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Rezension zu
In einem dunklen Walde

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Buch voller Poesie, Tiefsinn und Wahrheit

Von: Home is where the boys are
20.03.2018

In Dantes Göttlicher Komödie heißt es, dass wir in der Mitte unseres Lebensweges in einem dunklen Wald zu uns kommen werden. Joseph Luzzi ereilt dieses Schicksal am 29. November 2007 als seine im achten Monat schwangere Frau Katherine bei einem Verkehrsunfall ihr Leben lässt. Von einem Moment zum anderen verliert Joe seine Liebe und muss sich plötzlich in der Rolle des alleinerziehenden Vaters zurecht finden. Joseph Luzzi ist Professor für Italienisch am Bard College im Bundesstaat New York. In den Jahren seiner Trauer um seine Frau Katherine geht er gemeinsam mit Dante, dessen Werk er in seinen Seminaren unterrichtet, durch jenen dunklen Wald seines Schmerzes und der Trauer. Der 1265 in Florenz geborene Dante Alighieri schrieb sein Epos Die Göttliche Komödie nachdem er während einer diplomatischen Mission in die Verbannung geschickt wurde. Er sollte sein geliebtes Florenz niemals wieder sehen. Dante erzählt in seinem Meisterwerk in der Ichform über seine Reise ins Jenseits, die ihn durch die Hölle, den Läuterungsberg bis hin ins Paradies führt. Joe sucht die Antwort auf die Frage, ob wir eine Seele haben, etwas, das den Tod des Körpers überlebt – ebenso wie Dante, dem die Jugendliebe Beatrice viel zu früh wegstarb und die er in Göttlichen Komödie zur Heilsfigur machte. Joseph fragt sich, ob er Katherine noch lieben kann, selbst wenn sie bereits tot ist. Im Alltag versucht sich Joe mit der kleinen Tochter Isabel zurechtzufinden, was ihm aber sehr schwer fällt. Er legt die Kindererziehung anfangs lieber der Mutter und den Schwestern in die Hände und verliert sich in der Arbeit, schaltet dabei auch noch einen Gang rauf statt runter, weil er Angst hat, das was von ihm übrig ist, auch noch zu verlieren. Im Rückblick erkennt Joseph so manche Verletzung, die er Katherine mit scharfen Worten zufügte. Es ist als würde eine verwandelte Emotion, eine Wut, welche in Trauer verraucht, der selben Handlung einen ganz anderen Interpretationsspielraum gewähren. Doch auch der Grundton der Trauer und Verzweiflung verliert sich, je weiter Joseph mit Dante geht. Langsam bricht etwas in ihm auf und er findet die Kraft sich seiner Tochter zu öffnen. Die Trauer erweist sich als nur eine Seite der Medaille. Auf den dunklen Pfaden der Angst und der Traurigkeit wird Joe gestützt von dem Wissen nicht allein zu sein, den ein ebenso Verbannter, Dante, geleitet ihn durch eine Hölle hin zum göttlichen Frieden. Es gibt nur einen Schlüssel, mit dem man es schafft, die Seiten zu wechseln. Dafür muss man sein Herz öffnen – für das Leben und die Liebe. „In einem dunklen Walde“ steckt voller Poesie, Tiefsinn und Wahrheit. Es führt den Leser nicht nur durch ein literarisches Meisterwerk und bringt uns Dante Alighieri als Mensch und Dichter nahe, sondern will auch einen Weg aus der Trauer zeigen. Joseph Luzzi macht uns ein Stück Hölle zugänglich, die sich auftut, wenn man jemanden verliert, den man liebt. Er zeigt sie uns auf eine Weise, die anrührt, aber nicht zu Tränen rührt, so als würde er in sich die Finsternis mit einem Messer sezieren und katalogisieren. „In einem dunklen Walde“ bezeichnet der Autor als Sachbuch und doch ist es wohl eines der persönlichsten Bücher überhaupt.

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