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Rezensionen zu
Die neuen zehn Gebote

Andreas Lehmann

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Man sagt, die Religion hätte abgewirtschaftet, Glaube wäre von gestern. Das mag durchaus im „alten Europa“ auf die klassischen, verfassten und traditionell orientierten christlichen Religionen zutreffen. Aber es trifft auf keinen Fall auf eine innere Haltung des Menschen, eine Disposition zum Transzendenten, auf ein „Glauben“ im weiter gefassten Sinne zu. Nur dass „der Glaube“ in der Gegenwart stillschweigend im Lauf der Jahrzehnte mit anderen Inhalten gefüllt wurde, die „alten 10 Gebote“ sozusagen neu und anders formuliert werden müssten, um die „Religiosität der Gegenwart“ treffend zu benennen. In kongenialer (ungewollter) Ergänzung zum neuen Werk von Tommi Jaud („Einen Scheiß muss ich), gelingt es Andreas Lehmann in legerer, humorvoller, pointierter Sprache sowohl den Gründen für diese „religiöse Disposition“ des Menschen aufzuzeigen, wie den „modernen Glaubensinhalten“ Schritt für Schritt nachzugehen. „Warum scheint es nicht durch, das große Glück, dass wir haben? Weil etwas fehlt. Weil etwas nicht stimmt“. Oder, wie Neo in der „Matrix“ es zu hören bekommt: „Du fühlst es schon dein ganzes Leben lang, dass mit der Welt etwas nicht stimmt“. Eine Suche nach Sinn, nach „Höherem“ an Wert oder Füllung, die eben nicht nur deshalb aufhört, zu existieren, weil die „alten Antworten“ nicht mehr befriedigen. „Wir feiern Myriaden von Möglichkeiten, die wir haben und sind doch überfordert“. Und, was ist es nun, was an „neuem Glauben“ mit durchaus fast schon altertümlicher Inbrunst, fanatischer Ideologie und „leuchtenden Augen“ dem modernen Menschen den tradierten Glauben ersetzt? Filme und Idole wie eben jener Neo, der ein kaum verhüllter Jesus ist, wie „Die Tribute von Panem“ mit ihrer „Artemis“ als Hauptdarstellerin, wie die „Götter am Filmhimmel“, denen selbst in der C-D-Kategorie noch jeder rote Teppich ausgerollt wird, die in der Werbung „Heilsbotschaften“ verkünden und diese zugleich verkörpern (Nespresso ist doch von George Clooney, oder?). Allerdings, Metaphysisch wird es da nur im Gefühl, in der Dogmatik braucht es keinen Gott mehr „da draußen“, denn das erste Gebot lautet: „Ich bin ich, mein Gott. Ich brauche niemanden neben mir“. Und das zeigt der moderne Mensch, indem er jeden Happen seines Essens und jede Blähung per Facebook und Instagramm und Twitter dringend denkt, der Welt mitteilen zu müssen, denn auf IHN wartet und harrt diese Welt doch, oder? In einer Welt, in der der „Samstagnachmittag“ geheiligt wird, denn dort finden doch die modernen Messen in den Stadien der Republik statt. Inklusive der „heiligen Choräle“ eines „You´ll never walk alone“, das gestandenen Männer die heiligen Tränen in die Augen drückt. Und statt „Eltern zu ehren“ geht es in der modernen Familie einzig und alleine um das goldene Kalb des „Kindes“, das von allen Seiten umschwirrt, gefördert, geliebt, erdrückt wird. Und natürlich soll und muss man das „Weib“ begehren, weil „das nächste Weib alles tut, damit du es begehrst“. Schönheit, straffer Körper, Jugendlichkeit , auf High Heels joggen können, beim Tanz im Fernsehen Erotik pur ausströmen, von 15-80jährigen vertraut alles auf Heidi Klum und Co., lässt sich mit Begeisterung bewerten und runter machen von den „Titanen“ des Pop-Himmels bei Casting Shows. Teils krachend zugespitzt trifft Andreas Lehmann fast mit jedem Satz den Nerv der Zeit, was seine Analyse angeht. Was seinen Ausblick, seine Eröffnung einer „anderen“ Möglichkeit angeht („Ach, vergiss es, gehen wir Bowlen“), was das Ende all dieser treffenden Betrachtungen angeht, verbleibt Lehmann leider etwas blutleer. Was allerdings den Genuss an der Lektüre und die treffenden Offenlegungen des „Glaubens der Gegenwart“ nicht schmälert.

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