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Rezension zu
Das Ende der Menschheit

Das Ende der Menschheit 2.0

Von: Soleil
21.11.2017

Stephen Baxter hat eine Fortsetzung - vom H. G. Wells Estate abgesegnet - zu einem der bekanntesten SF-Klassiker geschrieben. Vermutlich nicht nur, um sich einer kleinen Herausforderung zu stellen, denn es ist bereits geraume Zeit eine neue TV-Serie zu H.G. Wells "Krieg der Welten" angekündigt. Die letzte Verfilmung stammt aus dem Jahr 2005 und wurde mit Tom Cruise umgesetzt. Baxter hat es geschafft, sich bravourös in Wells Werk hineinzuversetzen und die Geschehnisse in einem Erdenjahr um 1920 glaubhaft rüberzubringen. Allerdings wird schon nach wenigen Seiten klar, dass genau deswegen nur der Leser eine Chance hat, der das Original kennt. Wohlgemerkt nicht in Film-, sondern in Buchform. Andernfalls klaffen mehrere Verständnislücken auf, die kaum gefüllt werden können. Sich also einfach darauf einzulassen und Charaktere wie Umgebung kennenzulernen, funktioniert nicht. Baxter hat gerade einmal vierzehn Jahre nach Ende von Wells Werk vergehen lassen und so trifft der geneigte Leser auf Figuren aus dem Erstlingswerk; ebenfalls hat sich technisch nicht wirklich viel verändert. Die Jahre, die zwischen Neuautor und Altwerk liegen hätten lieber auch in der Geschichte ruhen sollen, denn so ganz abstreifen konnte der Autor das leider nicht, auch wenn es gleiche Zeit und Ort geblieben sind. Zwischen den Zeilen ist jedoch immer der große zeitliche und örtliche Abstand zu spüren. Die eigenen Sichtweisen zu verbergen ist dem Autor leider nicht gelungen und manchmal ist es reichlich schwer, darüber hinwegzusehen. Hinzu kommt, dass große Teile der Handlung, natürlich, mit Krieg und militärischen Handlungsweisen zu tun haben und wer damit nicht gut klarkommt, sollte besser die Finger vom Roman lassen. Auch schadet es nicht, in den tatsächlichen historischen Begebenheiten etwas versiert zu sein, denn Baxter lässt zahlreiche Persönlichkeiten der damaligen Zeit auftreten, wenn auch meist im völlig fiktiven Kontext. Als Deutscher schluckt man auch ein ganz paar Mal. Es ist schwierig, Baxters Story angemessen einzuschätzen. Einerseits ist es hervorragend recherchiert und konzipiert, spannend verpackt und durchaus lesenswert. Andererseits vermag es sicher nicht jeder Leser einen Zugang zu den Geschehnissen zu finden, nicht zuletzt, weil es sich eben so stark an das Vorbild hält - und dann wieder nicht. In jedem Fall schadet es nicht, zuerst das Original zu lesen und erst dann zu diesem Buch zu greifen. Wer Wells mochte, dem wird wohl auch Baxter liegen. Alle anderen besser erst einmal probelesen. "Das Ende der Menschheit" ist ein komplexer und recht anspruchsvoller Roman, der eine lesenswerte Hommage an den Vorgänger ist, aber leider nicht vollständig zu überzeugen vermag.

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