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Rezension zu
Der Informant

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Komplex, aber dennoch durchschaubar

Von: Julia L. Jordan
25.09.2017

Ich bin ein großer Fan von guten, alten Spionage-Thrillern und so erschien mir dieses Buch als eine interessante Neuinterpretation eines alten Genre. Die Idee, dass ein einfacher Journalist auf der ganzen Welt als Sammler von Informationen eingesetzt wird, klang gut. Ein etwas eigenwilliger Schreibstil Tatsächlich ist dieser Thriller auch solide recherchiert. Die Hauptperson Will arbeitet als Journalist für ein Reisemagazin, weswegen er in viele ferne Länder reist, Wein trinkt und auserwählte Speisen kostet. Das Buch versteht es, Fernweh und Sehnsucht nach einem luxuriösen Leben zu wecken, eben genau so, wie man es sich von einer gehobenen Reiseagentur erwarten würde. Der Schreibstil wiederum ist ein wenig eigenartig. Einerseits störe ich mich an dem Präsens, doch da ich den Zweck in diesem Buch erkenne, kann ich darüber hinweg schauen. Es wird nicht immer aus derselben Perspektive erzählt, doch leider wird nicht am Beginn eines jeden Absatzes klar, durch wessen Augen wir das Geschehen gerade wahrnehmen. Das hat bei mir manchmal für ein wenig Verwirrung gesorgt. Trotzdem ließ sich das Buch flüssig lesen und die Übersetzerin zeigt mal wieder, dass sie ihr Handwerk beherrscht. Viele undurchschaubare Charaktere Wie es in einem solchen Thriller üblich ist, haben wir viele verschiedene Charaktere vor uns. Die Hauptperson ist ganz klar Will, doch auch seine Ehefrau, sein Chef und diverse andere Menschen treten auf, bei denen man lange nicht weiß, auf welcher Seite sie stehen und welche Motivation sie haben. Sie werden alle absichtlich undurchschaubar gehalten. Es gibt auch viele Szenen auf der ganzen Welt, die kaum eine Seite lang sind, bei der man einzelne Personen bei ihrer Arbeit beobachtet, ohne dass man Kontext geliefert bekommt. Gerade bei Spionage-Thrillern ist das durchaus üblich, hier jedoch wurde ich dieses Tricks schnell müde, weil er ein wenig zu oft eingesetzt wurde. Auch geschah es ein wenig zu oft, dass Personen mit falschen Namen („sie nannte sich XY“) vorgestellt oder nur bei Attributen beschrieben werden („die Blondine“), um die Identität für den Leser zu vertuschen. Mir zumindest war jedoch fast immer klar, mit wem wir es zu tun haben, zumindest in solchen Szenen, bei denen die Hauptpersonen als unerkennbar vorgestellt werden. Das führt tatsächlich dazu, dass die wichtigsten Figuren als Charaktere schwer greifbar werden, da ihre Charakterisierung in den Momenten, in denen ihre Identität geheim gehalten werden soll, ein wenig zu stark abweicht. Komplexe Story, die trotzdem leicht zu durchschauen ist Der Plot ist komplex und gut durchdacht, leider war mir jedoch nach etwa 100 Seiten glasklar, was läuft, und nach weiteren 200 Seiten war ich mir ziemlich sicher, dass ich die Intrigen durchschaut und die eigentlichen Motivationen der einzelnen Charaktere erkannt habe. Dass ich am Ende Recht behalten sollte, hat mich gleichzeitig gefreut – man hat schließlich gerne das Gefühl, klug zu sein – aber auch enttäuscht, denn bei einem über 500 Seiten starken Buch ist es schade, wenn nach 100 Seiten das Konzept schon mehr oder minder klar ist. Trotzdem finde ich das Buch nicht schlecht. Ich hatte Spaß beim Lesen, konnte in der Geschichte versinken und auch die vielen Ortswechsel haben mich nicht gestört. Die Geheimniskrämerei des Autors war leider übertrieben und ich habe das Gefühl, dass er nicht recht wusste, ob er seinen Lesern nun Brotkrumen hinstreuen soll, damit sie den Plot selbst lösen können, oder nicht. Am Ende hat er sich nicht wirklich entschieden und trotzdem zu viel verraten. Das ist schade. Vielleicht hätte eine dichtere Erzählweise es ermöglicht, den Plot länger geheim zu halten und so den Leser länger gespannt mit raten zu lassen. FAZIT: Der Thriller „Der Informant“ von Chris Pavone ist eine solide recherchierte Spionage-Geschichte, die mit ausführlichen Landesbeschreibungen und der Darstellung von Speisen und Getränken Fernweh zu wecken weiß. Die vielen Charaktere sind zwar durchaus gut dargestellt, doch manchmal zu ambivalent, um echt zu wirken. Auch das Verwirrspiel, das der Autor mit seinen Lesern treiben will, ist nicht vollständig gelungen, da einerseits schnell klar ist, wie der Hase läuft, und andererseits zu oft Szenen eingebaut sind, die ohne Kontext dastehen. Trotzdem ist das Buch unterhaltsam, liest sich flüssig und ist ein solider Roman. Wer Spionage-Geschichten mag, kann hier ruhig zugreifen.

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