Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Heimat

Die persönliche Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und der eigenen Familie

Von: Stephanie Schuster
24.09.2018

Wie wunderbar, dass ein großer Publikumsverlag wie Penguin solch ein besonderes Projekt auch für uns deutsche LeserInnen realisiert hat. Diese Heimat, die Nora Krug in diesem Buch zeigt, ist Deutschland und deutsche Geschichte. Handgeschriebene Texte, alte Fotos, Zeichnungen, die Hommagen an bekannte Gemälde und Künstler sind. So erinnert das Titelbild an Caspar David Friedrich. Hier sieht eine Frau auf gestrichelte Dörfer und ein brennendes Flugzeug anstatt aufs Meer. Andere Zeichnungen ähneln dem Zeichenstil von George Grosz. Nora Krug, 1977 geboren, wuchs in Deutschland auf, lebt und arbeitet heute in Amerika. Sie unterrichtet Illustration in New York. Akribisch forschte sie in ihrer eigenen Familiengeschichte. Mit den Ergebnissen und ihren Erkenntnissen ihrer Recherche setzt sie sich in diesem Buch bildnerisch auseinander und fand damit ein großartiges Format, ihre Eindrücke dem Leser zu vermitteln. Denn das Zusammenspiel der verschiedenen Techniken berührt. So schildert sie gleich zu Anfang die sprachlos machende Begegnung mit einer KZ-Überlebenden. Die Frau erkennt sie sofort als Deutsche. Als Nora Krug erfährt, welche Grausamkeiten die Frau in Deutschland erlitten hat, zeigt sie als nächstes eine Seite mit KZ-Wärterinnen. Schwarzweiß Porträtfotos, 1945 aufgenommen. Man könnte die ernstblickenden Frauen mit ihren kuriosen Frisuren auch für Gefängnisinsassinnen halten, gebe es keinen Text dazu. Krug beschäftigt sich mit dem Mitläufertum in der NS-Zeit, aber auch mit der Trauer, die ihre Familie durch den Verlust, den ihre Verwandten, einem verschollenen Soldaten, erlitten haben. Dokumente stehen neben Bildergeschichten. Sie zeigt einen „Katalog der deutschen Dinge“, also Gegenstände, die als typisch deutsch galten. Doch das Buch ist mehr als eine Auseinandersetzung, es ist eine persönliche Reise. In einem klug gesetzten Spannungsbogen findet die Autorin am Ende zu sich selbst und ihrer eigenen Geschichte.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.