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Rezensionen zu
Würde

Gerald Hüther

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Gerald Hüther hat eine Reihe lesenswerte Gedanken und Forschungen in Büchern festgehalten. Rettet das Spiel, Biologie der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden oder Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher wäre hier zu nennen. Nicht unumstritten wagt er sich, an kritische Denkansätze zur Schule, Erziehung, ADHS und Gesellschaft, geschöpft aus seinen Erfahrungen und Forschung auf dem Gebiet Neurobiologie und Neurowissenschaft. Mit „Würde“ und seiner Idee zum Würdekompass setzt er gemeinsam mit Uli Hauser seinen visionären Gedanken über Narzissmus, Gesellschaft, Erziehung, Trauma und das Leben, eine Krone auf. Vielleicht teilt Ihr meine Vorliebe für Bücher, die den Autor lebendig werden lassen, es war mir ein Vergnügen mit Hüther gemeinsam, durch die Zeit zu reisen, weit über die eigenen Wurzeln hinaus und in das gesellschaftliche Gehirn auf der Suche nach der Würde. Wenn aus Würde nicht so oft ein „würde“ … Aktion statt Worte. Und so war auch die Landung nicht gerade sanft, dennoch notwendig. Mich hat die Frage nach der eigenen Würde einst um den Schlaf gebracht und gerettet. Die Suche nach ihr hat mich zum Verständnis über einen gut funktionierenden Schutzgarten, der dafür notwendig scheint, gebracht. Und zur Feststellung, dass eine Gesellschaft, wo das Sozialamt von privaten Firmen und Ehrenamt übernommen ist, der Wettkampf den Markt bestimmt und Kriege an der Geschäftsordnung wesentlich Einfluss haben, kaum noch Platz für Würde zulässt, genauso wie jede weitere toxische Beziehung. Der Pfad zwischen: So nehme ich es hin oder so wehre ich mich gegen würdeloses Verhalten, ist sehr zermürbend schmal, doch sich über die eigene Würde keine Gedanken zu machen, lässt nicht mal die Wahl diesbezüglich zu. Es macht uns zu Maschinen und Sklaven. Lasst uns weniger verführbar sein, ist das Fazit und wie, erklärt dieses Buch. Dieses Buch ist ein Weckruf an uns und ich wünsche ihn mir in den Klassenzimmern, Ämtern, Chefetagen, Fabrikhallen, jeder Buchsammlung und somit in den Herzen und Verstand der Menschen.

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Bekannt ist Hüther in aus seinen Beiträgen zur Bildung („Etwas mehr Hirn Bitte“), aber auch zur Demenz („Raus aus der Demenzfalle“). Grundverschiedene Themen, könnte man auf den ersten Blick sagen, aber aus neurobiologischer Sicht eben alles eine Frage „des Kopfes“, des Gehirns, des Verstands. Was auch für das aktuell nun vorliegende Thema gilt. Würde. Für Hüther nicht auf einzelne, konkrete Momente des Lebens bezogen („Würdig einen Anlass begehen. Würdig Sterben“) sondern vielmehr, und das ist überaus interessant zu lesen, eine „Grundhaltung des Lebens“, welche der Mensch benötigt, um die4ses, sein Leben zu Gestalten mit klarer Linie. Mit, wie immer, auch dem schönen Schuss trockenen Humors an den rechten Stellen („In diesem Buch erfahren sie nicht, wie sie noch schöner und noch erfolgreicher werden können“ in Anspielung auf tausende Ratgeber zur „Selbstoptimierung“, die einem in Teilen fast schon eher die Würde nehmen, als den Menschen innerlich wirklich aufzurichten). Ein Werk, dass nicht angetrieben ist vom Effizienzdenken und Erfolgsstreben der Zeit. Und das nicht nur, weil Hüther ein „anderes Gleis“ befahren würde, ein „Thema neben all dem“ zum Kern macht, sondern klar und deutlich „auf Konfrontation geht“. „…denn die Wiederentdeckung des Gefühls oder gar die Bewusstwerdung der eigenen Würde ist mit dem, was dieses Streben nach Anerkennung des Erfolgs dem Menschen abverlangt, unvereinbar“. Ein Buch genau in den Moment zunehmender Verunsicherung der Welt, in dem tatsächlich eine klare Orientierung not tät, in dem vielfache öffentliche Diskussionen und Äußerungen gegeneinander zu stehen scheinen, den Menschen ratlos eher zurücklassen, denn zur Klärung beizutragen. Mit einer immer stärker spürbaren Suche nach Orientierung, nach tragfähigem Grund. Was nicht unbedingt die „Würde“ dann alleine ist, wozu eine „würdige Haltung“ und eine innere Klärung aber unabdingbare Voraussetzungen darstellen. „Zu viel Durcheinander im Gehirn verbraucht zu viel Hirn“. Ordnung, Komplexitätsreduzierung muss also her. Und Hüther zeigt sachlich und ruhig auf, wie dieser Weg in eine gewisse innere Ordnung gegangen werden kann. Appelle, Vorgaben, politische Rahmungen scheinen da, wie man sieht, nicht unbedingt wirksam Hilfe zu bieten. So leitet Hüther die Notwendigkeit „innerer Instanzen“ folgerichtig her. „Und manche Vorstellungen entwickeln wir auch, weil sie uns helfen, wir selbst zu bleiben“. Dass dies „Würde“ ist und wie dieses eher altertümlich klingende Wort neu zum Leben erweckt wird, das ist eine lohnenswerte Lektüre, die stark zur eigenen Besinnung und Reflexion einlädt. Auch wenn, vom Fach und vom Buch her, zunächst der Intellekt gefordert und der Verstand überzeugt wird, auch die Verankerung im emotionalen Bereich setzt Hüther als wichtiges Element und vergisst diese nicht, wenn er das „innere Bild“ ins Spiel bringt, dass den „Kompass“ liefern kann (im Kapitel: „Wie entsteht das Bewusstsein für die eigene Würde“. Umfassend widmet Hüther sich dem Thema, verweist auf die „Un-Würde des Menschen“, der sein Biotop zerstört (mit vielen kleinen, lokalen Beispielen) und wird nicht müde, „Auch wird niemand, der sich seiner Würde bewusst ist, andere Menschen würdelos behandeln, sie also zum Objekt seiner Absichten, Bewertungen oder gar Maßnahmen machen“. Und nicht nur andere Menschen nicht. Ein Buch mit Sprengstoff für das moderne Leben, das Würdelos macht und in innere, getriebene Sklaverei „den Mächten“ gegenüber führt und ein Plädoyer für ein inneres Erwachen, dies nicht mehr alles mit sich machen zu lassen und auch nicht anderen anzutun.

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