Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Hortensiensommer

Die Gartenfee

Von: Martinas Buchwelten
05.04.2018

Bewertung: 4 1/2 Sterne Mein zweites Buch von Ulike Sosnitza (nach "Novemberschokolade"), das wieder mit einem unglaublich tollen Cover aufwarten kann. Das unbeschwerte Bild mit Kirschen, Eiscreme und einer Hortensienblüte, sowie der Titel "Hortensiensommer" lassen wieder locker-leichte Lektüre vermuten, doch diesmal versteckt sich sehr viel Schwermut dahinter. Auch wenn der Roman beschwingt und eher leicht beginnt, da Johanna ihren "Love-Interest" bereits auf den ersten Seiten kennenlernt, geht der Roman viel tiefer, als er vermuten lässt. Denn Johanna hat einige sehr schwere Jahre hinter sich - eine Tragödie, die sie bis in die Gegenwart nicht verarbeitet und verdrängt hat. Eine tiefe Traurigkeit umgibt sie Tag und Nacht. Ihre ganze Liebe widmet sie den Pflanzen. Nach der Scheidung von ihrem Mann hat sie sich selbstständig gemacht. Mit ihrem grünen Bus mit der Aufschrift "Die Gartenfee - mobile Gartenpflege" übernimmt sie Arbeiten in fremden Gärten und gibt auf ihrem Blog Hilfe bei Problemen mit Pflanzen für Menschen ohne grünen Daumen - wie mich ;) Sie lebt allein in einem viel zu großen Haus mit Garten. Nach einem bösen Reinfall mit ihrer letzten Mieterin ist sie auf der Suche nach einem neuen Untermieter für die kleine Einliegerwohnung. Ihre Wahl fällt auf den alleinstehenden Mathematiklehrer Philipp. Nach und nach wird eine Freundschaft daraus, die allerdings bald auf eine harte Probe gestellt wird.... Johanna ist keine einfache Protagonistin. Sie lebt in ihrem Schneckenhaus und ist anderen Menschen gegenüber sehr distanziert. Dabei umgibt sie immer eine Aura von Traurigkeit. Der Leser kann sich zwar bald denken, warum sie trauert, doch Näheres erfahren wir erst im letzen Drittel des Buches. Manche Aktionen von Johanna konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber sehr viele. Ihr großes Problem ist, dass sie sich mit ihren Schicksalsschlag bis heute nicht wirklich auseinandergesetzt hat. Alles wurde verdrängt, nicht einmal die Eltern und ihre Schwester Franzi durften darüber reden. Zusätzlich vermeidet Johanna jeglichen Umgang mit Menschen, die sie an ihr Schicksal erinnern. Dass dies nicht gutgehen kann, ist vorauszusehen. Als sie sich mit Philipp immer mehr anfreundet, scheint sie auf dem rechten Weg zu sein und langsam ins Leben zurück zu finden. Doch dann entdeckt Johanna, dass ihr Philipp etwas verheimlicht hat.... Nicht nur Johanna, sondern auch der Leser erlebt ein Wechselbad der Gefühle, jedoch nicht wie erwartet wegen einer Lovestory, sondern durch bestimmte Ereignisse aus Johannas Vergangenheit. Die Erzählperspektiven wechseln zwischen Johanna und Philipp und lassen den Leser an ihrer jeweiligen Gefühlswelt teilhaben. Jeder erzählt aus der Ich-Perspektive. Die Themen sind nicht immer leicht, aber Ulrike Sosnitza hat genau den richtigen Ton getroffen und das richtige Gespür wie sie den Leser begeistern kann. Es wird weder kitschig, noch zu melodramatisch. Ich habe den Roman in einem Rutsch durchgelesen und konnte mich nur schwer von der Geschichte trennen. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Johanna ist etwas distanziert dargestellt, wie sie sich im Roman auch den anderen Menschen gegenüber verhält. Nicht alle ihre Verhaltensweise konnte ich gutheißen. Philipp ist ein sehr warmherziger und geduldiger Mann. Das muss er auch, um die Freundschaft mit Johanna nicht zu gefährden. Er bemüht sich sehr und will Johanna überzeugen, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss, damit sie zwar nicht vergessen, aber abschließen kann. Mit Franzi, der Schwester von Johanna, hat die Autorin einen wunderbaren Charakter erschaffen. Sie ist eine liebevolle Schwester, die ihre eigenen Probleme hinten anstellt, aber trotzdem ihren Weg geht. Die bildhafte Umgebung rund um das fränkische Weindorf Sommerhausen bringt viel Lokalkolorit mit sich. Auch die Beschreibung der Pflanzen, welche Eigenschaften sie haben und wo man sie am Besten pflanzt, wurde wunderbar beschrieben. Ich verspürte noch mehr Sehnsucht nach dem Frühling, um endlich meinen Garten aus dem Winterschlaf zu holen. Schreibstil: Ulrike Sosnitza schreibt wunderbar einfühlsam, lebendig und flüssig. Der Schreibstil ist sehr dialoglastig. Die bildhaften Beschreibungen der Pflanzen, Blumen und auch der Landschaft sind wunderbar eingefangen und man sieht sich beim Lesen selbst in einer grüner Oase. oder zwischen den Weinbergen wandeln... Fazit: Cover und Titel lassen auf einen leichten und lockeren Sommerroman schließen. Dahinter steckt jedoch eine melancholische Geschichte über Verlust und Trauer, aber auch über Neuanfang und einem Leben, das so bunt und vielfältig wie ein Sommerstrauß sein kann.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.