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Rezension zu
Dunkelschwester

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Langsamer Jugendthriller um Vertrauen und Lügen

Von: Starting2Read
27.01.2018

Dunkelschwester von Kara Thomas liest sich wie eine YA-Version von Gillian Flynns Dark Places: Tessa war noch keine zehn Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihrer Freundin Callie den Mörder von deren älterer Kusine Lori beobachtet haben. Sie werden verhört, müssen vor Gericht aussagen, und geben schließlich Ausschlag für die Verurteilung von Wyatt Paul Stokes. Stokes soll. Stokes soll für die Ohio-River-Morde verantwortlich sein, denn bereits vor Lori wurden drei Mädchen brutal ermordet. Nun, viele Jahre später, kommen Zweifel an, dass das Ohio-River-Moster tatsächlich gefasst wurde. Denn abermals wurde ein Mädchen nach ähnlichen Muster ermordet – obwohl Stokes hinter Gittern sitzt. Und so stellt sich nicht nur die Frage, ob beide Mädchen und der Verurteilung eines Unschuldigen Schuld tragen, sondern auch, ob seit Jahren ein Mörder auf freiem Fuß ist und seiner Strafe zu entgehen droht. Im Zentrum des Thrillers stehen die Ermittlung im Fall der ermordeten Ariel sowie die Freundschaft zwischen Tessa und Callie. Gerade das Porträt dieser Mädchenfreundschaft ist sehr gelungen und trägt große Teile der Geschichte. Es ist interessant mitzuverfolgen, wie die beide Mädchen versucht haben, mit dem Erlebten umzugehen und wie sie sich nun langsam wieder annähern. Die Geschichte beginnt recht ruhig und langsam. Kara Thomas nimmt sich Zeit, ihre Geschichte zu entspinnen und die Verflechtungen der einzelnen Charaktere zu entwickeln. Sie zeichnet eine triste Kleinstadtwelt, wie sie es bereits in Little Monsters tat. Fayette ist eine traurige Stadt, in welcher die Zeit stehen zu bleiben scheint – Fortschritt und Zuversicht scheinen an ihr vorbeizugehen. Für Tessa ist sie das Abbild des Zerbrechens ihrer Familie und des Endes ihrer Kindheit. Im Laufe des Buches erinnert sie sich häufig zurück, und so erfährt der Leser vom schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter und zur innigen Liebe zu ihrer Schwester Jos und von der einst so engen Freundschaft zur gleichaltrigen Callie. Und gerade diese Rückblenden und Erinnerungsbruchstücke können zur Entwicklung der Geschichte und zur Ausstaffierung von Tessas Figur beitragen. Es werden dunkle Abgründe aufgezeigt, die gern stärker Es dauert lange, bis sich die Erzählgeschwindigkeit schließlich erhöht. Die Geschichte nimmt zunächst kaum an Fahrt auf, Kara Thomas gelingt es allerdings vor allem im letzten Drittel, den Leser zu fesseln und eine spannende wie mysteriöse Kriminalgeschichte zu entwickeln. So wird Dunkelschwester zu einem klassischen Whodunit, der menschliche Beziehungen ausleuchtet und hinterfragt, wem man tatsächlich trauen kann – sei es den eigenen Erinnerungen oder den engsten Vertrauten. Kara Thomas gelingt es gut, diese Ungewissheit einzufangen. Gerade die letzten circa einhundert Seiten sind wirklich spannend und können einen unerwarteten Plottwist bereithalten – gleichwohl einige Entwicklungen etwas unrealistisch und erdacht wirken. Da wäre es sinnvoll gewesen, einige Verstrickungen eher einzuleiten und stärker auszuleuchten. Das durchaus interessante Ende hätte so von einem stärkeren Spannungsbogen und -aufbau im frühen Verlauf des Romans profitieren können. Viele der Charakter bleiben leider recht eindimensional und daher kaum in Erinnerung. Sowohl Tessas Familie als auch Callies Freunden fehlt es an Kontrast, wodurch sie ebenso farblos wie Fayette erscheinen. Da verschwimmen die Figuren und gehen ineinander über, statt sich die Zeit zu nehmen, einige wenige Charaktere intensiver zu beleuchten und zu entwickeln. Dunkelschwester ist ein spannender Jugendthriller, welcher an Psychothriller von Gillian Flynn erinnert, und trotz des zähen Einstiegs sowie der teilweise mangelhaften Charakterentwicklung ein kurzweiliges und interessantes Leseerlebnis bieten kann. Wem auch Little Monsters gefällt, oder wer auf der Suche nach einer weniger brutalen und weniger erbarmungslosen Thriller à la Gillian Flynn ist, dem könnte auch dieser YA-Thriller von Kara Thomas gefallen.

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