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Rezension zu
Der Hirte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Cleveres Thriller-Debüt

Von: Martin K.
30.07.2017

Es ist kaum zu glauben, dass "Der Hirte" von Ingar Johnsrud ein Krimidebüt ist. Der Norweger versteht sein Handwerk und liefert eine clevere skandinavische Thriller-Kost ab, die an die Glanzzeiten des Genres erinnert und sich auch vor den Werken von Stieg Larsson oder Henning Mankell nicht verstecken muss. Ein privates Schicksal hat die Karriere von Kommissar Fredrik Beier in Richtung Abstellgleis gelenkt. Seine Chefs beauftragen ihn mit Routinefällen. Doch einer dieser Routinefälle entpuppt sich als atemlose Jagd nach einem gefährlichen Killer. Dabei hatte alles ganz harmlos begonnen. Die Tochter der einflussreichen Politikerin Kari Lise Wetre wird als vermisst gemeldet. Sie gehörte der Glaubensgemeinschaft "Gottes Licht" an. Als Beier jedoch auf den Hof der christlichen Sekte beordert wird, findet er dort fünf Männer tot auf. Sie wurden auf grausame Art hingerichtet. Bald macht Beiers Team auf dem Gelände der Glaubensgemeinschaft eine Entdeckung: ein biochemisches Labor. Woran hat die Sekte gearbeitet? Wo sind die anderen Mitglieder der Sekte abgeblieben? Und: Warum liegt im Zimmer des Pastoren der Glaubensgemeinschaft eine deutschsprachige Bibel samt Widmung aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs? In der Paperback-Fassung von blanvalet spinnt der Norweger Johnsrud über 512 Seiten hinweg sein raffiniertes Netz aus Spuren, Aussagen und Intrigen. Vertrauen und Misstrauen, Alleingang und Teamwork, Vergangenheit und Gegenwart – all das gehört zusammen. Ob Privatleben oder Beruf, ob Ermittler oder Mörder, Ingar Johnsrud hat die Charaktere dieses Thrillers vielschichtig ausgearbeitet. "Der Hirte" erscheint nicht als mit heißer Nadel gestrickte Krimiliteratur, die bloß nicht zu viel Anspruch haben darf. Im Gegenteil, Johnsrud konfrontiert den Leser mit den Abgründen der Menschlichkeit. Darüber hinaus fordert er ihn auch: Gerade zu Beginn wirken die vielen Perspektivwechsel, der Erzählstrang aus der über Jahrzehnte zurückliegenden Vergangenheit und die auf der Stelle tretende Ermittlung frustrierend. Doch Johnsrud verzettelt sich hier nicht. Er behält seinen roten Faden im Blick. Nach und nach fügen sich in "Der Hirte" alle Puzzleteile zusammen. Johnsruds Handlung erlebt dann ein Crescendo und steuert auf den Paukenschlag hin. Gleichzeitig bleibt der Thriller der Auftaktroman zu einer Trilogie um den Osloer Ermittler Fredrik Beier. Der zweite Teil hat es jedoch noch nicht nach Deutschland geschafft. "As We Fall" erschien laut Ingar Johnsruds Blog aber dieses Jahr schon in Polen, Italien oder Frankreich. Deutschland sollte da nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dafür ist "Der Hirte" von Johnsrud zu überzeugend.

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