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Rezension zu
Mörderinnen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Jedes einzelne Strafverfahren ist ein Abbild der Welt, in der wir leben.

Von: Elisabeth Bulitta aus Donaueschingen
06.09.2018

Frauen morden anders als Männer: grausamer, hinterhältiger. Und noch etwas unterscheidet sie von männlichen Tätern: Sie haben einen längeren Leidensweg hinter sich, bis sie diesen letzten Schritt wagen. Doch was ist es, was sie dazu veranlasst? Anhand von vier realen Strafprozessen gegen Mörderinnen, einer Kindsmörderin, einer Gattenmörderin, einer Sadistin und einer Giftmörderin, spürt Bartel in seinem Werk dieser Frage nach. In seinem Vorwort diskutiert Bartel die Frage, ob es eigentlich das Böse und Moral an sich gebe, und kommt dabei zu dem Schluss, dass eine Tat nie unabhängig von der Gesellschaft gesehen werden darf. Daraus folgt, dass es, unabhängig von der Schwere der Tat, eines Anwalts bedarf, der die persönliche Schuld des Angeklagten als Grundlage für die Strafzumessung zu bestimmen versucht. Vor Gericht wird nicht die Tat, sondern der Mensch verteidigt, was ein Eintauchen in dessen Biographie unabdingbar macht. Die vier Fälle, anhand derer Bartel die Wege dieser Mörderinnen nachzeichnet, könnten unterschiedlicher nicht sein, finden sich doch unter ihnen alle Bildungsschichten, verschiedene Nationalitäten und Tötungsarten. Doch eines haben alle diese Berichte gemeinsam: Bartel schafft es auf ansprechende Art und Weise die Frauen, die hinter diesen Taten stehen, als Menschen zum Vorschein kommen zu lassen, die mit Monstern, als die gerade Täter/innen grausamer Verbrechen gerne dargestellt werden, nur bedingt etwas gemeinsam haben. Dieses gelingt ihm dadurch, dass er stets eine sachliche Distanz wahrt und auf voyeuristische Darstellungen verzichtet. In den Berichten kommen unterschiedliche Perspektiven zum Tragen, was das Lesen abwechslungsreich macht und je eine eigene Atmosphäre erzeugt. Zwar stehen die individuellen Schicksale dieser Frauen im Mittelpunkt, doch erhält der Leser auch Einblicke in gerichtliche Verfahren und die Ermittlungsarbeit. Außerdem scheut der Autor nicht vor der Äußerung eigener Befindlichkeiten zurück, was stellenweise den Leser trotz allem zum Schmunzeln verleitet – wohl nicht die schlechteste Art, sich mit dem Schrecklichen, das man vor Augen hat, zu arrangieren und letztlich nicht daran zu verzweifeln. Zudem wird auch nicht vergessen, die Rolle der Presse kritisch zu hinterfragen. Bartels Sprache ist schnörkellos und angenehm zu lesen, auf Fachjargon verzichtet er, sodass der Leser sich voll und ganz auf die „Geschichten“ und die Biographien der Frauen konzentrieren kann. Dieses wiederum motiviert, über Selbige nachzudenken und vielleicht auch einmal selbst eine andere Perspektive einzunehmen. Das Cover ist schlicht gehalten und entspricht dem Thema des Buches: Auf dem weißen Hintergrund sieht der Betrachter lediglich eine verwischte Lippenstiftspur, die zugleich etwas Weibliches und Böses oder „Verruchtes“ übermittelt. Insgesamt gelingt es Bartel mit „Mörderinnen“, einen wirklich faszinierenden Einblick in diese Menschen zu geben und zum Nachdenken anzuregen, ja beim Leser sogar ein Mitfühlen hervorzurufen. Nachdem ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, mochte ich die Lektüre kaum unterbrechen, enthält sie doch – trotz aller Tragik – auch einen Unterhaltungswert. Ein Buch, das ich allen, die sich einmal mit realen Verbrechen beschäftigen möchten, wärmstens empfehlen kann.

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