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Rezension zu
Unvollkommene Verbindlichkeiten

Achterbahn der Gefühle

Von: Märchenbuch
05.11.2017

Ester Nilsson ist Mitte dreißig, als sie sich Hals über Kopf in den verheirateten Olof Sten verliebt. Doch der Theaterschauspieler betont ziemlich deutlich, dass er keine Beziehung zu ihr eingehen möchte. Unverblümt macht er Ester klar, dass er seine Ehefrau niemals verlassen wird, trifft sich aber dennoch heimlich mit Ester und nährt so ihre Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Olof lässt sich schließlich doch auf eine Affäre mit Ester ein, von der er stets behauptet, dass es keine sei. Er bezeichnet ihre Verbindung als Freundschaft, wobei ihre Beziehung ganz offensichtlich weit über ein freundschaftliches Verhältnis hinausgeht. Ester verliert sich und ihre Wünsche völlig aus den Augen und richtet ihr ganzes Leben darauf aus, Olof zur Verfügung zu stehen. Unaufhörlich interpretiert und analysiert sie Olofs Worte und Nachrichten und versucht sein Verhalten zu begreifen. Als Meisterin der Selbsttäuschung, gelangt sie allerdings immer wieder zur vermeintlich falschen Erkenntnis, dass Olofs Ehe kurz vor dem Ende steht und er sich bald für eine Zukunft mir ihr entscheiden wird. Mehrmals versucht Ester sich von Olof zu lösen, doch sobald sie im Begriff ist den Kontakt zu ihm abzubrechen, ergreift er plötzlich die Initiative und meldet sich wieder bei ihr. Obwohl er sich nicht festlegen möchte, ist er auch nicht bereit Ester gehen zu lassen und der Mitdreißigerin fehlt stets die Kraft ihm zu widerstehen. Sie durchlebt ein dauerndes Wechselbad der Gefühle zwischen Glück und Leid, Nähe und Distanz. Bis irgendwann die Wut auf Olof und die Verzweiflung überhand nehmen und Ester zu einem gewaltigen Befreiungsschlag ausholt. Mit der Fortsetzung des Buches „Widerrechtliche Inbesitznahme“ lässt uns Lena Andersson erneut an Ester Nilssons komplexem Liebesleben teilhaben. Einfach großartig dokumentiert die Autorin in „Unvollkommene Verbindlichkeiten“ die Gefühlswelt und den Gemütszustand einer Frau, die sich zum wiederholten Male in einen Mann verliebt, der sich nicht zu ihr bekennen möchte. Ester und Olof werden präzise charakterisiert und ihre Gespräche werden nicht nur in alle Einzelheiten zerlegt, sondern auch in brillante und geistreiche Worte gefasst. Ester war mir recht sympathisch und ich empfang Mitleid mit ihr und ihrer emotionalen Abhängigkeit, doch meistens benahm sie sich nervig und dümmlich. Für Ester standen Olofs klare Aussagen stets im Widerspruch zu seinem Verhalten, doch diesen Eindruck kann man als Leser einfach nicht teilen. Ester deutet Olofs Worte ausschließlich zu ihren Gunsten und dies war kaum zu ertragen, machte aber auch den Reiz dieser Geschichte aus. Während dem Lesen baut sich eine unfassbare Spannung auf und auch wenn der Roman stellenweise recht langatmig wird, fragt man sich ständig, wie es mit den beiden ungleichen Protagonisten wohl weitergehen wird und wann sich Ester endlich aus dieser Affäre emotional befreien kann. Ein beeindruckender und unterhaltsamer Roman über Selbstwert, Abhängigkeit und die Suche nach der Liebe.

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