Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Der verbotene Liebesbrief

Ein Pageturner par excellence

Von: Buntes Tintenfässchen
10.10.2017

Wenn man denkt, man weiß ziemlich genau, in welche Richtung Lucinda Rileys Romane mit beeindruckender Regelmäßigkeit gehen, dann kommt sie mit einem neuen Buch um die Ecke und überrascht einen komplett. Genau so war es mit Der verbotene Liebesbrief. Zwar dreht sich auch diese Geschichte wieder um ein verhängnisvolles Geheimnis aus der Vergangenheit, dessen Enthüllung weitreichende Folgen für den Entdecker hat, aber es spielt durchgehend auf einer Zeitebene. Der Leser begleitet die angehende Journalistin Joanna bei ihren Recherchen zu einem mysteriösen Liebesbrief, der ihr unter ebenso mysteriösen Umständen zugespielt wird. Und auch wenn er aus den 1920er Jahren stammt, verlässt Riley die Zeitebene der Gegenwart (hier 1995) nicht, sondern lässt den Leser diesmal genau das entdecken, was auch die Protagonistin entdeckt. Wir lernen das geheimnisvolle Leben des Schauspielers James Harrison also anhand alter Dokumente und verworrener Spuren durch die Augen von Joanna und seinen Angehörigen kennen - das ist aber nicht minder spannend. Mir hat das sehr gut gefallen und es bringt frischen Wind in Rileys Romane. Spannend sind Rileys Geschichten ja sowieso, aber mit Der verbotene Liebesbrief wagt sie sich einmal in ein völlig anderes Genre vor. Dieses Buch liest sich nämlich nicht nur durchgehend wie ein Thriller, es ist auch einer. Das Geheimnis, dem Joanna auf der Spur ist, ist von nationaler Bedeutung und so gibt es natürlich mehrere Parteien, die vor allem daran interessiert sind, dass es ein Geheimnis bleibt. Eine gefährliche Situation jagt die andere, Paranoia und Skepsis lassen bei Joanna immer wieder Zweifel daran aufkommen, ob sie wirklich noch einen Schritt weitergehen kann. Aber wie auch der Leser wird sie in einen Sog gezogen, dem sie nicht entkommen kann und ist schon bald an einem Punkt, an dem sie nicht mehr aufhören kann. Langeweile kommt bei der rasanten Handlung garantiert nicht auf. Ich konnte das Buch nicht aus den Händen legen. Die Mischung aus Familiengeheimnis und Action-Thriller hat mich von Anfang bis Ende in Atem gehalten und ich muss sagen, dass Riley diesen Genre-Mix bravourös bewältigt hat. Anders als bei vielen anderen Romanen, kommt bei Der verbotene Liebesbrief nicht erst auf den letzten Seiten Spannung auf. Riley platziert wohl dosiert und vor allem geschickt einen Plot Twist nach dem anderen und dem kann man sich einfach nicht entziehen. Mich haben hier viele Dinge fasziniert und zum Nachdenken angeregt. Etwa die Rolle des Staates und der Monarchie, die teils fragwürdige Existenz von Geheimdiensten, die man vielleicht ab und an kritisch hinterfragen sollte, und vor allem dieses schwerwiegende, unfassbare Geheimnis, das Joanna und alle, die es aufdecken wollen, in große Gefahr bringt. Obwohl Riley den Leser systematisch mit der Nase darauf stößt, hatte ich bis zuletzt keine Ahnung, worum es geht. Wie immer grandios eingefädelt! Natürlich kann ich keine Aussage dazu treffen, wie realitätsnah Riley die Arbeit der Geheimdienste schildert - ob man hier wirklich über Leichen gehen würde, um ein Geheimnis zu wahren, das über ein halbes Jahrhundert in der Vergangenheit liegt? Einerseits, nein. Das würde man nicht denken. Andererseits: Großbritannien ist ein traditionsreiches Land und wer weiß, wie viele Leichen die großen Adelsfamilien so im Keller haben. Eine Menge, würde ich denken. Das ganze packende Szenario würzt Riley außerdem mit einer ordentlichen Prise Romantik - wer ihre Bücher kennt, weiß, dass die nicht fehlen darf. Auch wenn sie sich hier einmal mehr einiger Klischees bedient und am Ende vielleicht ein kleines Bisschen über das Ziel hinausschießt, darf die Romanze einfach nicht fehlen. Und schließlich beginnen ja wohl die meisten bedeutenden Geschichten mit einem Romeo-und-Julia-Szenario, oder? ;) Übrigens: Kennt ihr diese Horrorfilme, in denen die beiden verbliebenen Jungfrauen über den Killer siegen und sich selig in den Armen halten? Und dann gibt es einen Schnitt, es erscheint der Schriftzug "x Monate später" auf dem Bildschirm und wir sehen den Irren, wie er, die Axt hinter sich her schleifend, die Straße entlanggeht? Macht euch auf ein spannendes Ende gefasst ;) Mein Fazit: Wow - wieder einmal hat mich Lucinda Riley komplett überrascht. Einerseits bleibt sie ihrem Schema (sehr zu meiner Freude) treu und entführt den Leser wieder einmal in eine längst vergangene Zeit mit großen Rätseln und Geheimnissen. Andererseits aber ist der Der verbotene Liebesbrief ein spannender Thriller, der einen kaum zu Atem kommen lässt. Das hatte ich nicht erwartet und es hat mir außerordentlich gut gefallen. Trotz vielleicht einiger nicht ganz so realistischer Situationen ist das Buch Unterhaltung pur - von der ersten bis zur letzten Seite. Ein Pageturner par excellence.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.