander sprechen würden. Schwacher Hauptprotagonist Dies gilt insbesondere für unseren Hauptprotagonisten Mikael, der eine Art Rückfall erlitten zu haben scheint. Während er in den ersten beiden Bänden eine Art Reifeprozess durchlief und seine wehleidige Jugendversion nach und nach hinter sich ließ, kommt der quengelige Jugendliche im dritten Band mit voller Wucht zurück. Man muss sich nur vorstellen: Martell hat diesen Charakter in den ersten beiden Bänden enorme Reifeprozesse durchlaufen lassen und stellt ihn auch im dritten Band vor zahlreiche weitere Herausforderungen. Doch die Konflikte laufen in diesem Band nach einem einzigen Muster ab: Bei jedem drohenden Konflikt versichert Mikael uns und seinen Gegnern mehrfach, wie stur und dickköpfig er doch sei und dass dies alleine ausreiche, um Jahrhunderte an Erfahrung und erlernten Fertigkeiten und Fähigkeiten auszugleichen – und wie man sich denken kann, reicht das natürlich wirklich aus. Die einzige Antwort, die er kennt, ist also: Ich schaffe das, weil ich so quengelig bin oder wenn ich nur laut genug schreie, dann bekomme ich, was ich will. Ein Konzept, das in einem gewissen Alter funktionieren mag, aber überhaupt nicht mehr zu dieser Romanfigur passt. Dabei fallen die zahlreichen Widersprüche gar nicht mehr so sehr ins Gewicht. So spielen beispielsweise Abstammung und Familie mal überhaupt keine Rolle, ein anderes Mal wiederum sind sie Quelle seiner Kräfte in physischer und psychischer Hinsicht. Und von der letzten Enthüllung möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen. Unglaubwürdige Liebesgeschichte Gleiches gilt für die unglaubwürdige Liebesbeziehung zwischen Mikael und Serena. Zunächst bestand gar keine Verbindung zwischen den beiden und auf einmal soll es sich um die größte Liebe aller Zeiten handeln, die allen Widrigkeiten zu trotzen vermag. Eine schwach dargestellte Liebesgeschichte ist dabei natürlich eine Sache. Etwas ganz anderes ist es aber, wenn die ganze Handlung des Romans auf dieser vermeintlich großen und einzigartigen Liebe aufgebaut ist. Unbefriedigendes Ende Leider lässt sich über die anderen Charaktere nicht viel Besseres sagen. Es kommt zu Auftritten zahlreicher Figuren, jedoch verbleibt es bei Momentaufnahmen. Kaum ein Handlungsstrang wird zu einem befriedigenden Ende geführt. Stattdessen führt Martell wieder zahllose weitere Charaktere ein, neigt zu großen Reden und Szenen - nur um dann am Ende sich und seinen Figuren alle Türen offen zu halten und die Konsequenzen ihres Handelns möglichst gering zu halten. Dass nun bereits Figuren aus zwei Büchern in den nächsten Bänden zu bedeutungslosen Statisten verkommen, ist scheinbar gewollt, aber für uns als Leser natürlich enttäuschend. Insgesamt sterben auch erstaunlich wenige Figuren. Während in den ersten beiden Bänden durchaus einige wichtige Figuren ihr Leben lassen mussten, sterben hier höchstens einige unbedeutende Charaktere und selbst bei diesen wirkt dies aufgrund der letzten Szenen nicht einmal ansatzweise dramatisch oder bedeutungsvoll. Insgesamt verbleibt der Eindruck, dass der Autor den Roman mit voller Absicht so gestaltet hat. Anstatt die Trilogie zu einem befriedigen Abschluss zu führen, scheint es sich um die Vorbereitung zu einem viel größeren Romanuniversum zu handeln – ein solches wäre jedenfalls nötig, um alle offenen Handlungsstränge zu beenden. Fazit: Der Weg der Vergessenen von Nick Martell stellt einen durch und durch mittelmäßigen Roman dar, der wütend ob des ungenutzten Potentials macht. Nach dem vielversprechenden Auftakt eine große Enttäuschung.

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