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Rezension zu
The Hate U Give

The Hype U Give

Von: Alexandra (The Read Pack)
11.10.2017

Das furchtbar gemeine an Hypes ist ja, dass die gehypten Bücher nach dem Sturm der Begeisterung und allgemeinen Euphorie die Erwartungen des einzelnen Lesers kaum noch erfüllen können. Es muss schließlich ein wahnsinnig gutes Buch sein. Ein richtig wahnsinnig gutes Buch. Wären sonst alle anderen so begeistert gewesen? Ja und nein. Einerseits können die Leser, die das Buch entdecken und den Hype “auslösen” (ja, ich weiß dass auch ein gewisses Maß an Verlagsarbeit dazugehört) das Buch noch deutlich unvoreingenommener erleben und genießen. Andererseits heißt natürlich die Begeisterung des Einen nicht, dass auch der nächste Leser ebenso begeistert sein wird. Dieses Risiko gehen wir mit unseren Rezensionen immer ein. Ich empfehle nach bestem Wissen und Gewissen eine Geschichte, ob meine Leser meine Einschätzung immer teilen, kann ich nur vermuten. Warum die lange Vorrede? Ich habe “The Hate U Give” gern gelesen, aber die allgemeine Euphorie blieb bei mir aus. Es ist ein Buch mit einer wichtigen und aktuellen Thematik, interessanten Charakteren und einem halbwegs brauchbaren Spannungsbogen. Als aufrüttelnd und erschütternd habe ich es nicht empfunden, obwohl die Handlung einige Erschütterungen bereithält. Es geht um Polizeigewalt, Vorverurteilung und Rassismus. Die 16-jährige Starr erlebt, wie ihr Freund Khalil bei einer eigentlich ganz alltäglichen Verkehrskontrolle von einem Polizisten erschossen wird. Starr und Khalil sind schwarze Jugendliche aus einem verarmten Viertel, in dem Gewalt und Drogen an der Tagesordnung sind. Khalils Tod die Folge einer so einfachen wie falschen Rechnung: weil er ein Schwarzer ist und aus dieser Gegend kommt, muss er ein Thug sein. Ein kleiner Gangster. Die Handlung ist angelehnt an die Vielzahl von realen Begebenheiten, die uns in den amerikanischen Medien immer wieder begegnen. Gerade deshalb habe ich mir viel von diesem Buch versprochen. Ich wollte verstehen. Wieso kommt es immer wieder zur Gewalt von Polizisten gegen Schwarze? Warum hält sich dieser institutionalisierte Rassismus? Aber obwohl im Buch toll die Sicht von Starr beschrieben wird, fehlten dafür ein wenig die Hintergründe. Versteht mich nicht falsch: ich war begeistert wie normal und nachvollziehbar Starrs Reaktionen dargestellt werden, wie bewegend auch Khalils Hintergründe und Beweggründe für seine Entwicklung erklärt wurden. Mir fehlte auch keine “weiße Perspektive” (völliger Quatsch, wer so etwas bei diesem Buch sucht, hat das Thema wohl nicht verstanden). Aber für meinen Geschmack blieben einige Fragen offen. Ein wenig zweifle ich auch an der Darstellung der Hauptfiguren rund um Starr. Ihre Familie wurde mir manchmal zu sehr wie die Huxtables aus der “Bill Cosby Show” dargestellt. Trotz des harten Lebens und einiger extremer familiärer Verwicklungen waren mir zeitweise alle zu pädagogisch wertvoll, verständnisvoll und konsequent. Natürlich sind es gerade entgegen des allgemeinen Ghetto-Klischees normale Leute, aber mir war das alles manchmal fast ein bisschen zu perfekt. Es gibt viele gute Gründe dieses Buch zu mögen und noch mehr gute Gründe es zu lesen. Es macht Sinn sich mit diesen Themen inhaltlich zu beschäftigen und auch erzählerisch ist dieser Roman wirklich in Ordnung. Für die ganz große literarische Offenbarung fehlte mir leider noch ein wenig Tiefe, mehr Ecken und Kanten.

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