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Rezension zu
Strafe

In gewohnter Qualität schildert von Schirach menschliche Schicksale, die einen mitten ins Herz treffen.

Von: Wolfgang Brunner - Buchwelten
03.04.2018

12 Geschichten über das Thema „Strafe“, ob gerecht oder ungerecht. . Und erneut schafft es Ferdinand von Schirach auf grandiose Weise, menschliche Schicksale eindrucksvoll in nur wenige Zeilen zu packen, so dass man oftmals meint, einen ganzen Roman gelesen zu haben. Von Schirach bleibt seinem Stil treu und zieht seine Leser in gewohnter Manier in seinen Bann. In fast jeder Geschichte fühlt man sich angesprochen und vermeint, Dinge aus seinem eigenen Leben zu entdecken, die einem entweder selbst widerfahren sind oder über die man zumindest schon einmal nachgedacht hat. Der Autor hält uns oftmals einen Spiegel vors Gesicht, in dem wir uns auf unvermeidliche Art und Weise selbst erkennen. Wie kein anderer beherrscht von Schirach einen epischen Minimalismus, dem man sich schlichtweg nicht entziehen kann. Trotz des kühl und distanziert wirkenden Schreibstils findet man in den kurzen Geschichten eine Fülle an Emotionen, die einen direkt ins Herz trifft und berührt. Wie in fast allen seinen Geschichten handeln auch diese von der Einsamkeit der Protagonisten und von ihren Gedanken über den Sinn des Lebens. Von Schirach bringt all dies innerhalb kürzester Zeit auf den Punkt und schafft so manches Mal bessere Charaktere, als man sie in dicken Schmökern vorfindet. Die Opfer und Täter in diesen Geschichten erfahren Strafe(n), die nicht immer gerecht sind, aber dennoch eine nachvollziehbare Logik vorweisen. Von Schirach beherrscht sein Handwerk perfekt und zeigt Situationen auf, die jedem von uns passieren könnten oder auf die ein oder andere Weise vielleicht sogar passiert sind oder noch passieren werden. Es ist pures Leben, das aus den Storys sprudelt, und die sich nachhaltig ins Gedächtnis fressen, wie es auch schon bei der Geschichtensammlung „Carl Tohrberg“ der Fall war. Es mag den einen oder anderen Leser geben, der den knappen und schnörkellosen Schreibstil als zu schlicht und einfach abtut und dadurch der Intelligenz, die hinter fast jedem der Sätze steckt, keine Chance gibt. Wer es allerdings vermag, zwischen den Zeilen zu lesen, wird mit unglaublichen „Lebensweisheiten“ belohnt, die zum Nachdenken über das eigene Leben anregen. Die Seite der Justiz, die genau genommen im Vordergrund der Geschichten steht, wird von den Charakteren und deren Tragödien in den Hintergrund gerückt, so dass von Schirach es tatsächlich schafft, aus Kriminalfällen menschliche Dramen zu erschaffen. Fast möchte man bei den Geschichten von Ferdinand von Schirach das Wort „philosophische Justiz“ erfinden, um den Storys gerecht zu werden, die sich in diesem Buch befinden. Ferdinand von Schirach behandelt menschliche Abgründe auf eine hypnotische Weise, die die Handlungsweise der Protagonisten für den Leser absolut nachvollziehbar macht. Es ist reine Poesie, mit der hier von Mord und Totschlag berichtet wird, und über den teils brutalen Vorgängen legt sich ein Schleier aus Nostalgie und Melancholie, der die Tat(en) verklärt wirken lässt, als wären sie lediglich ein Traum, dem man beim Lesen beiwohnt. Überhaupt wirken die Kurzgeschichten wie Träume, die auf wenigen Seiten die Zeitspanne eines (fast) ganzen Lebens umfassen. Es ist immer wieder erstaunlich und überraschend, wie detailgetreu und komplex von Schirach seine Personen präzisiert, obwohl er dies nur auf wenigen Seiten tut. Und auch wenn man schon ein paar Bücher des Autors gelesen hat, wird man von manchen Entwicklungen dennoch überrascht, weil man so nicht damit gerechnet hat. Von Schirach erfindet das (sein) Rad nicht neu, dafür hat er schon zu viele Bücher gleicher Art auf den Markt gebracht, aber entgegen vieler Kritiker hält er sein Niveau definitiv konstant aufrecht und bleibt seiner Linie treu. Für mich gehört Ferdinand von Schirach zu den ganz großen deutschen Schriftstellern, deren Bücher schon bei ihrem Erscheinen Klassiker sind. Mich begeistert der philosophierende Jurist nach wie vor. . Fazit: In gewohnter Qualität schildert von Schirach menschliche Schicksale, die einen mitten ins Herz treffen. © 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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