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Rezension zu
Die Kinder

Offene Möglichkeiten ...

Von: Thomas Lawall
15.12.2017

Frank Benell steht kurz vor dem Ruhestand. Der erfahrene Polizist konnte in der Vergangenheit, gemeinsam mit dem Psychologen Robert Winter, eine ganze Reihe spektakulärer Mordfälle aufklären, doch der aktuelle Fall scheint ihn restlos zu überfordern. Zudem sind seine erheblichen Selbstzweifel absolutes Neuland für ihn, welche jedoch, was die zunächst noch gar nicht abzusehende Tragweite des Falles betrifft, durchaus berechtigt sind. Der Einstieg in "Die Kinder" liest sich wie ein Thriller konventioneller Machart, schnell, unkompliziert und mit scheinbar klarer Linie, wobei Wulf Dorn so nach und nach, raffiniert dosiert und versteckt, einige seltsame Stimmungen einbaut, die Leserinnen und Leser erst einmal leicht verunsichern und beunruhigen. Leider bleibt es im weiteren Verlauf dabei. Nach einem Verkehrsunfall wird Laura Schrader vom Ex-Ehemann ihrer Schwester Su auf einer einsamen Passstraße entdeckt. Auf der Suche nach einem Warndreieck entdeckt Patrick Landers im Kofferraum des Unfallwagens eine Leiche. Nicht nur die Verletzungen sind entsetzlich, sondern auch die Tatsache, um wen es sich bei der Leiche handelt. Die dramatischen Ereignisse erfahren bald eine nicht unwesentliche Steigerung, welche leider auf dem Klappentext bereits verraten wird. Der Rezensent hat diesen glücklicherweise völlig überlesen, so dass ihn jener Knalleffekt einigermaßen verblüffen konnte. Der Wagen von Patrick Landers wird gefunden. Er selbst ist aber verschwunden. Jedoch nicht nur er ...! Deshalb sei an dieser Stelle ein ungewöhnlicher Aufruf erlaubt, nämlich jener, den Klappentext möglichst nicht zu lesen! Zwischen Rückblenden und den unterschiedlichen Erzählperspektiven baut der Autor zusätzlich Episoden aus aller Herren Länder, scheinbar ohne Zusammenhang, ein, wobei diese eines gemeinsam haben. Alle machen auf furchterregende Weise klar, wie in verschiedenen Teilen der Welt mit Kindern umgegangen wird. Leider entsprechen diese Einschübe (bis auf eine Ausnahme), die auf Pressemitteilungen basieren, wie der Autor in seinen einleitenden Worten erklärt, ganz im Gegensatz zur fiktiven Handlung des Romans, der Realität! Was für den Autor ein Anliegen gewesen sein mag, ist aber letztlich nur Mittel zum Zweck: Einen spannenden Thriller zu schreiben. "Die Kinder" enthält Schnittmengen zum Horror-Genre und erinnert an John Wyndhams "Kuckuckskinder" (The Midwich Cuckoos), bzw. an die Verfilmungen ("Das Dorf der Verdammten"). Insgesamt entwickelt sich die Story viel zu schnell und wenig anspruchsvoll. Die völlig gesichtslosen Akteure passen hervorragend dazu. Polizist und Psychologe spielen im Prinzip gar keine Rolle, einzig Laura besitzt so etwas wie den Ansatz einer Persönlichkeit. Ihr Gespräch mit Robert Winter bildet die Grundlage für fast die gesamte Geschichte, was durchaus ein spannender Ansatz für Größeres wäre. Doch leider rast Wulf Dorn mit großem Tempo durch den erdachten Trip, der in der vorliegenden Version weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Ein gewaltiges Epos hätte daraus entstehen können, auch und besonders was den etwas unbefriedigenden Schluss betrifft. Immerhin bleibt eine nicht unoriginelle Schlusspointe, aber letztlich nur ein Roman für Zwischendurch und in gerade mal doppelter Spielfilmlänge. Schade.

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